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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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war. Zwei Kippen lagen im Aschenbecher, die sie im Müllbeutel entsorgte. Gerade wollte sie sich eine weitere Zigarette anstecken, als es klingelte. Sie ging zur Tür und öffnete.
    »Hi.« Er gab ihr einen Kuss auf den Mund. »Sorry, aber da war ’ne ganz heiße Story, die wir unbedingt morgen bringen müssen. Wir waren natürlich wieder mal die Ersten«, sagte er nicht ohne Stolz.
    »Und was war’s diesmal?« Sie setzte sich an den Esstisch. »Oder ist das ein Staatsgeheimnis?«, fragte sie unüberhörbar spöttisch.
    Er ging nicht darauf ein und sagte: »Gleich. Ich muss mir nur mal schnell die Hände und das Gesicht waschen.« Er ließ die Badezimmertür offen.
    »Und diese Geschichte hat von gestern Abend bis heute Morgen gedauert?«, fragte sie zweifelnd.
    »Leider ja.«
    »Und um was geht’s?«
    »Tja«, antwortete er süffisant lächelnd, als er aus dem Bad kam, »wenn du Bereitschaft hättest, wüsstest du’s.«
    »Ha, ha, ha! Jetzt rück schon mit der Sprache raus.«
    »Sagt dir der Name Wiesner etwas?«
    »Sollte er?«
    »Juwelier. Klingelt’s jetzt?«, fragte Kuhn und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er stöhnte kurz auf und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    »Ach der. Was ist mit ihm?«
    »Der hat gestern Nachmittag seine Geliebte und dann sich selbst erschossen.«
    »Und das sagst du mir erst jetzt?« Durant sah ihn mit wütendem Blick an. »Dann hätte ich mir die Warterei gestern und heute sparen können. Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander. Was genau ist passiert?«
    Kuhn zuckte mit den Schultern und sagte mit jungenhaftem, entschuldigendem Lächeln: »Na ja, so genau wissen wir’s auch nicht, doch der Typ muss irgendwie durchgedreht haben. Weshalb auch immer … Tut mir Leid, aber ich wollte dir das Wochenende nicht vermiesen. Außerdem ist die Sache ganz eindeutig. Du wirst damit jedenfalls nichts zu tun haben.«
    »Und wer ist die Frau?«
    »Eine gewisse Irina Puschkin. Edelnutte, soweit wir rausgefunden haben. Aber das kannst du dir ja alles von deinen Leuten erzählen lassen. Der Fall ist wie gesagt eindeutig. Wichtig ist die Geschichte.«
    »Die Geschichte, die Geschichte! Was geilt euch Reporter eigentlich an solchen Tragödien so auf? Da ist ein Mann, der …«
    Kuhn hob die Hand und unterbrach sie. »Stopp, stopp! Das ist nicht irgendein Mann, sondern einer der renommiertesten Juwelierein Deutschland. Ein absoluter Experte für Diamanten. Das Problem ist nur, er ist verheiratet, hält sich aber eine Geliebte …«
    »Es gibt verdammt viele Männer, die sich eine Geliebte halten. Was ist daran so besonders?« Julia Durant stand auf und steckte zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster. »Nur weil der Mann Wiesner heißt?«
    »Sicher, das auch«, erwiderte Kuhn gelassen und lehnte sich zurück. »Aber es sind die Umstände und die Hintergründe, die die Leser interessieren. Warum bringt ein Mann, der alles hat, erst seine Geliebte und dann sich selbst um? Es muss einen Grund geben, sonst hätte er es nicht getan.«
    Die Toasts sprangen heraus, Julia Durant gab einen ihrem Freund, legte ihren auf den Teller und steckte noch zwei in den Toaster. Kuhn hatte inzwischen Kaffee eingeschenkt. Die Kommissarin schmierte dünn Butter auf ihren Toast und legte eine Scheibe Gouda und drei Scheiben Salami darauf.
    »Und was für einen Grund habt ihr herausgefunden?«, fragte sie mit noch einer Prise mehr Spott als eben schon, doch Kuhn ging wieder nicht darauf ein.
    »Vermutlich wollte er sich von seiner Frau trennen, aber sie hat ihm allerhand Steine in den Weg gelegt. Und da hat er keinen Ausweg mehr gesehen.«
    »›Vermutlich‹ sagst du. Was, wenn du mit deiner Vermutung völlig danebenliegst?«
    »Das ist das Risiko des Journalismus. Es ist immer ein bisschen Fortune dabei. Aber glaub mir, ich habe Recht.«
    »Und wenn nicht? Habt ihr mit Frau Wiesner gesprochen?«
    »Nein, die hat keinen an sich rangelassen, außer ein paar von deinen Leuten. Wir haben es sogar heute Morgen noch mal probiert, doch sie will partout nicht mit uns sprechen. Und deine werten Kollegen mauern ebenfalls. Das Einzige, was ich aus denen rausgekriegt habe, ist, dass es sich um eine Ehe- und Liebestragödie handelt.«
    »Du sagst doch, diese Puschkin sei eine Edelnutte gewesen.Glaubst du wirklich, ein Mann wie Wiesner hätte eine Liaison mit einer Hure gehabt?«
    »Warum sonst hätte er erst sie und dann sich selbst umbringen sollen?«, fragte Kuhn zurück. »Es gibt keine andere Möglichkeit,

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