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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zwischen ihren Schulterblättern herabrinnen.
    »Wirf einen Blick in Glendhills Theorie der Abweichungen «, forderte er sie mit ruhiger Stimme auf, ohne seinen durchdringenden Blick von ihr abzuwenden.
    Ann löste den Blickkontakt zu ihm und zog die Ausgabe von Glendhills Theorie der Abweichungen zu sich heran. Wie beim vorherigen Folianten blätterte sie hier ebenfalls flüchtig durch die Seiten, wenn auch etwas zügiger.
    Hier gab es allerdings deutlich mehr leere Seiten.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich würde sagen, es handelt sich um keine sehr genaue Abschrift.«
    Vor lauter Ungeduld ging Nathan mit seinem langen Arm dazwischen und klappte den Stoß Seiten wieder zum Anfang um. Dort, auf einer der Seiten gleich zu Beginn, war das Zeichen des Autors zu erkennen.
    »Beim gütigen Schöpfer«, hauchte Ann, als sie das winzige Symbol erblickte. Es schimmerte noch immer schwach von der Magie, mit der der Autor seine Signatur versehen hatte. Sie fühlte, wie sie von den Zehen an aufwärts eine Gänsehaut überlief. »Dies ist keine Abschrift, es ist das Original.«
    »So ist es. Wie du dich erinnern wirst, war das Exemplar in unseren Gewölbekellern eine Abschrift.«
    »Ja, stimmt, ich erinnere mich.«
    Sie hatte angenommen, dies sei ebenfalls eine von einer ganzen Reihe von Abschriften, wie dies für viele Bücher der Prophezeiungen zutraf, ohne dass dadurch ihr Wert gemindert wurde. Sie wurden von anerkannten Gelehrten durchgesehen und gegengezeichnet, die anschließend, als Gewähr für die Richtigkeit der Abschrift, ihre eigene Signatur hinterließen. Der Wert eines Buches der Prophezeiungen bemaß sich nach der Genauigkeit und Wahrhaftigkeit seines Inhalts, nicht daran, ob es sich um das Original handelte. Als wertvoll galt die Prophezeiung als solche, nicht die Hand, die sie einst niedergeschrieben hatte.
    Trotzdem, das Original eines Buches vor sich zu sehen, das sie so sehr liebte wie dieses spezielle Exemplar, war schon ein denkwürdiges Erlebnis. Dies war der ursprüngliche Text, eigenhändig niedergeschrieben von ebenjenem Propheten, der diese wertvollen Prophezeiungen einst abgegeben hatte.
    »Was soll ich sagen, Nathan? Es ist mir eine ganz persönliche Freude. Du weißt, wie viel mir dieses Buch bedeutet.«
    Nathan holte geduldig Luft. »Und die leeren Seiten?«
    Ann zuckte mit einer Schulter. »Ich weiß nicht. Ich bin nicht wirklich vorbereitet, eine Vermutung zu wagen. Worauf willst du hinaus?«
    »Betrachte die Stelle, wo sich die Auslassungen in den Text einfügen.«
    Ann richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Buch, überflog eine unmittelbar vor einer der Leerstellen stehende Textpassage, anschließend ein Stück des sich unmittelbar anschließenden Textes. Es war eine Prophezeiung über Richard. Nach Gutdünken wählte sie eine weitere Leerstelle aus und überflog den Text davor und danach. Wieder handelte der Abschnitt von Richard.
    »Es scheint«, sagte sie, während sie die dritte Stelle begutachtete, »dass die Leerstellen immer dort auftauchen, wo von Richard die Rede ist.«
    Nathans Anspannung schien mit jedem Moment zuzunehmen. »Das liegt daran, dass sich Glendhills Theorie der Abweichungen größtenteils mit Richard befasst. Aber sobald man die anderen Bücher hinzuzieht, verliert das Muster der leeren, sich auf Richard beziehenden Seiten seine Gültigkeit.«
    In einer hilflosen Geste hob Ann die Arme und ließ sie wieder fallen. »Ich gebe auf. Ich sehe nicht, was du siehst.«
    »Es geht eher darum, was wir beide nicht sehen. Das eigentliche Problem sind die Leerstellen.«
    »Was veranlasst dich zu dieser Behauptung?«
    Mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme fuhr er fort: »Die Tatsache, dass alle diese Leerstellen etwas recht Seltsames gemein haben.«
    Ann steckte eine verirrte Haarsträhne zurück in den Knoten, zu dem sie ihr Haar am Hinterkopf stets gebunden trug. Sie wurde zunehmend erschöpft.
    »Und das wäre?«
    »Sag du es mir«, antwortete er. »Ich möchte wetten, soweit es Glendhills Theorie der Abweichungen anbelangt, bist du praktisch zitatfest.«
    Ann zuckte mit den Schultern. »Schon möglich.«
    »Nun, ich bin zitatfest, zumindest, was unsere Abschrift damals aus den Gewölbekellern anbetrifft. Ich bin dieses Buch genau durchgegangen und habe es mit meiner Erinnerung verglichen.«
    Aus irgendeinem Grund drehte sich Ann vor innerer Beklemmung der Magen um. Eine düstere Ahnung drängte sich ihr auf: Waren die vom ursprünglichen Autor offen gelassenen Leerstellen

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