Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
töten können. Deswegen waren Cara und mir die Hände gebunden.«
Empört stemmte Nicci ihre Hände in die Hüften. »Und was für ein Bann, bitte schön, wäre deiner Meinung nach fähig, so etwas zu bewirken?«
»Ein Mutterschaftsbann.«
Nicci maß ihn mit leerem Blick. »Ein was?«
»Ein Mutterschaftsbann. Er schuf eine Verbindung zwischen Euch beiden, die bewirkte, dass alles, was Euch zustößt, ebenso ihr zustoßen würde. Hätten Cara oder ich Euch verletzt oder gar getötet, hätte Kahlan dasselbe Schicksal erlitten. Wir waren absolut machtlos. Ich musste tun, was immer Ihr wolltet, ich musste Euch begleiten, sonst wäre Kahlan gestorben, denn über die Verbindung dieses Banns hättet Ihr ihr jederzeit das Leben nehmen können. Stattdessen musste ich auch noch dafür sorgen, dass Euch nichts zustößt, da Kahlan sonst dasselbe Schicksal widerfahren wäre.«
Nicci schüttelte erst ungläubig den Kopf, dann wandte sie sich ohne ein Wort des Kommentars ab und starrte hinüber zu den Hügeln jenseits der Statue.
»Es war nicht Eure Schuld, Cara.« Er bog ihr Kinn nach oben, um sie zu zwingen, ihn trotz ihrer tränenfeuchten Augen anzusehen. »Keiner von uns beiden hätte irgendetwas tun können. Ihr habt mich nicht im Stich gelassen.«
»Meint Ihr nicht, dass ich Euch nur zu gerne glauben würde? Meint Ihr nicht, ich würde Euch glauben, wenn es tatsächlich so gewesen wäre?«
»Wenn Ihr Euch nicht erinnert, dass das, was ich Euch sage, tatsächlich so passiert ist«, stellte Richard die Gegenfrage, »wie hätte Nicci mich dann Eurer Meinung nach entführen können?«
»Mit Magie.«
»Ja, doch welche Art von Magie?«
»Das weiß ich nicht – ich bin schließlich keine Expertin in Fragen der Magie. Ich weiß nur, dass sie Magie benutzt hat, das ist alles.«
Er drehte sich herum und fragte Nicci: »Was war das für eine Magie? Wie habt Ihr mich gefangen genommen? Welchen Bann habt Ihr benutzt, und warum haben weder ich noch Cara Euch daran gehindert?«
»Richard, das ist jetzt … wie lange her … anderthalb Jahre? Wie soll ich mich da noch genau erinnern, welchen Bann ich benutzt habe, um dich gefangen zu nehmen? Übermäßig schwierig war es jedenfalls nicht, schließlich bist du weder in der Lage, deine Gabe zu beherrschen, noch dich gegen jemanden zur Wehr zu setzen, der darin über eine gewisse Erfahrung verfügt. Ich hätte dich mit einem magischen Knoten fesseln und dich auf den Rücken eines Pferdes binden können, ohne auch nur in Schweiß zu geraten.«
»Und warum hat Cara Euch nicht daran zu hindern versucht?«
»Weil ich dich«, erwiderte Nicci und gestikulierte verärgert, denn sie war gezwungen, sich die unerquicklichen Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen, »mithilfe meiner Talente handlungsunfähig gemacht hatte und sie genau wusste, dass ich dich, falls sie etwas unternähme, vorher töten würde – ganz einfach.«
»Das stimmt«, bestätigte Cara. »Nicci hatte Euch verzaubert, genau, wie sie sagt. Mir waren die Hände gebunden, weil sie Euch bedrohte. Hätte sie ihre Kraft gegen mich gerichtet, hätte ich ihre Gabe gegen sie wenden können, aber da sie sie gegen Euch gerichtet hatte, waren mir die Hände gebunden.«
Mit einem Finger wischte Richard sich den Schweiß von der Stirn. »Ihr seid darin ausgebildet, mit bloßen Händen zu töten. Wieso habt Ihr sie nicht wenigstens einfach mit einem Stein auf den Kopf geschlagen?«
»Weil du, wenn sie auch nur den Anschein erweckt hätte, irgendwas versuchen zu wollen, dadurch verletzt oder womöglich gar getötet worden wärst«, beantwortete Nicci seine Frage an Caras Stelle.
»Aber anschließend hätte sich Cara Eurer bemächtigt«, erinnerte Richard die Hexenmeisterin.
»Ich war damals willens und bereit, mein Leben zu opfern – es war mir einfach egal, wie du sehr wohl weißt.«
Richard wusste tatsächlich, dass sie im Großen und Ganzen die Wahrheit sprach. Nicci hatte dem Leben an sich damals keinen großen Wert beigemessen, nicht einmal ihrem eigenen – was sie zu einer überaus gefährlichen Frau machte.
»Mein Fehler war, dass ich Nicci nicht angegriffen habe, ehe sie sich Euch nähern konnte«, sagte Cara. »Hätte ich sie dazu bewegen können, mit ihrer Magie auf mich loszugehen, hätte ich sie überwältigen können – wie es die Pflicht einer Mord-Sith gewesen wäre. Aber stattdessen habe ich Euch im Stich gelassen.«
»Nein, das hättet Ihr nicht gekonnt«, wandte Nicci ein, »denn ich hatte Euch
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