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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Bekannte, darunter einige namhafte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, aber auch Künstler und Sportstars zählten dazu. Das Einzige, was Doux nicht hatte, waren wirkliche Freunde.
    Doux zog eine legere Sommerhose und ein kurzärmliges weißes Hemd an, legte einen Hauch Xeryus Rouge Eau de Toilette auf und fuhr mit dem Aufzug nach unten. Er hatte Hunger, wollte eine Kleinigkeit essen und danach ins Westend fahren. Er kannte einige Leute in Frankfurt und hatte sich mit einer Frau verabredet, zu der er schon seit Jahren engen Kontakt hielt. Neben Französisch sprach er fließend Deutsch, Englisch, Italienisch und Hebräisch, denn Doux war ein weit gereister, viel beschäftigter Mann. Und trotzdem fühlte er sich immer häufiger wie ein einsamer, ruhelos durch die Welt streifender Wolf.
    Im Restaurant bestellte er ein Steak mit Salat und ein Glas Orangensaft. Er bemerkte, wie eine etwa dreißigjährige Frau ihn immer wieder anblickte, worüber er innerlich lächeln musste. Sie saß mit einem Mann zwei Tische von ihm entfernt, und Doux wusste, dass es ein Leichtes für ihn gewesen wäre, etwas mit ihr anzufangen. Er kannte die Frauen zur Genüge, vor allem konnte er Blicke deuten, eindeutige Blicke. Vermutlich, dachte er, ist sie die Frau eines dieser reichen Männer, die mit nichts anderem beschäftigt waren, als ihr Geld zu zählen und sich um ihr Geschäft zu kümmern, und dabeiihre Frauen vernachlässigten. Nach dem Essen schaute er auf die Uhr, Viertel nach acht, nahm sein Handy aus der Hemdtasche und tippte eine Nummer ein.
    »Ja?«, meldete sich eine weibliche Stimme.
    »Hier ist Pierre. Bleibt es bei neun Uhr?«
    »Natürlich, warum nicht. Ich warte auf dich.«
    »Gut, ich mach mich gleich auf den Weg.«
    Er ließ das Essen auf seine Rechnung setzen und ging mit langsamen Schritten an der Frau vorbei, deren Augen ihn auch jetzt wieder kurz anblitzten, warf einen Blick auf den Mann, den er bis jetzt nur von hinten gesehen hatte, und stellte fest, dass es eines dieser ungleichen Paare war, die er so oft antraf. Der Mann war mindestens zwanzig Jahre älter, und das einzig Attraktive an ihm war offensichtlich sein Geld. Er war eher klein, höchstens einsfünfundsechzig, leicht untersetzt, und obgleich es kühl in dem Restaurant war, standen dicke Schweißperlen auf seiner Stirn, während er damit beschäftigt war, eine gewaltige Portion Fisch mit Kartoffeln und Salat zu verschlingen. Doux war nicht entgangen, dass die beiden die ganze Zeit über kein Wort miteinander gewechselt hatten, weil es wahrscheinlich nichts gab, worüber sie sich unterhalten konnten. Er hatte seine Interessen, sie ihre. Seine Freunde, ihre Freunde. Er kannte diese Paare zur Genüge.
    Er begab sich nach draußen, wo die Schwüle noch immer wie eine riesige Glocke über der Stadt hing. Mit einem Taxi fuhr er zum Kettenhofweg und stieg vor einem alten, sehr gediegen wirkenden Haus aus. Ein Blick auf die Uhr, fünf vor neun. Er drückte auf den Klingelknopf, nur Sekunden später ging die Tür auf, und er stieg in den vierten Stock, wo er bereits erwartet wurde.
    Sie legte ihre Arme um seinen Hals und gab Doux einen langen Kuss. Sie war Mitte dreißig, hatte kurzes dunkles Haar und volle Lippen. Ihre tiefblauen Augen bildeten einen interessanten Kontrast zu den dunklen Haaren und der Haut, die einen natürlichen Braunton hatte. Ein laszives Lächeln umspielte ihren Mund, der Blick aus ihren ozeanblauen Augen hatte etwas Herausforderndes. Sie war guteinen halben Kopf kleiner als er, hatte eine ansehnliche Figur, auch wenn er schönere Frauen kannte, aber Sex mit ihr war immer etwas Besonderes. Sie hatte etwas, das andere Frauen nicht hatten. Vielleicht war es ihr Duft, vielleicht ihre sinnliche Stimme mit diesem slawischen Einschlag, vielleicht aber auch ihre überdurchschnittliche Intelligenz, die sie über die meisten anderen Frauen erhob. Sie trug eine weiße, ärmellose Bluse und einen kurzen Rock. Sie war barfuß, die Zehennägel waren in dezentem Rosa lackiert, ebenso wie die Fingernägel. Bis auf die Lippen war sie ungeschminkt, sie hatte Make-up nicht nötig, denn Make-up hätte die Natürlichkeit ihrer fast porenlosen Haut nur zerstört.
    Leise Musik spielte im Hintergrund, während sie sich setzten. Sie trank ein Glas Champagner, er begnügte sich mit einem Glas Wasser.
    »Stört es dich, wenn ich rauche?«, fragte sie, denn sie wusste, dass er es nicht mochte, wenn in seiner Gegenwart geraucht wurde.
    »Nein. Außerdem ist es

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