Das Tahn-Kommando
und der Rest des Gurkha-Zuges die senkrechte Granitwand empor, immer dichter an die beiden Männer über ihnen heran.
Fünf Meter unterhalb des Vorsprungs fand Sten einen festen Stand – eine leicht hervorstehende Steinnase.
Er berührte die zweite Dose Kletterfaden, die an dem Gürtel um seine Hüften befestigt war, und eine spinnwebartige Schnur schoss daraus hervor, klatschte gegen die Steinwand und blieb sofort haften.
Sten drehte sich leicht und gab den anderen Zeichen, dass er abgesichert war und somit die anderen Soldaten unter sich sichern konnte. Aus einer dritten Dose vom Koppel sprühte er einen Faden zu den Gurkhas hinunter. Lalbahadur ging direkt rechts neben Sten in Stellung, der ihn nicht einmal beachtete, sondern die Düse der Fadendose an seinem Arm berührte und etwa fünfzehn Meter Faden herausließ. Am Ende dieses dünnen Seils hing der Greifanker. Er löste eine Hand von der Wand und schob sie in den Fadenhandschuh, der an einem Karabinerhaken festgemacht war; dann fing er an, den Haken rhythmisch hin und her schaukeln zu lassen, bis er ihn mit einer weit ausholenden Bewegung nach oben schleuderte.
Der zwanzig Gramm schwere Greifhaken wickelte sich zweimal um die Mündung einer altertümlichen Kanone, die über ihm zwischen den Zinnen herausragte, Sten hakte eine Jumar, eine spezielle Klemmschlaufe, an den Faden und schlängelte sich nach oben; der Mann im blauen Overall blickte hinaus in das grelle Licht der Scheinwerfer und bekam überhaupt nicht mit, wie Sten an der Wand hochkroch und über die Brüstung huschte.
»Wir haben lange genug gewartet«, dröhnte seine Stimme, und es klang wie ein Stichwort. Der Arm mit dem Messer holte zum tödlichen Hieb aus, da kam Sten geduckt aus den Schatten, schlug dem Mann die geballte Faust ins Gesicht und blockte mit der anderen Hand den Messerarm ab.
Der Mann im Overall torkelte zur Seite, und der Kämmerer wankte einige Sekunden am Rande des Abgrunds, fand jedoch sein Gleichgewicht wieder.
Inzwischen hatte sich der Mann mit dem Messer von seinem Schrecken erholt und wollte Sten mit der langen Klinge angreifen.
Doch Sten war bereits mit schwingenden Fäusten bei ihm. Der Hieb traf den Terroristen seitlich am Kopf, und er fiel wie ein nasser Sack zu Boden.
Jetzt kamen auch die anderen Terroristen hinter den Zinnen hervor – zu spät. Die Gurkhas schwärmten aus der Dunkelheit heran, die 30 Zentimeter langen Klingen ihrer Kukris blitzten im Scheinwerferlicht.
Und wieder einmal erklang der Schrei »Ayo Gurkhali« über das Schloss, ein Schlachtruf, der schon ganze Generationen gewalttätiger Menschen gelehrt hatte, ihre Absichten noch einmal zu überdenken.
Die Terroristen wurden bis auf den letzten Mann niedergemacht.
Lalbahadur überprüfte, ob die niedergestreckten Männer wirklich ausgeschaltet waren. Naik Thaman Gurung streifte den Raketenwerfer von seinem Rücken und stellte ihn in Position. Sten nickte, und mit einem feurigen Lodern fauchte die Rakete davon, hinaus in die Dunkelheit und in einer lang gezogenen Parabel auf den Paradeplatz hinunter, wo sie schließlich aufschlug.
Gurung band das Seil, das die Granate hinter sich hergezogen und jetzt fest im Betonboden des Paradeplatzes verankert hatte, an einer Zinne fest.
Dann grinste er Sten an: »Machen wir jetzt den Abgang, Captain?«
»Zug antreten«, rief Sten. »Einer nach dem anderen – los!«
Als erster ging Thaman. Er klemmte seine Jumars an das Seil, das über 700 Meter weit hinunter auf den Paradeplatz reichte, zog die Beine an und sauste auch schon los, auf und davon an einem fast unsichtbaren Seil in Sicherheit.
Sten salutierte vor dem Kämmerer. »Sir.«
Admiral Ledoh zog eine Grimasse, drückte sich den zeremoniellen Dreispitz fester auf den Kopf, nahm das Paar Klemmschlaufen entgegen, das Sten ihm entgegenhielt, und dann verschwand auch er in rasender Fahrt am Seil nach unten.
Sten war als nächster dran. Nach dem luftigen Abgang bremste er in letzter Sekunde vor dem Betonboden ab, nahm die Hände von den Jumargriffen, fand Bodenkontakt und rollte sich zweimal ab.
Nach ihm seilten sich Lalbahadur und die anderen ab, rollten oder federten beim Aufprall ab und stellten sich unverzüglich in Zug-Formation auf. Admiral Ledoh, noch etwas außer Atem, trat zwei Schritte nach vorne und salutierte. Über ihm applaudierte der Ewige Imperator. Eine halbe Million Zuschauer, die auf den Tribünen entlang des Paradeplatzes Zeugen der Darbietung gewesen waren, brachen in
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