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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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bluffen?«
    Ottosson verließ seinen Platz am Schreibtisch und ging im Raum auf und ab, blieb dann plötzlich stehen, griff nach dem Telefon und tippte eine Nummer ein.
    »Ja, ich bin’s, Ottosson, kannst du mal kurz rüberkommen?« Er hörte sich die Antwort an, ehe er ungeduldig wieder das Wort ergriff. »Nein, das kann nicht warten«, sagte er und legte auf.
    »Fritzén?« fragte Lindell.
    Ottosson nickte. Lindell war auf einmal ganz ruhig. Sie saß auf ihrem Stuhl und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ottosson sagte etwas, das sie nicht verstand, bevor er unvermittelt den Raum verließ und den Flur hinabeilte. Als er zurückkehrte, sah Lindell, daß er sich das Gesicht gewaschen hatte. Haaransatz und Bart waren noch feucht.
    »Wie machen wir jetzt weiter?« fragte er müde und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    »Wir holen Mortensen.« Lindell ging in ihr Büro. Auch bei ihr machte sich die Müdigkeit bemerkbar. Wie grausam ich zu Edvard war, dachte sie. Ich stürze in sein Krankenzimmer und platze damit heraus, daß ich ein Kind von einem anderen Mann erwarte. Wenn ich etwas behutsamer vorgegangen wäre, hätte ich vielleicht mit ihm darüber reden können. Sie beugte sich über den Schreibtisch. Sollte sie ihn anrufen? Er würde gleich wieder auflegen. Nach Gräsö zu fahren war ebenso sinnlos.
    Das Telefon klingelte, abwesend nahm sie den Hörer und nannte ihren Namen.
    »Mein Name ist Eilert Jancker, ich wohne in Kåbo und bin ein Nachbar von Jack Mortensen, falls Ihnen der Name etwas sagt?«
    »Ja, natürlich«, sagte Lindell und erinnerte sich an Frenkes Anruf am gestrigen Abend. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ich habe den Krach jetzt endgültig satt. Mortensen gehört zu denjenigen, die der Nachbarschaft das Leben besonders vergällen.«
    »Aha?« sagte Lindell, als Jancker keine Anstalten machte, weiterzusprechen.
    »Ich habe mich auch schon früher über ihn beschwert, aber jetzt ist das Maß voll. Es wird nicht besser, es wird eher noch schlimmer.«
    »Worum geht es denn konkret?« fragte Lindell und wurde langsam ungeduldig.
    »Maschinenlärm«, antwortete der Mann.
    »Nun bin ich von der Kriminalpolizei, und so etwas fällt eigentlich nicht in meine Zuständigkeit.«
    »Aber man hat mir Ihre Nummer gegeben«, beharrte Jancker.
    »Na gut, erzählen Sie«, sagte Lindell.
    »Vor ein paar Tagen hat Mortensen einen Bagger bis zum späten Abend laufen lassen, und gestern war es wieder soweit. Baggerarbeiten müssen tagsüber ausgeführt werden, das ist jedenfalls meine Meinung, und ich glaube, für alle betroffenen Anwohner sprechen zu können.«
    Warum müssen die Leute nur immer so umständlich sein? dachte Lindell müde.
    »Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?«
    »Haben Sie mit Mortensen darüber gesprochen? Das hat sich schon oft als ein guter erster Schritt …«
    »Das habe ich ja versucht«, unterbrach Jancker sie. »Vor ein paar Tagen bin ich rübergegangen. Und was finde ich vor? Einen Bagger mit laufendem Motor, aber keinen Mortensen.«
    Lindell horchte auf. »Der Motor läuft, aber Sie sehen Mortensen nirgendwo, habe ich Sie da richtig verstanden?«
    »Genau«, erwiderte Jancker, der zufrieden war, daß die Polizistin endlich zu begreifen schien, worum es ging.
    »Wann war das?«
    »Am Abend des 29., zwischen sechs und zehn. Ich habe sogar an der Tür geklingelt, aber es hat niemand aufgemacht. Finden Sie nicht auch, daß es eine Unverschämtheit ist! Eine Maschine einfach laufen lassen und wegfahren.«
    »Sind Sie sicher, daß er nicht daheim war?«
    »Natürlich, sein Auto war weg. Er kam erst gegen zehn nach Hause. Ich habe mir den genauen Zeitpunkt notiert, 22:05.«
    »Und dann hat er den Bagger abgestellt?«
    »So ist es.«
    Lindell erinnerte sich, daß der Maschinenverleiher gesagt hatte, Mortensen sei nicht besonders gut im Baggern gewesen. Jetzt sah sie die Worte in einem ganz anderen Licht. Mit dem Bagger war nicht lange gearbeitet worden.
    »Wäre es Ihnen vielleicht möglich, ins Polizeipräsidium zu kommen, damit wir Ihre Aussage festhalten können? Wir könnten einen Wagen vorbeischicken, der Sie abholt.«
    »Ich muß schon sagen«, meinte Jancker, »endlich ein Mensch, der begreift, wie lebensnotwendig der häusliche Frieden ist. Natürlich komme ich. Paßt es Ihnen in einer halben Stunde?«
    »Das paßt mir sehr gut«, erwiderte Lindell.
    Die Baggerarbeiten waren Mortensens Alibi für den Abend gewesen, an dem Gabriella Mark ermordet worden war. Er hatte

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