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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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EINS
    D er Frühling traf uns in jenem Jahr hart, und das ist wörtlich zu nehmen. Er traf uns wie die Faust irgendeines trunkenen Kartenspielers mit zu viel Wut im Bauch und zu wenig Bier vor sich, dessen Weib gerade mit einem fahrenden Musikanten durchgebrannt ist und dessen vorgesetzter Offizier sich mit dem ihm zustehenden Lohn aus dem Staub gemacht hat. Von den Gewittern dieses Frühlings sollte man noch jahrelang erzählen, und die darauf folgenden Überschwemmungen löschten ganze Kleinstädte in Flussnähe aus. Wie immer behielt die Natur das letze Wort.
    Ich ging meiner Arbeit damals in einem Dörfchen in Muscodia nach und hatte mich mit meinem Bureau über einer Hafenschenke einquartiert. Neceda liegt an einem Fluss namens Gusay, auf halber Strecke zwischen Muscodias Hauptstadt Sevlow und der Grenzstadt Pema. Seinerzeit suchte man den Flecken eigentlich nur auf, wenn man Zeit totschlagen und nach einem Abendessen, berauschenden Getränken oder schnellem Amüsement Ausschau halten wollte. Dennoch überstieg die Zahl der Durchreisenden die der Einheimischen oft um das Doppelte, denn hier lebten nur dreihundert Menschen – vor allem vom Geld, das die Fremden daließen. Doch das
Geld, das ins Dörfchen floss, blieb nicht dort, sodass Neceda stets heruntergekommen und leicht anrüchig wirkte.
    Trotzdem war es für mich, einen Schwertkämpfer mit der Gabe der Verschwiegenheit, den man für private Dienste anheuern konnte, ein guter Ort, um unauffällig meinem Gewerbe nachzugehen. Meinen Auftraggebern kam es zupass, mich in einem winzigen Flecken aufzusuchen, wo niemand sie kannte. Manchmal war mein Gewerbe einträglich, häufig auch nicht, doch letztendlich glich sich das aus.
    Die Überschwemmung und deren Folgen hatten Neceda weitgehend stillgelegt und von der Außenwelt abgeschnitten. Bei vielen der hier Gestrandeten, die bislang eher wie Schmarotzer ins Dorf eingefallen waren, meldete sich jetzt das Gewissen, sodass sie plötzlich Gemeinschaftsgeist an den Tag legten. Es belustigte mich, Menschen bei gemeinsamer Arbeit zu beobachten, die vordem nie miteinander verkehrt hätten: Huren und Mondpriesterinnen trafen sich zu Waschtagen, Schmiede und Falschspieler reparierten einträchtig die beschädigten Gebäude, Soldaten und Bettler sammelten mit vereinten Kräften entlaufene Kinder und Tiere ein.
    Ich hatte dabei geholfen, die Schenke unter meinem Bureau mit Sandsäcken zu sichern, und wir waren verhältnismäßig glimpflich davongekommen. Außer dem Gestank hatten wir kaum neue Schäden zu verzeichnen – was mehr über den Zustand des Gebäudes als über die Überschwemmung aussagt.
    Mittlerweile war das Flusswasser fast auf seinen früheren Stand gesunken, sodass der normale Schiffsverkehr
bald wieder einsetzen würde. Und damit auch der normale Betrieb in Neceda, der darin bestand, die Durchreisenden und Schiffer auf Landurlaub nach Strich und Faden auszunehmen.
    Mein »Bureau« umfasste zwei Dachmansarden oberhalb der Küche. Einer der Räume stand stets offen und war für den Fall, dass sich ein Kunde in meiner Abwesenheit zum Warten entschloss, mit einer Sitzbank ausgestattet. Das innere Zimmer sperrte ich stets ab, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gab. Aber das vermittelte den Eindruck von Diskretion, und zu mehr diente das Schloss meistens auch nicht.
    Jedenfalls hatte dieser Eindruck den bejahrten Abgesandten des Königs Felix von Balaton offenbar zufriedengestellt. Er nahm mir gegenüber Platz, um mir die Wünsche seines Dienstherrn zu offenbaren. Dass der König nicht persönlich angereist war, wunderte mich nicht, allerdings belustigte es mich zunächst, dass er ausgerechnet diesen müden alten Mann mit einer … nun ja, außergewöhnlich delikaten Sache betraut hatte. Doch nachdem mir der Alte die Situation erklärt hatte, begriff ich, warum der König diesen Sendboten ausgewählt hatte.
    Als er mir notgedrungen berichten musste, dass die Königstochter Lila ausgerissen war, um sich mit ein paar geilen Grenzbanditen zu vergnügen, geriet er so in Verlegenheit, dass er meinen Blick mied. Jeder andere Mann hätte wohl anzügliche Witze darüber gerissen, doch das lag ihm fern. Man hatte ihn mit einer bestimmten Mission betraut, und die würde er nach Kräften erfüllen.
    »Ihr werdet verstehen, Herr LaCrosse, dass die Prinzessin sich bestimmt nicht freiwillig, ähm, mit diesen jungen
Männern eingelassen hat. Folglich muss man sie entführt haben. Eine edle Tochter aus dem Hause Balaton

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