Das Spiel beginnt - Beautiful secrets ; [1]
weniger peinlich ist es außerdem.
Lily
Mittwoch, 5. September 2012
Heute Morgen kam Blake vor der Schule rüber und schenkte mir ein Dutzend gelbe Rosen.
»Gelb steht für einen Neuanfang«, sagte er mit einem Fuß noch auf dem Skateboard.
Ich stupste an seine Wange, die immer gebräunt ist, selbst im Dezember. »Ich weiß, was Gelb bedeutet.«
Er lächelte. »Ich stehe echt in deiner Schuld. Wenn du jemals irgendwas brauchst –«
»Jaja.«
Wir standen noch einen Moment zusammen. Er mit seinen nassen schwarzen Haaren und ich mit einem Sirupfleck auf meinem Jeansrock und wir dachten an den Tag zurück, an dem wir entschieden hatten, es zu wagen. Ich weiß, dass er in diesem Moment auch daran gedacht hat, denn Blake ist seit acht Jahren mein bester Freund und wir wissen alles voneinander.
Diese Sache mit der öffentlichen Schule kam im Juni das erste Mal zur Sprache. Wir waren auf dem Rückweg vom Six-Flags-Vergnügungspark, als seine Mom sagte, dass sie im Herbst wieder anfangen würde zu arbeiten. Klartext? Nach acht Jahren Hausunterricht würde Blake auf die Noble gehen müssen.
Bei dieser Neuigkeit kriegte er einen irren Asthmaanfall. Was mich immer zum Heulen bringt. Und wenn ich weine, muss Mom auch weinen. Dann fing auch Mrs Marcus an, weil sie Schuld daran hatte. Sie sagte, dass sie keine Wahl hätte, weil sie das Geld brauchten. Aber Blake keuchte trotzdem weiter.
Wie ich hat Blake es geliebt, ein Homie (unser Slang für Leute, die zu Hause unterrichtet werden) zu sein, und wollte niemals ein Öffie werden (auf eine öffentliche Schule gehen). Er liebte es, dem Mainstream die Zunge rauszustrecken. Und er liebte es auch, dass unsere Moms uns gemeinsam unterrichteten. Er konnte diese dauernden Schuldramen nicht ausstehen und fürchtete, dass wir dort sofort hineingezogen werden würden. Aber ich wusste, was es in Wirklichkeit war. Blake hatte Angst, dass die anderen ihn runtermachen würden, weil er schwul ist.
Ich habe ihm versichert, dass New Jersey nicht gerade rückständig ist und dass die Noble-Kids außerdem viel zu intelligent für eine solche Ignoranz wären, aber er brachte immer neue Statistiken vor, denen zufolge Schwulsein der zweithäufigste Grund war, aus dem Schüler gequält wurden.
»Und was ist der häufigste?«, fragte ich.
»Das Aussehen.«
»Dann habe ich mehr zu befürchten als du«, sagte ich.
»Als ob«, höhnte Blake. »Dich schicken sie ja nicht dahin. Nur mich.«
Also fragte ich meine Eltern, ob ich auch zur Schule gehen könnte.
Sie sagten Nein.
Ich schrieb einen siebenseitigen Aufsatz über die Vorteile einer vielschichtigen Bildungserfahrung. Ich arrangierte eine Schulführung. Blake unterstützte mich mit Statistiken, wie viel Prozent der Noble-Abgänger auf Spitzencolleges gingen. Es waren 47 Prozent. Da gaben sie nach.
Unter einer Bedingung: Ich musste mein Einserzeugnis behalten. Schaffte ich das nicht, wäre ich sofort wieder zu Hause.
Darüber konnten Blake und ich nur lachen. An einer öffentlichen Schule keinen Erfolg zu haben? Mit meiner Bildung? Zu versagen wäre viel schwieriger.
Nachdem es beschlossene Sache war, keuchte Blake in freudiger Erwartung. Er konnte es nicht fassen, dass ich etwas so Selbstloses getan hatte. Er schwor, sich dafür bei mir zu revanchieren. Ich versicherte ihm, dass das nicht nötig war, weil Freunde so etwas nun mal füreinander machten. Von A. D. habe ich ihm allerdings nichts erzählt. Sollte er ruhig glauben, dass ich es nur für ihn getan habe.
Ich brachte die Rosen ins Haus, rief meiner Mom einen Abschiedsgruß zu und schnappte mir mein rotes Skateboard.
Gestern war so viel Betrieb gewesen, dass wir uns den Nachmittag freigenommen und uns ins Einkaufszentrum verzogen hatten. Was mich verrückterweise noch mehr gestresst hat. Überall hingen Teenager-Models herum, die in müheloser Coolness ihre schicken Outfits zur Schau stellten. Nicht eine von ihnen trug einen Jeansrock mit Sirupfleck. Ja, ich hatte ihn bereits den zweiten Tag an. Er ist das süßeste Teil, das ich habe.
Heute fuhren wir extra spät auf unseren Skateboards zur Schule, um nicht wieder in die Menschenmassen zu geraten. Hand in Hand schlichen Blake und ich so zögerlich auf das Schulgebäude zu wie Dorothy und der Feige Löwe auf den Zauberer von Oz.
»Stehen bleiben!«, rief ein Mann, als wir die große Tür aufstießen.
Wir erstarrten.
Der Fremde gab uns kleine Zettel fürs Zuspätkommen und grinste dabei so zufrieden, als würden uns diese
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