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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte er und erwiderte ihr Lächeln. »Es tut gut, dein Gesicht zu sehen. Ohne diese Gewitterwolken.« Sie sagte nichts darauf. Er deutete eine Verbeugung an, mühsam genug mit dem stummen Würfel auf dem Rücken, und ließ ihr mit einer absurd höflichen Geste den Vortritt. Sie wand sich zwischen den glühenden Resten der Tür hindurch und folgte Harris. Die beiden Soldaten hatten die zehn Meter entfernten Reste der Laserkanone erreicht und warteten. Der Gang wirkte, als sei er aus den Fugen geraten. Die Explosion der Energiezelle hatte die Plastikdämmung aus den Wänden gerissen. Ein Teil davon schwelte noch. Charity beglückwünschte sich stumm zu ihrem Druckanzug und seiner geschlossenen Luftversorgung. »Computergesteuert«, sagte Harris, als sie die Überreste erreicht hatte. »Irgendein automatisches Zielsystem.« »Genau wie die Kanonen in der Bahnhofshalle«, stimmte Charity zu. »Aber wie?« fragte Skudder hinter ihr. »Bewegungssensoren, Schallsensoren, was weiß ich.« Sie fühlte sich müde. »Oder Infrarot. Ich schätze, man hat irgendeine einfache Elektronik an die Waffe angeschlossen und ein simples Programm installiert.« Sie ging in die Hocke und tastete mit dem Handschuh zwischen den heißen Trümmern herum. »Sobald sich irgend etwas verändert, schießt ihr.« »Ziemlich konservativ«, sagte Skudder. »Primitiv, aber wirksam«, erwiderte sie ohne Humor. Sie blickte über die zertrümmerte Waffe hinweg zum Ende des Gangs. Das Schott war offen, dahinter lag nur Dunkelheit. »Sieht so aus, als hätten wir es geschafft.« Dubois warf ihr einen Blick zu, gelbschimmernd durch das Infrarot-Display. »Gehen Sie ruhig vor«, sagte Charity. »Ich kenne den Weg.« »Okay«, sagte Harris. Er folgte Dubois. Charity nahm eine Zange aus einer Tasche ihres Druckanzuges und zerrte eine Strebe aus dem Trümmerhaufen. »Du kennst diese Waffen«, sagte Skudder. Es war keine Frage. »Ich kenne die Handschrift«, korrigierte sie. »Die Space Force hat mit solchen Schaltungen experimentiert. Automatische Waffen mit Infrarot und Radar als unfehlbare Wachposten, die nicht schlafen, nicht rauchen und sich nicht mit irgendwelchen Zivilisten einlassen.« »Und wo war das Problem?« »Mangelndes Unterscheidungsvermögen«, sagte Charity sarkastisch. »Sie konnten nicht unterscheiden zwischen Angreifern, Bedienungspersonal, Katzen, Hunden und vom Wind herangetragenem Abfall. Wenn sie einmal angefangen hatten zu schießen, dann hörten sie nicht wieder auf. Die ersten Modelle haben sogar auf die eigenen Geschosse gezielt. Oder auf Wolken. Oder auf den Mond.« »Geschosse?« fragte er verwirrt. »Ich habe nur von Projektilwaffen gehört«, sagte sie. »Sonst wäre ich schon früher dahintergekommen, was es mit diesen Laserkanonen auf sich hat. Ich glaube, wir sind bis jetzt nicht einem einzigen Moroni begegnet. Sogar die Kanone im Hangar war mit Sicherheit selbstgesteuert.« Sie reichte ihm die Strebe, die sie in der Hand hielt. »Sieh es dir an«, sagte sie. »Inventarisierungsnummern. Das hier ist Militäreigentum gewesen.« »Diese Moroni sind die größten Diebe, die man sich denken kann«, erwiderte Skudder und drehte die Metallstrebe in der Hand, um die eingestanzten Ziffern und Buchstaben besser erkennen zu können. »Ja, bemerkte sie vielsagend und blickte in die Richtung, in die Dubois und Harris verschwunden waren. »Sehen wir mal nach, was unsere tapferen Zinnsoldaten inzwischen alles gefunden haben.« Er folgte ihr mit einem Gesichtsausdruck, der wenig Begeisterung und viel Verwirrung verriet. Sie verzichtete auf ihren Helmscheinwerfer. Als sie am Ende der Zugangsröhre angekommen war, wurde ihr bewußt, daß sie sich gegen die Beleuchtung wie eine Zielscheibe abzeichnete, und sie schob sich hastig nach links in die Dunkelheit. Skudder tat es ihr nach. Die Kommandozentrale war unbeleuchtet, aber es war nicht vollkommen dunkel um sie herum. Irgendein seit sechzig Jahren wartender Servomechanismus hatte registriert, daß alle Personen, die die Zugangsröhre betreten hatten, inzwischen das andere Ende erreicht hatten, und schloß gehorsam die Tür. Charity grinste in ihrem Helm. Maschinenlogik, dachte sie fröhlich. Für die beschränkte Welt der Türkontrolle war alles in Ordnung, auch wenn die äußere Zugangstür in Fetzen lag und die Gangröhre einer Schutthalde glich. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Sie machte zahlreiche Lichtpunkte in Rot, Orange und Gelb aus, die sich vor

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