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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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die Leichen sehen? Ich habe sie mir gestern Abend kurz angeschaut, und ich kann Ihnen sagen, ich habe nichts Ungewöhnliches festgestellt.«
    »Und wenn ich Sie ganz doll bitte?«, säuselte die Kommissarin in den Hörer.
    Und Bock gab tatsächlich nach. »In einer Viertelstunde in der Rechtsmedizin. Und wenn Sie nicht pünktlich sind, bin ich sofort wieder weg.«
    »Sie sind ein Schatz«, sagte Durant grinsend, legte auf, nahm ihre Tasche und eilte den Gang hinunter zum Parkplatz. Sie stieg in ihren neuen Corsa und raste los. Knapp fünf Minuten vor Bock war sie da, der ein kurzärmliges blaues Hemd und Jeans trug.
    »Sie liegen in der Kühlhalle«, sagte er, schloss die Tür auf und machte das Licht an. Die Neonröhren flackerten kurz auf, bevor alles in ein unwirkliches, dem Tod entsprechendes, bläulich-kaltes Licht getaucht wurde. Hier herrschte der typische Geruch des Todes. Es war sehr kalt. Insgesamt befanden sich vierzehn Leichen in dem Raum, eine davon bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
    »Hier hinten sind sie«, sagte Bock und ging vor Durant zu den beiden Bahren, auf denen Wiesner und Puschkin lagen. An ihren großen Zehen hingen die Zettel mit ihren Namen sowie einer Nummer und dem Datum. Irina Puschkin trug noch immer die schwarzenStrümpfe, während Wiesner vollkommen nackt war. Er war schlank und zu Lebzeiten sicher in körperlich guter Verfassung gewesen, wie Durant feststellte. Irina Puschkin hatte eine fast perfekte Figur mit einem großen festen Busen, langen schlanken Beinen und kurzen blonden Haaren. Die Kommissarin trat näher an die Toten heran und ging um sie herum. Die Einschusslöcher waren deutlich zu erkennen, bei Irina Puschkin etwas links vom Brustbein genau ins Herz und ein weiteres Loch in der Stirn direkt über der Nasenwurzel. Bei Wiesner war es anders. Er hatte sich in den Kopf geschossen, etwas unterhalb der Nasenwurzel, leicht rechts von der Nase.
    Durant betrachtete noch einmal genau Irina Puschkin, dann Andreas Wiesner. Sie griff sich ans Kinn, überlegte eine Weile und sagte: »Professor Bock, wenn Sie sich in den Kopf schießen würden, wie würden Sie das tun?«
    Bock sah die Kommissarin verwundert an, bevor er antwortete: »Die sicherste Methode ist, sich die Waffe in den Mund zu stecken und gegen den Gaumen zu halten. Das ist garantiert tödlich. Gegen die Schläfe kann schief gehen. Manch einer hat das schon versucht und ist jetzt für den Rest seines Lebens ein Pflegefall. Wichtig ist, dass die wesentlichen Teile des Gehirns getroffen werden, also am besten Frontallappen, Parietallappen, Temporallappen und Okzipitallappen. Bei einem Schuss, der genau durch die Nasenwurzel geht und am Hinterkopf genauso gerade wieder austritt, ist der Exitus garantiert. Warum wollen Sie das wissen?«
    Sie ließ Bocks Frage unbeantwortet. »Ist den beiden Blut abgenommen worden?«
    »Natürlich. Moment, ich muss nur mal schnell nachsehen … Hier hab ich’s, Puschkin 2,3 Promille, Wiesner 1,9 Promille. Todeszeitpunkt bei beiden zirka sechzehn Uhr dreißig, plus minus einer Viertelstunde.«
    »Kann jemand mit 1,9 Promille so genau schießen?«
    »Wenn er Alkoholiker ist, dann sind 1,9 Promille so gut wie gar nichts. Ein richtiger Alkoholiker kann unter Umständen auch mit2,5 oder sogar 3 Promille noch gut zielen oder Auto fahren. Es kommt auf die Konstitution an …«
    »Es lässt sich doch sicherlich bei einer Autopsie feststellen, ob jemand Alkoholiker war. Würden Sie das bitte für mich rausfinden?«
    Zum ersten Mal an diesem Nachmittag grinste Bock. »Da brauch ich mir nur die Leber und die Bauchspeicheldrüse anzuschauen, und schon weiß ich, ob jemand über einen längeren Zeitraum hinweg Alkoholmissbrauch betrieben hat. Die Leber lügt nicht. Man kann’s übrigens auch am Gehirn riechen, wenn jemand gesoffen hat.«
    »Das glaub ich Ihnen sogar. Kommt Ihnen dieser merkwürdige Kopfschuss von Wiesner nicht spanisch vor?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Na ja, zum einen ist er nicht besoffen genug, um auf seine Geliebte zwei absolut gezielte und tödliche Schüsse abzufeuern, zum anderen geht er bei sich selbst fast dilettantisch vor. Das hätte ja auch schief gehen können, oder?«
    »Schief gehen?«
    »Dass er eben nicht tot ist, sondern nur ein Pflegefall, wie Sie gerade so schön gesagt haben.«
    Bock schüttelte den Kopf. »Nein, nicht bei den verwendeten Kugeln. Die sind komplett durch den Körper gedrungen. Die Puschkin hat zwei kleine Einschusslöcher vorne und

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