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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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in ihrer Abschrift aus den Gewölbekellern des Palasts damals womöglich in betrügerischer Absicht mit falschen Prophezeiungen aufgefüllt worden? Ein solcher Betrug war fast zu niederschmetternd, um ihn auch nur in Betracht zu ziehen.
    »Und zu welchem Ergebnis bist du gelangt?«, fragte sie.
    »Dass ich dieses Original exakt zitieren kann – nicht mehr und nicht weniger.«
    Ann stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Aber das ist doch großartig, Nathan. Das bedeutet, dass unsere Abschrift nicht mit erfundenen Prophezeiungen ergänzt wurde. Warum solltest du dir den Kopf zerbrechen, bloß weil dir ein paar Leerstellen entfallen sind? Es sind Leerstellen, dort steht nichts. Da ist nichts, dessen du dich erinnern könntest.«
    »Unsere Abschrift damals im Palast wies keine Leerstellen auf.«
    Die Augen zusammengekniffen, versuchte Ann, sich zu erinnern. »Nein, das tat sie nicht. Daran erinnere ich mich genau.« Sie schenkte dem Propheten ein begütigendes Lächeln. »Aber begreifst du nicht? Wenn du dieses Exemplar rezitieren kannst, nicht mehr und nicht weniger, und deine Kenntnis des Textes sich auf unsere Abschrift bezieht, kann das nur eins bedeuten: Wer immer die Abschrift angefertigt hat, hat den Text einfach komprimiert, statt die sinnlosen, von dem ursprünglichen Propheten hinterlassenen Leerstellen mit zu übertragen. Wahrscheinlich hatte der sie einfach offen gelassen für den Fall, dass er noch weitere Visionen bezüglich dieser Prophezeiungen hätte und er den bereits niedergeschriebenen Text ergänzen müsste. Offenbar ist dieser Fall aber nie eingetreten, und die Stellen sind leer geblieben.«
    »Ich weiß genau, dass unsere Abschrift mehr Seiten enthielt.«
    »Dann vermag ich dir nicht mehr zu folgen.«
    Diesmal war es an Nathan, die Hände verzweifelt in die Luft zu werfen. »Ann, begreifst du denn nicht? Hier, sieh ins Buch.« Er drehte es zu ihr herum. »Sieh dir die vorletzte Verzweigung der Prophezeiung an. Sie umfasst eine Seite, gefolgt von sechs Leerseiten. Kannst du dich an eine einzige Prophezeiung in unserer Abschrift von Glendhills Theorie der Abzweigungen erinnern, die nur eine einzige Seite umfasste? Nein, so kurz war keine, dafür waren sie zu komplex. Du weißt, dass diese Prophezeiung mehr umfasste, und ich weiß es, und doch herrscht in meinem Kopf eine ebensolche Leere wie auf diesen Seiten. Was ursprünglich dort stand, ist nicht nur aus diesem Buch, sondern auch aus meinem Gedächtnis verschwunden. Und sofern du mir nicht den Rest der Prophezeiung, so wie er deines Wissens hier niedergeschrieben sein sollte, zitieren kannst, ist er auch aus deinem Gedächtnis gelöscht worden.«
    »Nathan, das ist doch einfach nicht – ich meine, ich wüsste wirklich nicht …«, stammelte Ann konsterniert.
    »Hier«, unterbrach er sie und schnappte sich ein hinter ihm liegendes Buch. » Gesammelte Ursprünge . Ich bin sicher, du erinnerst dich.«
    Voller Ehrfurcht nahm Ann das Buch aus seinen Händen entgegen. »Oh, Nathan, natürlich erinnere ich mich. Wie könnte man ein so unscheinbares und dennoch wundervolles Buch vergessen?«
    Bei Gesammelte Ursprünge handelte es sich insofern um eine äußerst seltene Prophezeiung, als sie von Anfang bis Ende in Form einer Geschichte verfasst war. Ann mochte die Geschichte sehr, sie hatte eine Schwäche für Abenteuer- und Liebeserzählungen, auch wenn sie das anderen gegenüber nie eingestehen mochte. Der Umstand, dass es sich bei dieser romantischen Erzählung in Wahrheit um eine Prophezeiung handelte, bot also praktisch die Gewähr dafür, dass sie bestens mit ihr vertraut war.
    Lächelnd klappte sie den Einband des schmalen Büchleins auf.
    Die Seiten waren leer – alle.
    »Erklär mir«, sagte Nathan mit der ruhigen, Achtung gebietenden, sonoren Stimme eines Rahl, »wovon Gesammelte Ursprünge handelt.«
    Ann öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort hervor.
    »Dann nenn mir bitte«, fuhr Nathan in der ihm eigenen ruhigen, kraftvollen Stimme fort, die Steine zum Bersten bringen zu können schien, »eine einzige Zeile aus deinem ach so geliebten Buch. Erzähl mir, von wem es handelt. Erzähl mir, wie es anfängt, womit es endet, oder irgendeine Begebenheit aus der Mitte.«
    In ihrem Gedächtnis herrschte völlige, absolute Leere.
    Als sie aufsah und in Nathans durchdringende Augen schaute, beugte er sich näher zu ihr hin. »Erzähl mir irgendetwas, an das du dich aus diesem Buch erinnerst.«
    »Nathan«, brachte sie schließlich, die

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