Das Sterben in Wychwood
richtig.»
Superintendent Battle sagte:
«Ich glaube, Sie können im Hinblick auf die junge Dame ganz beruhigt sein, Mr Fitzwilliam. Ich werde jemanden beauftragen, scharf über sie zu wachen.»
«Sie nehmen mir eine große Last vom Herzen», gestand Luke.
Der Superintendent nickte verständnisvoll.
«Es ist eine unangenehme Lage für Sie, Mr Fitzwilliam. Die Sorge um Miss Conway. Und wissen Sie, ich erwarte nicht, dass dies ein leichter Fall werden wird. Lord Whitfield muss ein sehr kluger Mann sein. Er wird sich jetzt wahrscheinlich lange Zeit nicht rühren. Das heißt, außer er ist im letzten Stadium.»
«Was nennen Sie das letzte Stadium?»
«Eine Art von Größenwahn, wo der Verbrecher glaubt, er könne nicht entdeckt werden! Er ist zu gescheit, und alle anderen sind zu dumm! Dann kriegen wir ihn natürlich!»
Luke nickte. Er erhob sich.
«Nun, ich wünsche Ihnen alles Glück», sagte er. «Lassen Sie mich Ihnen, so gut ich kann, helfen.»
«Gewiss.»
«Augenblicklich kann ich nichts tun?»
Battle überlegte.
«Ich glaube nicht; ich möchte mich erst ein wenig im Ort umsehen. Vielleicht könnte ich am Abend wieder mit Ihnen sprechen?»
«Natürlich.»
«Da werde ich genauer wissen, wo wir stehen.»
Luke fühlte sich etwas getröstet und beruhigt. Schon viele Leute hatten nach einer Unterredung mit dem Superintendent dieses Gefühl gehabt.
Er sah auf die Uhr. Sollte er noch vor dem Lunch Bridget besuchen?
Lieber nicht, dachte er. Miss Waynflete würde glauben, sie müsse ihn zur Mahlzeit auffordern, und das könnte ihren Haushalt in Verlegenheit bringen. Ältere Damen, wusste Luke aus seiner Erfahrung mit Tanten, kamen bei wirtschaftlichen Problemen leicht aus dem Gleichgewicht. Ob Miss Waynflete wohl auch eine Tante war? Wahrscheinlich.
Er war vor die Tür des Gasthauses getreten. Eine schwarz gekleidete Gestalt, die die Straße hinuntereilte, blieb plötzlich stehen, als sie ihn erblickte.
«Mr Fitzwilliam.»
«Mrs Humbleby.»
Er trat zu ihr und schüttelte ihr die Hand.
Sie sagte:
«Ich dachte, Sie seien abgereist?»
«Nein – ich habe nur die Wohnung gewechselt. Ich wohne jetzt hier.»
«Und Bridget? Ich höre, sie ist fort von Ashe Manor?»
«Ja, das ist sie.»
Mrs Humbleby seufzte.
«Ich bin so froh, sehr froh, dass sie von Wychwood fort ist.»
«Oh, sie ist noch hier; sie wohnt bei Miss Waynflete.»
Mrs Humbleby trat einen Schritt zurück; Luke sah erstaunt, dass sie außerordentlich bekümmert wirkte.
«Bei Honoria Waynflete wohnt sie? Ja, warum denn?»
«Miss Waynflete hat sie liebenswürdigerweise eingeladen, auf ein paar Tage zu ihr zu kommen.»
Mrs Humbleby schauerte ein wenig zusammen. Sie trat nahe an Luke heran und legte ihre Hand auf seinen Arm.
«Mr Fitzwilliam, ich weiß, ich habe kein Recht, etwas zu sagen – irgendetwas zu sagen. Ich habe in letzter Zeit sehr viel Kummer und Leid erlebt – vielleicht macht mich das etwas wunderlich! Meine Gefühle sind möglicherweise nur krankhafte Einbildungen.»
Luke sagte sanft:
«Welche Gefühle?»
«Diese Überzeugung, die ich habe – von – von etwas Bösem!»
Sie schaute Luke schüchtern an. Da sie sah, dass er bloß ernst den Kopf neigte und keinen Zweifel an ihrer Behauptung zu hegen schien, fuhr sie fort:
«So viel Schlechtigkeit – das ist der Gedanke, der mich nie verlässt – soviel Schlechtigkeit ist hier in Wychwood! Und diese Frau steckt hinter allem, dessen bin ich sicher!»
Luke verstand nicht.
«Welche Frau?»
Mrs Humbleby sagte:
«Honoria Waynflete ist bestimmt ein sehr böser Mensch! Ah, ich sehe, Sie glauben mir nicht! Auch Lavinia Pinkerton glaubte niemand. Aber wir fühlten es beide. Sie, glaube ich, wusste mehr als ich… Bedenken Sie, Mr Fitzwilliam, dass eine Frau, wenn sie nicht glücklich ist, schrecklicher Dinge fähig ist.»
Luke meinte sanft:
«Ja – das mag sein.»
Mrs Humbleby sagte rasch:
«Sie glauben mir nicht? Nun, warum sollten Sie auch? Aber ich kann den Tag nicht vergessen, an dem John mit verbundener Hand von ihr nach Hause kam. Er machte sich nichts weiter daraus und sagte, es sei nur ein Kratzer.»
Sie wandte sich zum Gehen.
«Adieu. Bitte, vergessen Sie, was ich soeben sagte. Ich – ich bin nicht ganz beisammen in den letzten Tagen.»
Luke sah ihr nach. Er zerbrach sich den Kopf, warum Mrs Humbleby Honoria Waynflete einen bösen Menschen genannt hatte. War Dr. Humbleby mit Honoria Waynflete befreundet gewesen und seine Frau eifersüchtig?
Was hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher