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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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aus dem Land der Fjorde und schneebedeckten Berge. Manche auch von den Inseln weit draußen im Meer, die man Orkneys nennt. Auf schnellen Drachenschiffen sind sie die Flüsse hinaufgefahren, haben gekämpft und Beute gemacht. Gold, Bernstein und Silber brachten sie heim zu ihren Weibern. Weder vor Sturm noch Schlachtgetümmel fürchteten sie sich, denn die Freuden Walhalls warteten auf die Tapferen, und einen rechten Kerl konnte man an der Zahl der Silberringe erkennen, die seine Arme schmückten.«
    »Seeräuber«, murrte Fressenda. Für Walhall und die alten Götter hatte sie wenig übrig.
    Doch wir achteten nicht auf sie. Auch wenn wir diese Geschichten schon hundert Mal gehört hatten, wir konnten nie genug davon bekommen.
    »Einer dieser Männer hieß Hrolf«, fuhr Tancred fort. »Sie nannten ihn den Geher, Ganger Hrolf. Er hieß so, weil er so groß war, dass ihn kein Pferd tragen konnte. Die Franken nannten ihn später Rollo, das kam ihnen leichter über die Lippen. Er war ein gewaltiger Krieger, der ein Gefolge von Teufelskerlen um sich sammelte und mit ihnen das weite Meer befuhr. Sie fielen in ein Land namens Frisia ein und erkämpften sich Beute, Sklaven und hübsche Weiber.«
    Hierauf ließ Fressenda ein verächtliches Grunzen vernehmen. Doch Tancred schien es nicht zu stören.
    »Im nächsten Jahr segelten sie zu den Küsten des Westens, wo die Angeln und Sachsen leben. Auch hier erging es ihnen ähnlich, so dass sie bei ihrer Heimkehr als Helden gefeiert wurden. Immer mehr Männer schlossen sich Rollo an.«
    Tancred nahm einen Schluck Bier und rülpste genüsslich.
    »Schließlich kamen sie an unsere Küsten und begannen, die Seine heraufzurudern, dort wo sie ins Meer fließt. Rollo gefiel, was er sah. Fruchtbares Land mit Flüssen voller Fisch und Wäldern reich an Wild. Auf den Feldern gedieh der Weizen, Schafe und Rinder standen auf saftigen Wiesen. Rollo beschloss, sein Wanderleben aufzugeben und sich hier niederzulassen. Er und seine Gefährten unterwarfen das Volk und errichteten Befestigungen. Das konnte den Franken, denen das Land gehörte, nicht gefallen, und sie führten Krieg gegen Rollo. Charles der Einfältige war damals König. Obwohl er Rollo einmal sogar besiegte, konnte er ihn und seine Nordmänner doch nicht vertreiben, und am Ende schloss er einen Pakt mit ihnen. Sie durften das Land behalten, wenn sie es gegen andere Seeräuber verteidigten. Und dafür sollten sie ihm Gefolgschaft schwören. Zur Bekräftigung nahm Rollo Gisela, des Königs Tochter, zur Frau und ließ sich taufen. Danach sollte er als Zeichen seiner Huldigung, wie es bei den Franken üblich war, den Fuß des Königs küssen.«
    Mit einem schelmischen Augenzwinkern hielt Tancred inne und steckte seine Nase in den Bierkrug. Kichernd stießen wir uns an, denn wir wussten schon, was nun kam. Nach einem kräftigen Schluck wischte er sich über die Lippen und nahm den Faden wieder auf.
    »Nun, dem König den Fuß zu küssen, Herrgott noch mal, das war Rollo bei aller Liebe nun doch zu viel. Er befahl also einem seiner Männer, es für ihn zu tun. Auch dem widerstrebte dies. Doch Rollo bestand darauf. Da bückte sich der Kerl, packte des Königs Fuß und riss diesen so hoch an seine Lippen, dass der König rücklings in den Dreck stürzte.«
    Bei diesen Worten johlten und kreischten wir immer vor Vergnügen, ganz gleich, wie oft wir die Geschichte schon gehört hatten. Roger sprang auf und machte gackernd beide nach, den Kerl, der den Fuß hochriss, und den König, der in den Dreck fiel. Jetzt lachte auch Fressenda und rief ihren Jüngsten zu sich, um ihn zu küssen und liebevoll über die glühenden Wangen zu streicheln.
    »Und was lernen wir daraus, Männer?«, fragte Tancred.
    »Ein Normanne beugt sich vor niemandem«, brüllten wir alle im Chor.
    »So ist es«, lachte Tancred.
    Natürlich wollten wir mehr hören, und es folgten einige der vielen Familienlegenden über den nordischen Krieger Hiallt, Tancreds Urgroßvater, der nach Rollos Tod ins Land gekommen war und Williame Langschwert, dessen Sohn, als Gefolgsmann diente. Ihm hatte Hiallt eines Tages bei der Jagd das Leben gerettet und dafür das Lehen erhalten, auf dem die Familie lebte. Hialtus Vila hatte er sein Dorf nach dem eigenen Namen benannt. Daraus wurde mit der Zeit Hauteville, je mehr die Normannen das Fränkische annahmen.
    Ich beneidete die Hautevilles um ihre glorreichen Vorfahren. Und so rief ich plötzlich, als Tancred schon gähnte: »Und ich? Bin ich

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