Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
deinem Fall scheint diese Magie versagt zu haben, denn es bereitet dir ja ganz offensichtlich keine Schwierigkeiten, dich an sie zu erinnern.«
Auf diesen Einwand hatte Richard nur gewartet. »Möglicherweise hat der Bann bei mir nicht funktioniert, weil ich über eine andere Form der Gabe verfüge.«
Geduldig holte Nicci abermals tief Luft. »Du behauptest also, diese Frau, Kahlan, sei damals erschienen, um den verschollenen Zauberer, den ›Alten‹, zu suchen, richtig?«
»Richtig.«
»Siehst du das Problem nicht, Richard? Immerhin wusste sie, dass sie diesen alten Mann, den verschollenen Zauberer, suchte.«
Richard nickte. »Ja, das ist richtig.«
Nicci beugte sich zu ihm. »Diese Art Bann ist recht schwierig zu erzeugen und birgt eine Reihe von Problemen, denen es Rechnung zu tragen gilt, aber davon abgesehen ist er im Großen und Ganzen nicht sonderlich bemerkenswert. Schwierig ja, bemerkenswert nein.«
»Demnach muss es dasselbe sein, was man auch mit Kahlan gemacht hat. Jemand – vielleicht einer der Zauberer der Imperialen Ordnung im Begleitschutz des Nachschubkonvois – hat sie entführt und den Bann ausgesprochen, damit wir sie alle vergessen und nicht verfolgen.«
»Warum sollte sich jemand diese Mühe machen?«, fragte Cara. »Warum sie nicht einfach umbringen? Was macht es für einen Sinn, sie erst gefangen zu nehmen und anschließend in Vergessenheit geraten zu lassen?«
»So genau weiß ich das auch nicht. Vielleicht wollten diese Leute nur die Voraussetzung dafür schaffen, zu entkommen, ohne dass jemand sie verfolgt. Vielleicht wollten sie beweisen, dass sie jeden gefangen nehmen können, der sich ihnen zu widersetzen wagt. Was bleibt, ist die Tatsache, dass sie verschwunden ist und sich außer mir niemand an sie erinnert. In meinen Augen klingt es vollkommen logisch, dass ein Bann benutzt worden sein muss.«
Nicci fasste sich mit zwei Fingern an den Nasenrücken, auf eine Weise, die Richard das Gefühl gab, er sei ein wenig beschränkt und seine Idee so hirnverbrannt, dass sie ihr Kopfschmerzen bereitete. »Dieser alte Mann, dieser Zauberer, wurde damals von allen gesucht. Es war bekannt, dass er ein großer Zauberer, ein wichtiger, gebildeter Mann war, ja sogar, dass er aus den Midlands stammte. Nur erinnerte man sich weder an seinen Namen und wahrscheinlich auch nicht an sein Aussehen – sodass man, in Ermangelung seines Namens und einer Beschreibung, große Schwierigkeiten hatte, ihn zu finden.«
Richard nickte. »Genau.«
»Begreifst du nicht, Richard? Man wusste von seiner Existenz, konnte sich aber aufgrund des Banns nur nicht an seinen Namen erinnern – nur sein Name war vergessen.
An diese angebliche Lebensgefährtin von dir erinnert sich dagegen niemand – außer dir. Wir kennen weder ihren Namen, noch wissen wir sonst etwas über sie. Weder haben wir irgendeine Erinnerung an ihre Person, noch an etwas, das sie mit uns getan haben soll, wir wissen überhaupt nichts über diese Frau. Sie existiert in niemandes Erinnerung außer deiner.«
Richard sah den Unterschied, war aber nicht bereit, in diesem Punkt nachzugeben. »Aber vielleicht war dies einfach nur ein mächtigerer Bann, was weiß ich. Auf jeden Fall muss es etwas ganz Ähnliches, nur eben Stärkeres gewesen sein, sodass nicht nur ihr Name, sondern sie als Person in Vergessenheit geriet.«
Sachte fasste Nicci ihn bei den Schultern. Ich gebe zu, Richard, für jemanden wie dich, der ohne Kenntnisse in Magie aufgewachsen ist, könnte es vielleicht so aussehen, als ergäbe dies einen Sinn – es lässt ja durchaus eine Menge Fantasie erkennen -, nur funktioniert es in der Realität einfach nicht so. Jemandem, der über keinerlei Kenntnisse von der Wirkungsweise dieser Kräfte verfügt, muss es, zumindest oberflächlich, ganz logisch erscheinen. Bei näherem Hinsehen jedoch gleicht der Unterschied zwischen einem Bann, der den Namen eines Menschen aus der Erinnerung aller löscht, und einem, der seine ganze Existenz aus dem Gedächtnis aller tilgt, dem Unterschied zwischen dem Entzünden eines Lagerfeuers und dem Erstrahlenlassen einer zweiten Sonne am Firmament.«
Verzweifelt warf Richard die Hände in die Luft. »Aber wieso?«
»Weil im ersten Fall nur ein winziges Detail verändert wird, die Erinnerung an den Namen eines Menschen – wobei ich hinzufügen möchte, dass dies, so einfach es auf den ersten Blick erscheinen mag, überaus schwierig ist und mit ganz wenigen Ausnahmen die Fähigkeiten der meisten mit der
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