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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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ganz danach aus.« Ich beugte mich zu dem Vogel hinüber. Selbst in der Enge des Käfigs bewegte er sich so schnell, dass ich kaum Einzelheiten an ihm erkennen
konnte. Nur, dass er bei jeder seiner Bewegungen eine schimmernde Spur hinterließ.
    »Und was machst du jetzt mit dem?«, wollte Angelina wissen. »Wenn du denkst, dass ich die Vogelscheiße wegmache, wenn du wegen deiner sogenannten Aufträge mal wieder unterwegs bist, leckst du nämlich am falschen Schenkel.«
    »Würde dir doch nie den Schenkel lecken, mein Engel, das weißt du doch. Da würde ich ja all die andere Spucke schmecken.«
    Sie schlug sich theatralisch an die Brust, als hätte ich ihr einen Stich ins Herz versetzt, aber ihre Augen blitzten fröhlich.
    Ich griff nach dem Käfig, nahm ihn mit zur Tür, öffnete ihn und wartete ab. Der Vogel verharrte noch einen Augenblick in seinem Bauer, flatterte hin und her, schoss schließlich nach draußen und verschwand am Himmel. Kurz darauf sah ich, dass er über einem Apfelbaum an der Straße schwebte.
    Ich schloss die Tür und kehrte zur Theke zurück. Als die drei Frauen mich fassungslos anstarrten, zuckte ich die Achseln. »Falls er in der Nähe bleiben will, kann er das gern tun.«
    Angelina seufzte und schüttelte den Kopf. »Hast du immer so seltsame Aufträge?«, fragte sie Lisa.
    »Manche sind noch viel verrückter«, erwiderte sie lachend. Während sie mich ansah, wurde mir die Brust eng. Ihr waren Stirnfransen ins Gesicht gefallen, die sie mit einem übermütigen, reizenden Lächeln hinter die Ohren strich. Als sie sich abwandte, hätte ich schwören können, dass sie unter meinem Blick knallrot geworden war.
    Ich grinste in mich hinein.
    Nachdem Lisa ausgetrunken hatte, zog sie ein weiteres Pergament aus der Tasche und reichte es mir, ohne mich anzusehen. »Du musst nur noch den Empfang bestätigen, dann ziehe ich wieder los.«
    Ich nahm das Blatt entgegen, während Angelina eine Schreibfeder und ein Tintenfass hinter der Theke hervorholte. Ich wollte schon unterschreiben, doch dann hielt ich inne. »Warte mal. Du bekommst den Rest deines Lohns nur dann, wenn ich unterschreibe, stimmt’s?«
    Lisa seufzte. Sicher war ich nicht der erste Empfänger, der das erwähnte. »Stimmt, aber du wirst unterschreiben, denn das ist nur recht und billig.« Aus müden Augen sah sie mich bittend an. »Einverstanden?«
    »Ja, selbstverständlich unterschreibe ich.« Ich faltete das Blatt zusammen. »Aber erst, nachdem wir zusammen zu Mittag gegessen haben.«
    »Oh nein !«, entgegnete Lisa sofort. Auch in dieser Hinsicht war ich wohl nicht der erste Empfänger, der so was bei ihr probierte. »Falls du mir Ärger machst, werde ich der Absenderin die Sache notgedrungen erklären müssen und kann nur auf ihr Verständnis hoffen. Aber falls sie dich wirklich kennt, wird sie wohl kaum besonders überrascht sein.«
    »Ach was, so übel ist Eddie nun auch wieder nicht!«, sprang Angelina mir bei. »Ein bisschen faul vielleicht, aber sonst ein durchaus anständiger Kerl.«
    »Und mir sagt er immer so nette Dinge«, beeilte sich Kalli zu beteuern.
    Ich blinzelte Kalli zu, warf eine Münze für sie auf die Theke und wandte mich wieder an Lisa. »Ach komm!
Kann ein Mann, dem man kleine Vögel schickt, wirklich ein gefährlicher Mensch sein?«
    Nachdenklich legte sie den Kopf schräg. Dabei ähnelte sie ihrer verstorbenen Schwester so sehr, dass es wirklich schon unheimlich war. Natürlich wusste ich, dass sie nicht Kathi war. Niemals kann eine Frau eine andere ersetzen. Aber etwas, das Epona über Kathi gesagt hatte, fiel mir auf einmal wieder ein: Sie kommt dem, was du brauchst, zwar ziemlich nahe, sogar näher als du denkst, aber sie ist trotzdem nicht die Richtige. Sei beim nächsten Mal kein Esel, LaCrosse. Und wer war ich, mich mit einer Göttin anzulegen?
    »Also gut, da hast du nicht ganz unrecht«, sagte Lisa schließlich. »Aber ich bleibe nur zum Mittagessen. Bin eine viel beschäftigte Frau und kann nicht den ganzen Tag in Neceda verplempern.« Plötzlich lachte sie. »Verdammt, ich kann gar nicht fassen, dass ich mich darauf einlasse.«
    »Ach, das behaupten alle Frauen, mit denen ich mich verabrede.«
    Das brachte sie erneut zum Lachen, und es war ein wunderbares Lachen – voller Verheißung. Ein Lachen, das einen geradezu umhauen konnte.

Danksagung
    Mein besonderer Dank gilt den stets Hilfsbereiten:
meiner Frau Valette, Jake und Charlie
meiner Mutter Grace
Marlene Stringer, der besten und geduldigsten

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