Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)
zugetragen haben. Wie André Gide schon sagte: »Geschichte ist Dichtung, die stattgefunden hat. Dichtung ist Geschichte, die hätte stattfinden können.«
Wie schon im Prolog erwähnt, gibt es eine Bemerkung in einem Dokument von Oberbereichsleiter Schimmer, einem Beamten des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg ( ERR ), der die Spinoza-Bibliothek konfiszierte, wonach die Bibliothek den Nationalsozialisten helfen würde, das »Spinoza-Problem« zu erforschen. Ich konnte keinen anderen Beleg für eine Verbindung zwischen Rosenberg und Spinoza finden. Aber es könnte sich so abgespielt haben: Rosenberg sah sich gern als Philosophen, und er wusste zweifellos, dass viele große deutsche Denker Spinoza verehrten. Daher sind alle Passagen fiktiv, die Spinoza mit Rosenberg in Verbindung bringen (so auch die beiden Besuche Rosenbergs im Spinoza-Museum in Rijnsburg). In allen anderen Belangen habe ich versucht, die wichtigsten Einzelheiten von Rosenbergs Leben akkurat wiederzugeben. Wir wissen aus seinen Memoiren (die er während seiner Haft anlässlich des Nürnberger Prozesses schrieb), dass er tatsächlich im Alter von sechzehn vom antisemitischen Schriftsteller Houston Stewart Chamberlain »entflammt« worden war. Diese Tatsache war Inspiration für die fiktive Unterredung zwischen dem heranwachsenden Rosenberg und Direktor Epstein sowie Herrn Schäfer.
Die einzelnen Stationen in Rosenbergs späterem Leben beruhen auf historischen Belegen: seine Familie, seine Ausbildung, die Eheschließungen, seine künstlerischen Ambitionen, seine Erlebnisse in Russland, der Versuch, sich den deutschen Streitkräften anzuschließen, die Flucht aus Estland nach Berlin und schließlich München, seine Lehrzeit bei Dietrich Eckart, sein Werdegang zum Hauptschriftleiter, seine Beziehung zu Hitler, seine Rolle beim Münchner Putsch, das Dreier-Treffen mit Hitler und Houston Stewart Chamberlain, verschiedene Posten bei den Nazis, seine Schriften, der Nationalpreis und seine Rolle während des Nürnberger Prozesses.
Ich habe mehr Vertrauen zu meiner Darstellung von Rosenbergs Innenleben als zu dem von Spinoza, da ich weit mehr Daten aus Rosenbergs Reden, seinen eigenen autobiographischen Schriften und aus den Beobachtungen anderer heranziehen konnte. Er war tatsächlich zweimal stationär in der Hohenlychen-Klinik untergebracht, drei Wochen im Jahr 1935 und sechs Wochen im Jahr 1936 – aus zumindest zum Teil psychiatrischen Gründen. Ich habe den Brief des Psychiaters Dr. Gebhardt an Hitler akkurat wiedergegeben, in welchem er Rosenbergs Persönlichkeitsprobleme beschreibt (bis auf den fiktiven letzten Absatz, in dem es um Friedrich Pfister geht). Dr. Gebhardt wurde übrigens 1948 wegen seiner medizinischen Experimente in den Konzentrationslagern als Kriegsverbrecher gehenkt. Der Brief von Chamberlain an Hitler wurde wortwörtlich zitiert. Alle Zeitungsschlagzeilen, die Erlasse und Reden, wurden nach treuem Glauben wiedergegeben. Friedrichs Ansätze zu einer Psychotherapie mit Alfred Rosenberg basieren darauf, wie ich persönlich die Aufgabe in Angriff genommen hätte, mit einem Mann wie Rosenberg zu arbeiten.
Danksagung
Ich bin vielen für die Überlegungen und Vorschläge nach der Lektüre des gesamten Textes oder von Teilen davon dankbar: Stephen Nadler, Van Harvey, Walter Sokel, Rudolph Binion, Rebecca Goldstein, Marianne Siroker, Alice von Harten und Mitgliedern der Pegasus-Schreibgruppe. Meine Agentin Sandy Dijkstra stand mir unermüdlich mit ihrer Unterstützung zur Seite. Herzlichen Dank allen, die mir bei der Recherche geholfen haben, Kate McQueen, Moira van Dijk, Marcel Oden; Maureen Lilla, die frühere Versionen zweier Kapitel lektoriert hat, und Danke auch einer Vielzahl von großzügigen Freunden und Kollegen, die liebenswürdigerweise meinen vielen Bitten nach Beratung entsprochen haben: Stephan Alder, Zachary Baker, Robert Berger, Daniel Edelstein, Deborah Hayden, Lazar Fleishman, Dagfin Follesdal, Joseph Frank, Lija Hirsch, Daan Jacobs, Ruthellen Josselson, Regina Kammerer, Jay Kaplan, Rabbi Patricia Karlin-Neumann, Molyn Leszcz, Pesach Lichtenberg, Miriam van Reijen, Aron Rodrique, Abraham W. Rosenberg, Micha de Vries, Ori Soltes, David Spiegel, Daniel Spiro, Hans Steiner, Aivars Stranga, Carlo Strenger, Theo van der Werf, Hans van Wijngaarden, Simona van Wijngaarden-Bota und Steven Zipperstein.
Besonderen Dank schulde ich den Philosophen Rebecca Goldstein und Steven Nadler, die mich überaus großzügig mit ihrem
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