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Tödliche Momente (German Edition)

Tödliche Momente (German Edition)

Titel: Tödliche Momente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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Hanna Julian
     
    Tödliche Momente
     
       Zwei abgründige Gay-Kurzgeschichten
     
     
     
     
    ~*~
     
     
     
     
    Text © Hanna Julian 2012
    Coverfoto ©FullHouse – Fotolia.com
     
    Das Modell auf dem Coverfoto steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt der Texte. Der Inhalt sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Modells aus.
     
    Infos und weitere Veröffentlichungen von Hanna Julian auf:
    http://hannajulian.jimdo.com/
     
     

     
    Adrians Auftrag
     
     
    Das Bett war etwas zu klein. Adrian fluchte leise, als seine Zehen abermals das kalte Metall am Fußende berührten, dann zog er die Beine an, um so zusammengekauert noch einige Minuten unter der warmen Decke zu verbringen. Seine Augen blieben fest geschlossen; die Minuten vor dem Aufstehen waren für ihn die kostbarste Zeit des Tages. Er mochte diese fragile und zugleich doch kraftvolle Welt der Halbträume.   
    Als die Zeiger der Uhr viel zu schnell vorangeprescht waren, setzte Adrian sich auf und rieb sich das Gesicht. Bartstoppeln.
    Es wurde Zeit für das Pflichtprogramm.
    Adrian schlurfte in das Badezimmer und sah in den Spiegel. Das dunkle Haar stand ihm etwas wirr vom Kopf ab. Er feuchtete seine Hände unter dem Wasserstrahl an und fuhr sich damit durch die Strähnen, bis er zufrieden war. Dann öffnete er die Tasche, die am Boden stand. Sie war bereits gepackt, denn heute war der Tag, an dem er dieses Appartement zum letzten Mal bewohnen würde. Er griff nach dem Rasierzeug und nach kurzem Zögern holte er auch das Radio aus der Tasche. Er stellte es an dessen angestammten Platz im Wohnzimmer und schaltete es ein. Was jetzt am allerwenigsten schaden könnte, wäre ein wenig Musik.
    Adrian kehrte ins Badezimmer zurück, seifte Kinn-, Wangen- und Halspartie sorgfältig ein, um dann die scharfe Rasierklinge gekonnt über seine Haut gleiten zu lassen. Präzise Bewegungen, ausgeführt zu einem melodischen Song aus dem Radiogerät. Wann immer die Rasur es zuließ, pfiff er mit. Als er fertig war, und sein Gesicht trocken, reinigte er das Rasiermesser und steckte es in die Tasche zurück.
    Mit nackten Füßen durchschritt er die Wohnung, sich darüber bewusst, dass er  den hölzernen Parkettboden heute zum letzten Mal unter den Fußsohlen spürte. Der Raum war groß und hell. Im Anschluss daran befand sich die Küche. Sie hatte ihn all die Zeit über nicht sonderlich interessiert. Adrian zog es vor, auswärts zu essen, doch den obligatorischen Shake am Morgen wollte er auch am Tage seines Auszugs zubereiten. Kaffee kam heute nicht infrage. Adrian hatte ihn sich inzwischen ohnehin fast abgewöhnt.
    Der Lärm des Mixers machte ihn vollends wach; als das Getöse vorbei war, wiegte Adrian gut gelaunt die Hüften zu den Beats aus dem Radio. Sein Blick fiel auf den Gummibaum, der seit dem Einzug endlich wieder ganz manierlich aussah. Adrian zielte mit dem Zeigefinger auf die Pflanze und sagte mit grollender Stimme: „Wir werden den Standort wieder wechseln. Jetzt zick mal nicht rum, mein Guter! Wir werden schon was nettes Neues finden. Wenn du diesmal auch nur ein Blatt fallen lässt, dann werfe ich dich auf den Müll, ist das klar?“ Adrian wartete einen Moment, dann murmelte er: „Okay, Hauptsache, wir haben uns verstanden.“
    Er schlürfte seinen Drink aus Proteinen und sah zum Fenster hinaus. Gegenüber erstreckte sich die Seitenwand des Nachbargebäudes. Keine Fenster – wie von Adrian gewünscht. Es war vermutlich gar nicht so einfach, immer das Richtige zu finden. Zum Glück brauchte er sich darum nicht selbst zu kümmern. Der Fluss um die Ecke würde ihm fehlen. Das Glitzern darauf in der untergehenden Sonne hatte gar nicht mal so schlecht ausgesehen. Die Kinder hatten eine seichte Stelle dazu genutzt, um Spielzeugmotorboote darauf fahren zu lassen. Manchmal waren sie sogar halbnackt ins Wasser gesprungen und hatten dabei einen Höllenlärm veranstaltet, der bis in seine Wohnung gedrungen war. Adrian liebte die Ruhe. Mehr noch, er brauchte sie. In dem Wissen, dass er selbst nie Kinder haben würde, hatte er das Geschrei jedoch mit Gleichmut ertragen  –  ja, es vielleicht sogar ein wenig genossen, wie er jetzt erstaunt feststellte. Es geschah nicht oft, dass er sich selbst überraschte. Das war weder sein Stil, noch war es sonderlich hilfreich. Adrian seufzte leise und machte sich dann daran, Mixer und Glas zu reinigen. Als er fertig war, ging er ins Wohnzimmer, schaltete das Radio aus und nahm eine weitere große Tasche aus dem

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