Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Umstandes, dass die angeblichen Bücher der Prophezeiungen unbeschrieben sind, stellt für dich keinen Widerspruch dar, sondern ist lediglich ein verwirrender Tatbestand, über den du zunächst einmal nicht hinreichend informiert bist, um die Fakten zu erklären. Schließlich kann dich niemand zwingen, ohne ausreichende Informationen oder vor Abschluss deiner Ermittlungen zu einer Schlussfolgerung zu gelangen oder eine aus anderen Gründen nicht akzeptable Auffassung zu übernehmen.
Was für ein Sucher wäre ich, wenn ich mich so verhielte? Schließlich ist es der Verstand eines Mannes, der ihn zum Sucher macht, und nicht das Schwert. Das Schwert ist nur ein Werkzeug – das hast du mir selbst beigebracht.
In Kahlans Fall sind meiner Meinung nach immer noch zu viele Fragen offen, um mit Bestimmtheit sagen zu können, dass das, was wir in jener verregneten Nacht gesehen haben, die Wahrheit ist. Bis zum endgültigen Beweis werde ich also weiter nach der Wahrheit suchen, denn was hier geschieht, ist in meinen Augen weit gefährlicher, als außer mir irgendjemandem klar zu sein scheint – mal ganz abgesehen davon, dass mir sehr daran gelegen ist, einen geliebten Menschen wiederzufinden, der dringend meine Hilfe braucht.«
Zedd setzte sein großväterliches Lächeln auf. »Dagegen ist nichts einzuwenden, Richard, wahrlich nicht. Trotzdem erwarte ich irgendeinen Beweis von dir, dein Wort allein genügt mir nicht.«
Richard nickte seinem Großvater entschlossen zu. »Zunächst einmal wirst du wohl zugeben müssen, wie verdächtig es ist, dass nur Prophezeiungen rund um Kahlans und mein Leben verschwunden sind. Die Erinnerung an sie wurde gelöscht, und nun sind auch noch jene Prophezeiungen verschwunden, die vermutlich einen Hinweis auf sie enthalten haben. In beiden Fällen wurde die Erinnerung eines jeden an zwei durchaus reale Dinge – die Person selbst sowie die sie betreffenden Prophezeiungen – getilgt.
Verstehst du, worauf ich hinauswill?«
Nicci war ungeheuer erleichtert, Richard wieder logisch denken zu sehen. Gleichzeitig beschlich sie der Verdacht, dass das, was er da sagte, auf merkwürdige Weise gar nicht so abwegig klang.
»Ja, mein Junge, ich sehe durchaus, worauf du hinauswillst, aber siehst du auch, dass deine Hypothese ein gewisses Problem birgt?«
»Und das wäre?«
»Wir alle erinnern uns an dich, richtig? Und doch sind die dich betreffenden Prophezeiungen verschwunden. Es zeigt sich also, dass das Problem mit den Prophezeiungen in diesem Fall nicht das Geringste mit dem zu tun hat, von dem du dir eine Erklärung oder gar einen Beweis für die Existenz Kahlan Amnells erhoffst.«
»Und wieso nicht?«
Zedd stieg langsam die Stufen hinauf. »Weil es etwas mit der Natur dessen zu tun hat, was ich bei meinen eigenen Nachforschungen zu dem Problem der Bücher der Prophezeiungen herausgefunden habe. Ich bin nämlich auch ziemlich neugierig, musst du wissen.«
»Das weiß ich, Zedd. Aber es könnte doch zusammenhängen«, beharrte Richard, während er neben seinem Großvater herlief.
Als auch Nicci ihm hinterhereilte, waren die Übrigen gezwungen, sich ihnen anzuschließen.
»Es mag dir vielleicht so erscheinen, Junge, aber deine Theorie weist gewisse Mängel auf, denn die Fakten decken sich nicht ganz mit deiner Folgerung. Du versuchst dir ein paar Stiefel anzuziehen, die zwar gut aussehen, aber leider etwas klein ausgefallen sind.« Er versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter. »Sobald wir in der Bibliothek sind, werde ich dir zeigen, was ich meine.«
»Wer ist eigentlich diese Kahlan?«, fragte Nathan.
»Jemand, der verschwunden ist und den ich noch nicht wieder gefunden habe«, antwortete Richard über seine Schulter. »Aber das werde ich noch.«
Dann blieb er stehen und wandte sich herum zu Ann und Nathan. »Weiß vielleicht von euch jemand, was sich hinter dem Begriff Feuerkette verbirgt?« Die beiden schüttelten den Kopf. »Und was ist mit der vierköpfigen Viper, oder dem Herz der Leere?«
»Ich fürchte, zweimal nein, Richard«, antwortete Ann. »Aber da wir gerade beim Thema sind: Es gibt da noch ein paar andere Dinge, über die wir mit dir sprechen müssen.«
»Sobald wir Zedds sich auf die Prophezeiungen beziehende Textstelle gesehen haben«, entschied Nathan.
»Dann kommt«, sagte Zedd, an alle gewandt, raffte mit einer eleganten, schwungvollen Bewegung sein schlichtes Gewand und marschierte los.
52
Richard hatte sich in der edel eingerichteten Bibliothek hinter Zedd
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