Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Sort musterte sie auf die gleiche Weise, wie sie manchmal auch Schnabel musterte, dann sagte sie: »Das war’s. Macht ein bisschen langsamer, und seid vorsichtig bei kleinen Patrouillen - es könnten Köder sein.« Sie zögerte kurz, ehe sie fortfuhr: »Wir stecken jetzt hier voll drin. Habt ihr verstanden?«
»Keine Flöße?«
»Keine Flöße, Hellian.«
»Gut. Ich werde glücklich sterben, wenn ich nie wieder ‘n Meer sehen muss.«
Das würde sie auch, wie Schnabel wusste. Glücklich sterben. Sie hatte es drauf.
»Zurück zu euren Trupps«, sagte Hauptmann Sort. »Seht zu, dass eure nervösen Soldaten sich entspannen.«
»Der Geruch ist es nicht«, sagte Schnabel.
Die anderen drehten sich mit fragenden Blicken zu ihm um.
»Ich meine, was sie nervös macht, ist nicht der Geruch«, erklärte Schnabel. »Der Geruch des Todes - den tragen sie alle mit sich rum, richtig? Also haben sie sich inzwischen an ihn gewöhnt. Sie sind nur nervös, weil sie zu lange rumgesessen haben. An einem Ort. Das ist alles.«
»Dann sollten wir nicht noch mehr Zeit vergeuden«, sagte Faradan Sort.
Gute Idee. Das war natürlich auch der Grund, warum sie Hauptmann war. So schlau, dass ihre Gedankengänge ein Geheimnis für ihn blieben - aber das war ein Geheimnis, mit dem er mehr als glücklich war. Vielleicht das einzige.
Sie warfen sich am Waldrand zu Boden. Am Rand, ja - zu viele verdammte Ränder. Vor ihnen lag ein Flickenteppich aus Ackerland und Hecken. Und es waren zwei kleine Bauernhöfe zu sehen, durch deren winzige, geschlossene Fensterläden weder Laternen- noch Kerzenlicht schimmerte. Während Fiedlers Herz schmerzhaft in seiner Brust pochte, rollte er sich auf die Seite, um nachzusehen, wie viele es geschafft hatten. Ein Chor aus schweren Atemzügen von den im Zwielicht beiderseits des Sergeanten liegenden Gestalten. Alle da. Dank Corabb und dem wahrhaft unglaublichen Glück des Wüstenkriegers.
Der Hinterhalt war sehr klug gelegt gewesen, gestand er sich ein. Eigentlich hätten sie alle dabei draufgehen müssen. Stattdessen lag auf einer kleinen Waldwiese eine halbe Länge hinter ihnen der Kadaver eines Hirschs - eines Hirschs, den Corabb aus Versehen aufgestöbert hatte -, der mit gut und gern zwanzig Pfeilen gespickt war. Schlau geplant, schlecht umgesetzt.
Die Malazaner hatten den Spieß schnell umgedreht. Krachende Fetzer, surrende Armbrüste, durch die Luft fliegende Bolzen, die dann irgendwo eingeschlagen waren. Schmerzensschreie in der Nacht. Ein Ansturm von Geslers Schweren hatte den Hinterhalt auf einer Seite gesprengt…
Und dann war schäumende Zauberei erwacht, etwas Rohes und Schreckliches, hatte Bäume wie Säure verzehrt. Graue Zungen aus chaotischem Feuer, die sich zu einer Art senkrecht stehender Woge aufgerichtet hatten. Die dann vorgeschossen war, Sand umschlossen hatte - seine Schreie waren gnädigerweise rasch verstummt. Fiedler, der keine zehn Schritte von der Stelle entfernt gewesen war, an der Sand verschwunden war, hatte den letheriischen Magier gesehen, der zu schreien schien, als hätte er selbst Schmerzen, während die Woge weiterwaberte. Mit wildem Gebrüll hatte er seine Armbrust herumgerissen und den Rückschlag in den Händen gespürt, als er den schweren Bolzen abschoss.
Der Knaller hatte knapp hinter und über dem Kopf des Magiers einen Stamm getroffen. Die Explosion hatte die umstehenden Bäume gefällt und knapp zwei Dutzend letheriische Soldaten zerfetzt. Und die Zauberei binnen eines Augenblicks ausgeblasen. Als weitere Bäume umgestürzt waren und Äste auf die Malazaner herabprasselten, hatten sie sich rasch zurückgezogen. Und dann waren sie gerannt.
Links von Fiedler war eine Bewegung, und einen Augenblick später schob sich Gesler an seine Seite. »Der Vermummte hat uns alle verdammt, Fid. Hier gibt’s keinen Wald mehr - wie geht’s Krake?«
»Der Pfeil steckt tief«, antwortete Fiedler, »hat aber keine wichtigen Blutgefäße verletzt. Wenn wir ein bisschen Ruhe haben, können wir ihn rausholen.«
»Glaubst du, sie verfolgen uns?«
Fiedler schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung. Wenn noch genug von ihnen übrig waren. Er drehte sich um. »Buddl«, zischte er, »komm her.«
Der junge Magier kam herangekrochen.
»Kannst du spüren, was da hinten los ist?«, fragte Fiedler. »Und rausfinden, ob sie hinter uns her sind?«
»Das hab ich schon getan, Sergeant. Hab jede verdammte Kreatur benutzt, die da irgendwo hinter uns ist.«
»Und?«, fragte Gesler
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