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Das singende Kind

Das singende Kind

Titel: Das singende Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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heiß ausgewaschen.«
    »Daß du nie die Krätze gekriegt hast. Neben Vater im Bett.«
    Grete Fortgang stand auf. »Ich habe dir hier alles hingelegt«, sagte sie und zeigte auf die Agfa-Box und die blaue Kladde, in der die Geschichte seiner Hoden gesammelt war.
    »Dann hätte ich gern noch den alten Bären.«
    »Den habe ich verbrannt.«
    »Er ließ sich nicht waschen«, sagte Georg.
    »Er war voller Bazillen.«
    »Dann laß es uns kurz und schmerzlos machen«, sagte Georg, »solltest du mich wirklich mal brauchen, sag Bescheid.«
    »Der Tüchtige hilft sich selbst«, sagte Grete Fortgang und schied mit diesem Satz aus seinem Leben.
    Georg stand am Fenster und sah ihr nach. Sie ging eilig die Straße hinunter und zog die Einkaufskarre hinter sich her wie eine ungeduldige Mutter ihr störrisches Kind.
    Seine Mutter lag auf der Tagesdecke und hatte nur den Morgenmantel an und das leichte Plaid über sich gelegt. Ihr war nicht warm. Sie schauderte im Schlaf. Doch sie schlief. Felix Antes hatte sie das Valium nehmen sehen.
    Er schlich um ihr Bett und blieb schließlich stehen, um die Hand auszustrecken und nach ihrem Hals zu fassen. Antes hielt den Atem an, als er die Kette griff. Der Verschluß bot sich dar.
    Lydia Antes schauderte, und er schreckte zurück. Wartete darauf, daß sie wieder in den tieferen Schlaf fand. Spätestens in einer halben Stunde wollte er das Haus verlassen. Er hatte eine Verabredung mit einem dieser herrlichen Marzipankinder.
    Seine Mutter drehte sich in eine günstigere Lage. Ihr Mund stand offen und ließ ein leises Schnarchen hören. Sie würde nicht davon aufwachen. Es war ein Zeichen für ihr totales Wegsacken.
    Antes hob die Hand und senkte sie langsam in den Ausschnitt des Morgenmantels. Gleich würden seine klavierflinken Finger den Verschluß fassen und öffnen und den Schlüssel für die Kassette auffangen. Den Schatz heben.
    Er hatte gerade den kleinen Federbügel aufspringen lassen, als sie nach seinem Handgelenk griff und sich daran klammerte. Lydia Antes schlug die Augen auf und sah ihn an. Doch er ließ nicht los. Er krampfte die Finger zur Faust zusammen, daß die Knöchel weiß hervortraten und wie abgenagte Hühnerknochen aussahen.
    Felix Antes riß so fest an der Kette, daß er seine Mutter fast strangulierte. Doch das siebenhundertfünfziger Gold hielt stand und grub einen tiefroten Striemen in den Hals.
    »Ich werde dich in eine Anstalt stecken«, sagte Lydia Antes, »es ist noch schlimmer, als ich dachte.« Ihre Stimme war heiser und würgte an dem Unglück.
    Antes ließ sie los und fühlte sich schon friedlicher. Er hoffte nur, keinen Hausarrest zu bekommen.

Georg hatte die Augen nur einen Spalt öffnen wollen. Den Tag auf seine Helligkeit hin prüfen. Dann das Laken noch mal über den Kopf ziehen. Doch die Augen fingen etwas Grelles auf. Ein Blitzlicht, das in sie hineinsprühte und ihn wach werden ließ.
    Er setzte sich auf und sah die Straßkette funkeln und den einzigen Strahl Sonne festhalten, der durch das Fenster kam. Trudis Hals war lang und unwirklich weiß, und die Kette wurde an ihm ein schönes Teil aus einem verwunschenen Schatz. Kein Stückchen Talmi, das seiner Wertlosigkeit wegen noch vorhanden war.
    Georg streckte die Hand aus, um das Gesicht der schlafenden Trudi zu streicheln. Er hatte eben noch aufstehen wollen. Sich möglichst weit von ihr entfernen, ehe sie wach wurde. Doch nun wollte er nur mit ihr schlafen.
    Sollte ihr alles verziehen sein. Vielleicht hatten sie eine Chance, wenn er Jos aus ihrem Leben entfernte. Wenn sie lernten, die ganze Schwere des gewöhnlichen Lebens auszuhalten und nicht das Glück zu erwarten. Georg war sicher, daß seine Liebe reichte.
    Er legte den Finger auf eines ihrer Lider. Strich sanft über die Wölbung zu den Wimpern, als Trudi die Augen aufschlug und er sie fast verletzte. Er lächelte entschuldigend. Zog die Hand zurück. Bot sich sehnsüchtig an. Er wollte diesen Beweis ihrer Liebe. Sie hatte immer so gern mit ihm geschlafen.
    Trudi wehrte ihn ab. Sprang aus dem Bett und riß ihren Schrank auf. Bedeckte sich mit irgendwas. Wie oft hatte sie um ihn geworben. Es konnte nicht sein, daß ihr die Lust vergangen war.
    »Ich kann nicht«, sagte Trudi, »ich kann nicht mehr mit dir.«
    Georg hatte in ihrem Gesicht nach einer Besänftigung gesucht, und jetzt glaubte er, ihr die Liebe zu Jos von den Lippen zu lesen.
    »Lassen Sie uns noch ein Nümmerchen versuchen«, sagte Cilly Weil. Sie hatte ihre schwarze Samttasche

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