Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
Vom Netzwerk:
Euch hat sich verändert. In Euren Augen. Etwas ist daraus verschwunden.«
    Ich überging seine Bemerkung.
    Später begleitete ich ihn die Treppe zur Schenke hinunter, wo zwei Soldaten des Heeres von Balaton auf ihn warteten. Nachdem sie zusammen fortgeritten waren, schloss ich die Tür, setzte mich und nickte Kalli zu, die hinter der Theke stand.
    Sie stellte mir einen Bierkrug hin. »Und? Hat der alte Mann dich fürstlich entlohnt? Er sah ziemlich reich aus.«
    »Ja, das war auch ein Reicher.« Ich nahm einen Schluck Bier und lächelte schief. »Und leider ist er das immer noch.«
    Kalli sah mich mit gerunzelter Stirn an und dachte offenbar nach. »Weißt du, Eddie, ich mag dich ja wirklich gern und so weiter, aber manchmal frag ich mich … na ja, ob du wirklich gut in deinem Beruf bist.«
    Ich war froh, dass ich den Mund nicht voll Bier hatte, als sie das sagte. »Ich werd’s dich wissen lassen, sobald ich’s selbst herausgefunden hab«, erwiderte ich.
    Angelina schob die Unterlippe vor, blies sich eine lose schwarze Strähne aus dem Gesicht und sah mich missbilligend an. »Hast du eigentlich vor, jemals wieder richtige Arbeit anzunehmen?«
    »Hab meine Rechnungen alle bezahlt«, gab ich zurück.
    »Stimmt. Aber du hockst inzwischen ständig hier herum und gehst dabei ganz schön auseinander, wenn du verstehst, was ich meine. Du brauchst Bewegung.«
    »Ich hab nicht so geregelte Arbeitszeiten wie ihr. Hab gerade sechs Wochen am Stück gearbeitet, da verdien ich mal eine kleine Ruhepause.«
    »Pff. Erst sagst du, du bist nur ein paar Tage weg, dann reist du ewig lange in der weiten Welt herum, kommst mit einem Beutel voller Gold und einem edlen Pferd zurück und hast nicht mal neue Narben. So gut würde ich’s auch gern mal haben!«
    Quietschend ging die Außentür der Schenke auf. Angelina ölte die Scharniere absichtlich nicht, damit sich niemand heimlich hineinschleichen konnte. Das Licht der Morgensonne blendete, aber ich konnte eine hochgewachsene Gestalt erkennen. Eindeutig weiblich, obwohl sie Stiefel und Hosen trug. In der rechten Hand hielt sie einen großen, schwer einzuschätzenden Gegenstand, der mit einem Tuch verhüllt war.
    Angelina stemmte die Hände in die Hüften. »Komm schon rein, du lässt ja alle Fliegen raus!«
    Sie trat ein und ließ die Tür hinter sich zuknallen. Der Stammgast, der bis dahin an seinem Tisch geschlafen hatte, schrak zusammen und lallte kurz irgendetwas, wachte aber nicht auf. Die Frau griff in ihre Jackentasche und holte ein Pergament heraus. »Äh … Man hat mir gesagt, ich würde hier das Bureau von Edward LaCrosse finden.«
    Da ich unmittelbar vor ihr saß, sie mich aber nicht angesprochen hatte, war klar, dass sie mich nicht kannte. Angelina wusste, wie sie mit solchen Anfragen umzugehen hatte. »Ja, sein Bureau liegt im ersten Stock«, erwiderte sie. »Nur ist er derzeit nicht da drin.«
    »Na toll«, sagte die Frau mit müder Stimme. Ich schätzte sie auf Mitte dreißig. Sie hatte kurzes rotes Haar und
Sommersprossen. Ihre Krähenfüße und die sonnenverbrannte Haut verrieten mir, dass sie sich viel in der freien Natur aufhielt. Kein Wunder, dass sie etwas Gesundes, sehr Lebendiges an sich hatte.
    Sie stellte den verhüllten Gegenstand am Ende der Theke ab und nahm auf einem Hocker Platz. »Dann warte ich wohl am besten hier auf ihn. Gebt mir irgendetwas Starkes, damit mir die Zeit nicht lang wird. Aber bitte nicht so stark, dass ich mich aus Versehen in jemanden vergaffe.«
    Nachdem Kalli ihr ein frisch gezapftes Bier gereicht hatte, nahm die Rothaarige sofort einen großen Schluck und seufzte zufrieden. »Das ist jetzt genau das Richtige. Also, wie sieht’s aus? Erwartet ihr diesen Kerl namens LaCrosse bald zurück?«
    Ich wusste genau, dass ich dieser Frau noch nie begegnet war, trotzdem kam sie mir irgendwie vertraut vor. Ich versuchte sie unauffällig zu mustern, doch je länger ich sie anschaute, desto mehr war ich davon überzeugt, sie nie zuvor gesehen zu haben. Schließlich gab ich Angelina das zwischen uns verabredete Zeichen und nickte leicht.
    »Hab ja nicht gesagt, dass er außer Haus ist«, erklärte sie. »Hab nur gesagt, dass er nicht in seinem Bureau ist.« Sie warf den Kopf zu mir herum. »Darf ich euch einander vorstellen? Eddie LaCrosse. Und das hier ist …?«
    Während ich aufstand und zur Theke hinüberging, stellte der Rotschopf den Bierkrug ab, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und streckte mir eben diese Hand entgegen.

Weitere Kostenlose Bücher