Das Tahn-Kommando
konnte aus der Entfernung Chetwynds Gedanken lesen: die anderen Boote, die vor ihm am Strand lagen, viele Jäger und viele potentielle Waffen, die man einsetzen könnte. Noch bevor es geschah, wusste Sten, zu welchem Entschluss Chetwynd kommen würde.
Das Gelächter kam von tief unten und baute sich auf dem Weg durch seinen massigen Körper immer weiter auf. Chetwynd hatte noch nie etwas derartig Lustiges gesehen. Er brach vor Lachen zusammen und heulte förmlich vor Heiterkeit. Auch die anderen Gefangenen um ihn herum begriffen allmählich den grotesken Humor der Situation. Wenn sie ihnen nicht halfen, würden die Wärter sterben. Und es gab nichts und niemanden, der Chetwynd und seine Kumpels irgendeiner Schuld an ihrem Tod bezichtigen könnte. Die gesamte Küste dröhnte vor Gelächter.
Sten und Alex setzten zu einem letzten Spurt an, als das Wasser hinter ihnen aufschäumte und der erste Gurion heran war. Mit allerletzter Kraft hechteten sie die letzten Meter aus dem Wasser und dem Schlamm und brachen am Strand zusammen.
Sten lag lange Zeit reglos im Sand. Er hörte das Lachen ringsumher. Er wartete, schöpfte wieder Atem, hielt die Augen jedoch noch geschlossen. Schließlich trat wieder Stille ein. Er drehte sich auf den Rücken und blickte nach oben. Chetwynd grinste zu ihm herunter.
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Mister?« erkundigte er sich.
Sten schaute ihm direkt in die spöttischen Augen.
Er spürte das schmale Heft seines Messers in der Hand und dachte darüber nach, wie es wohl wäre, wenn …
»Was … Verdammt noch mal!« keuchte er statt dessen.
Der dringende Wunsch war verflogen, und jetzt verfiel Sten in zuckendes Lachen. Man musste die Sache nur aus Chetwynds Perspektive betrachten.
Der Flitzer glitt über die kahle Landschaft. Alex saß am Steuer. Dynsman war fest zwischen ihnen eingeklemmt. Sie flogen zum Hauptquartier zurück. Als Dynsman aufstöhnte, warf Alex einen Blick auf ihn.
»Der Kerl ist wirklich nicht umzubringen«, kommentierte er.
»Ich glaube, das kriegen wir noch hin. Gib mal her.« Sten hielt Alex die geöffnete Hand entgegen; Alex wühlte in einer Tasche herum und zog eine kleine Spritze daraus hervor. Er reichte sie Sten, der sofort Dynsmans Ärmel hochschob. Der kleine Bombenleger öffnete die Augen, erblickte Sten und versuchte krampfhaft, sich aufzurichten. Sten hielt ihn mit hartem Griff unten und drückte die Nadel der Spritze gegen seine Haut. »Träum süß, du kleines Arschloch«, sagte er und stieß die Nadel hinein.
Kapitel 26
Sten fand die Sache viel zu leicht. Der Variationschip im Zentralcomputer von Dru, der für die Ziehung bei der Lotterie für die Eskorte eingesetzt war, stellte sich als vorsintflutliches Teil heraus, dessen Zufallsgenerator nur von einem Sensor gesteuert wurde, der die Schwankungen in den Magnetfeldern der Sonne von Dru und der beiden anderen Planeten in diesem System maß.
Seine Wärterkollegen wurden nicht so leicht mit der Sache fertig.
»Das gibt’s doch nicht, so ein verdammtes Glück aber auch«, wunderte sich einer von ihnen. »Noch nicht mal zwei Monate auf Posten, und schon erwischen sie den Transportjob.«
»Ah, so was schafft nur mein Partner, Mr. Keet«, wiegelte Alex ab.
»Der Kerl kann nicht Karten spielen, und er hat keine Ahnung, welches Vieh er sich beim Rennen aussuchen soll, aber wenn er auf irgend etwas setzt, dann hat er jedes Mal verdammten Dusel!«
Der Sergeant ihrer Wachschicht war mehr als nur verärgert.
»Mr. Keet. Mr. Ohlsn. Ich finde es nicht richtig, dass ausgerechnet Sie beiden Neuzugänge hier auf Dru dermaßen Glück haben.«
»Jawohl, Sir«, sagte Sten. Er und Alex, in offizielles Grau gekleidet, standen in Habachtstellung vor dem Vorgesetzten.
»Merken Sie sich eins, meine Herren. Während Sie den Leichnam dieses Gefangenen zurück nach Heath begleiten, sorge ich hier dafür, dass der Fall untersucht wird.«
»Eine Untersuchung? Was soll denn untersucht werden?« fragte Alex erstaunt.
»Ihr … nennen Sie es einfach: ihr Glück. Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie bei Ihrer Rückkehr nach Dru eine ziemliche Überraschung erwarten wird.«
»Jawohl, Sergeant«, warf Alex dienstbeflissen ein.
»Wenn Sie uns das nächste Mal sehen, wird es einige Überraschungen geben.«
Bevor Alex fortfahren konnte, versetzte ihm Sten einen unauffälligen Tritt; die beiden salutierten, machten kehrt und traten ab.
Sobald das Robotschiff die Atmosphäre verlassen hatte,
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