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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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glauben?« Janos trat näher. Eine Hand hatte er in die Tasche seines schwarzen Mantels gesteckt. Mit der anderen umklammerte er den mattierten Metallgriff einer Aluminiumkrücke. Er hob das Kinn an, damit die Verletzungen in seinem Gesicht besser zu sehen waren. Vor allem sein zerschmetterter Wangenknochen. Sein linkes Auge war blutunterlaufen, das Kinn zierte eine frische Narbe, und sein linker Oberschenkelknochen war in so viele Stücke zerschmettert, daß sie ihm einen Titanstab ins Bein hatten implantieren müssen, damit die Knochen stabil blieben und die Muskeln und Sehnen nicht nur ein schlaffer Blut- und Gewebesack waren. Der Sturz war heftiger gewesen, als er je zugeben würde.
    »Ich habe versucht, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Eine Woche lange habe ich keine Antwort bekommen«, sagte Sauls und trat zurück. »Wissen Sie, was passiert ist? Das FBI hat alles einkassiert. Sie haben die Mine vollkommen ausgeräumt.«
    »Ich weiß. Ich lese Zeitung.« Janos humpelte einen Schritt näher. »Seit wann haben Sie eigentlichen einen Chauffeur?«
    »Was? Sind Sie mir gefolgt?« Sauls wich noch weiter zurück.
    »Werden Sie nicht paranoid, Sauls. Von Ihrem Schlafzimmerfenster aus haben Sie doch einen wunderschönen Ausblick. Zum Beispiel auf meinen Wagen vor dem Haus. Sehen Sie? Der irisblaue MGB ...«
    »Was wollen Sie, Janos?«
    »... Modell 1965. In diesem Jahr sind sie zu den Druckknopftürgriffen übergegangen. Die Nägel in meinem Bein erschweren mir das Kuppeln etwas, aber es ist trotzdem ein wunderschönes Auto ...«
    »Wenn es ums Geld geht: Wir haben gezahlt, was wir vereinbart haben ...«
    »... im Gegensatz zu dem alten Spitfire, den ich früher hatte. Der MGB ist wirklich verläßlich. Ausgesprochen zuverlässig ...«
    »Sie haben das Geld doch bekommen, oder nicht?«
    »... manche würden sogar sagen: vertrauenswürdig.«
    Sauls stieß gegen den Küchentresen.
    Janos hatte immer noch die Hand in der Tasche und musterte seinen Partner. »Sie haben mich angelogen, Marcus.«
    »Das habe ich nicht! Ich schwöre es!« erwiderte Sauls.
    »Und die nächste Lüge.«
    »Sie verstehen das nicht...«
    »Beantworten Sie eine Frage«, meinte Janos drohend. »Steckte der Jemen dahinter oder nicht?«
    »Nicht so, wie Sie denken. Als wir angefangen haben ...«
    »Als wir angefangen haben, haben Sie mir gesagt, Wendell wäre eine private Firma ohne jede Verbindung zu irgendwelchen Regierungen.«
    »Bitte, Janos. Sie wissen doch, was wir da unten gemacht haben. Wir haben es nie verheimlicht...«
    »Eine private Firma ohne jede politischen Verbindungen, Marcus!«
    »Das Ergebnis ist so oder so dasselbe!«
    »O nein, das ist es nicht. Das eine ist eine Spekulation, das andere ist purer Selbstmord! Haben Sie eine Ahnung, wie lange sie uns dafür jagen werden? Wer hat den verdammten Scheck unterschrieben? War es der Jemen oder nicht?«
    »Janos ...«
    »War es Jemen?«
    »Bitte beruhigen Sie sich und ...«
    Janos zog eine Waffe aus der Tasche und hielt sie Sauls an die Stirn. Er grub die Mündung in seine Haut.
    »War ... es ... der ... Jemen ... oder ... war ... er ... es ... nicht?«
    »Bitte, nicht...« Sauls stiegen Tränen in die Augen.
    Janos zog den Hammer zurück und legte seinen Finger an den Abzug. Er hatte die verdammte Fragerei satt.
    »Jemen!« stammelte Sauls. Er verzerrte das Gesicht, als er die Augen schloß. »Es war der Jemen ... Bitte, töten Sie mich nicht!«
    Ohne ein weiteres Wort senkte Janos die Waffe und schob sie in seine Tasche zurück.
    Als Sauls die Mündung nicht mehr auf der Stirn fühlte, schlug er die Augen auf. »Es tut mir leid, Janos.« Er bettelte.
    »Nun beruhigen Sie sich.« Janos reichte Sauls das Glas mit dem Preiselbeersaft.
    Sauls leerte das Glas hastig, doch es beruhigte ihn nicht so, wie er es gern gehabt hätte. Seine Hände zitterten, als er das Glas sinken ließ.
    Janos schüttelte den Kopf, machte auf dem gesunden Bein kehrt und schickte sich an zu gehen. »Leben Sie wohl, Sauls«, sagte er, als er die Küche verließ.
    »Sie ... Sie bringen mich nicht um?« Sauls lächelte versteinert.
    Janos drehte langsam den Kopf über die Schulter und warf ihm einen rabenschwarzen Blick zu. »Habe ich das gesagt?«
    Eine lange, gespannte Pause herrschte zwischen den beiden Männern. Dann fing Sauls an zu husten. Erst nur leicht, dann stärker. Nach wenigen Sekunden keuchte er rasselnd und stöhnend. Es klang wie Fehlzündungen eines alten Wagens. Sauls faßte sich an den Hals. Es fühlte

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