Das Stonehenge-Monstrum
förmlich. Da mußte es einfach noch etwas anderes geben als eben nur diese gefährliche Ruhe.
Er konnte sich entscheiden. Weitergehen oder den Weg über die Treppe zurück nach unten.
Er wollte nicht kneifen, sondern ging weiter. Sehr vorsichtig gesetzte Schritte, keine Echos, nur ein geheimnisvolles Schleifen hinterließen seine Sohlen auf dem Boden.
Kurz vor dem Erreichen der ersten Tür blieb er stehen, denn er hatte etwas gehört.
Nichts gesehen, doch dieses Geräusch war für ihn Warnung genug. Aus einem der Zimmer an der rechten Flurseite war es gedrungen. Er lauschte noch intensiver und hatte das Glück, daß sich dieses Geräusch wiederholte. Es war sogar lauter geworden.
Da war jemand, dort lauerte jemand auf ihn. Suko konnte sich nicht vorstellen, daß dieses Geräusch von einem Tier abgegeben worden war. Irgend etwas geschah dort.
Seine Hand näherte sich der Waffe, stockte jedoch mitten in der Bewegung, weil er etwas anderes gesehen hatte.
Einen Schatten – oder…?
Etwa in Halshöhe schob er sich schabend um den Rahmen der Tür. Es war einfach zu dunkel, um ihn genauer zu erkennen. Durch ein ehemaliges Flurfenster nur sickerte das bleiche Mondlicht. Es war die einzige Lichtquelle.
Wer war es? Was war es?
Suko konzentrierte sich. Er blieb in der Flurmitte stehen – und konnte den Schatten schließlich identifizieren.
Es war eine Hand.
Sie umklammerte den Türrahmen, und er konnte sogar die langen Finger erkennen.
Der Hand folgte ein Gesicht. Nicht schnell, sondern sehr gemächlich, als ließ sich der andere bewußt viel Zeit, um Suko noch weiter in Spannung zu versetzen.
Er konzentrierte sich auf die Züge. Viel war nicht zu erkennen. Sie wirkten wie ein graues Gespinst, als bestünde es aus zahlreichen Spinnweben, denen eine bestimmte Form gegeben worden war. Es verschmolz zum Teil mit dem Türrahmen, und Suko sah einen Mund, der sich grinsend in die Breite zog.
»He, wer bist du?«
Das Gesicht blieb und grinste. Eine Antwort bekam Suko nicht. Er dachte darüber nach, wer dieser Mann sein konnte. Möglicherweise ein Penner, der sich diesen Raum als nächtliche Unterkunft ausgesucht hatte. Doch daran wollte er nicht glauben. Alles, was in diesem Haus geschah, mußte mit bestimmten Dingen zusammenhängen, die sich irgendwann in dieser Nacht noch auf der Straße ereignen würden.
Das Grinsen blieb und verschwand erst dann, als sich das Gesicht zurückzog.
Suko kam sich ›verarscht‹ vor. Er war wieder allein, man hatte ihm einen Lockvogel präsentiert, der kurz aufgetaucht und dann wieder verschwunden war.
Was sollte er tun?
Es gab nur die eine Möglichkeit, wenn er den Lockvogel erwischen wollte. Rein in das Zimmer.
Und Suko ging vor. Mit einer blitzschnellen Drehung erreichte er die Türschwelle und blieb dort stehen.
Seine Mundwinkel zuckten, als er den Gestank wahrnahm, der ihm da entgegenwehte. Ein widerlicher, alter, muffiger und abgestorbener Geruch, als hätten hier jahrelang Lumpen gelagert. Es war nicht der Gestank verwesender Leichen, was Suko wiederum positiv vermerkte. Das Zimmer war nicht leer. Er sah den Dreck, den Unrat als undeutliche Gebilde an den verschiedenen Stellen aufragen. Er hörte auch noch andere Dinge, wie das heftige Trippeln der kleinen Füße. Wahrscheinlich hatte er irgendwelche Mäuse gestört, wohl kaum Ratten, die hielten sich meist in den Kellern auf.
Wo verbarg sich der Typ?
Suko konnte ihn nicht sehen. Sicherlich lauerte er irgendwo in einer Ecke, denn dort lauerten die tiefsten Schatten. Bisher hatte Suko seine kleine Leuchte nicht eingeschaltet. Jetzt holte er sie hervor, obwohl es ein Risiko war, den Lichtstrahl wandern zu lassen. Er knipste sie an und folgte dem dünnen, erstaunlich hellen Band mit seinen Blicken. Er wollte sehen, wohin er leuchtete, und entdeckte tatsächlich nur Unrat. Als er den Strahl nach links schwenkte, gerieten zwei Füße in sein Sichtfeld, die in halb zerstörten Schuhen steckten. Bei dem linken fehlte die Sohle. War das der Penner, der ihm zugewinkt hatte? Der Strahl glitt über die Gestalt hinweg in Richtung Kopf. Suko wollte das Gesicht sehen und wollte zudem erkennen können, wie er reagierte.
Der Mann blieb liegen.
Nur sein Gesicht schaute wie ein blasser Teigfleck aus dem Gestrüpp hervor, das aus Bart und Haaren gebildet wurde. Beides wuchs ineinander. Der Mund war kaum zu sehen, die Nase ebenfalls nicht, und die Augen wirkten wie glitzernde Punkte.
Dann lachte der Knabe, bevor er einen Arm hob und
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