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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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mich jemand an den Schultern. »Spinnst du?«, höre ich jemanden brüllen.
    Ich werde zu Boden gerissen. Fäuste schlagen auf mich ein. »Bist du total verrückt geworden?«
    Ich krümme mich zusammen wie ein Embryo und schütze mein Gesicht mit beiden Ellbogen.
    Der nächste Schlag ins Gesicht. »Vielleicht bringt dir das deinen letzten Rest Verstand zurück.«
    Ein Fußtritt folgt.
    »Chris. Chris. Hör auf. Was soll das? Lass ihn los.«
    Eigentlich will ich gar nicht, dass Chris aufhört. Denn es fühlt sich so real an. Der Schmerz ist gewaltig, aber er wischt alle Spinnenfäden in meinem Gehirn weg, die Stimmen der Vergangenheit. Ich wache auf aus diesem Albtraum. Mein Bewusstsein kehrt zurück. Jedes noch so kleine Geräusch um mich, jeder Lufthauch, der Wassernebel in meinem Gesicht – das alles löst eine Welle der Erleichterung in mir aus.
    Eine Taschenlampe leuchtet mir ins Gesicht.
    »Fast wären wir zu spät gekommen«, flüstert Julia.
    »Weil diese Scheißsecurity uns bewacht, als ob wir Verbrecher wären.« Katies klare Stimme bringt mich dazu, die Augen zu öffnen. »Wie hast du es geschafft, Ben, denen zu entgehen?«
    Es dauert einige Sekunden, bis ich antworten kann, und als ich mich sprechen höre, klinge ich wie jemand, dessen Stimmbänder sich verknotet haben.
    »Ich bin den Weg gegangen … den du uns gezeigt hast.«
    Katie schüttelt den Kopf und verschränkt die Arme vor der Brust. »Und jetzt erklär mir mal, warum du so eine Scheiße machst.«
    Ich will antworten, aber ich begreife es selbst nicht.
    »Ist er da?«, frage ich stattdessen.
    »Wer?«
    »Der Schattenmann?«
    Alle starren mich an.
    »Hier ist niemand außer uns.«
    Ich stoße die Luft aus, fühle mich wie verwandelt. Als hätte ich den bösen Geist vertrieben, ihn in die Flucht geschlagen.
    Nein, ich gebe es ehrlich zu. Ich habe ihn nicht vertrieben – sie haben das geschafft. Ich blicke von David zu Chris, von Rose zu Katie, Robert und Julia. Sie sind gekommen. Sie haben mich nicht im Stich gelassen. Sie waren da, als ich sie gebraucht habe. Meine Freunde, meine Familie, sprichwörtlich. Nur von Debbie ist nichts zu sehen.
    Was hatte Paul Forster in der Eishöhle gesagt? Das Tal prüft dich. Es hält dich in seinen Fängen, lässt dich nicht los. Will wissen, ob du die Kraft hast zu widerstehen.
    »Sehen wir zu, dass wir ihn zurückbringen«, bestimmt Rose. »Er holt sich sonst den Tod.«
    Einen Moment herrscht Schweigen und dann breche ich in Lachen aus.

Roadback
    I n Filmen soll das Ende immer eine Logik haben. Alles folgt einem Plan. Unser Film hat keine Logik. Nichts, was hier im Tal geschieht, macht irgendeinen Sinn. Tausend Fäden und überall lose Enden. Wie soll man da eigene Entscheidungen treffen können?
    Kaum biegen wir vom Pfad am See in den Campus ein, umringen uns fünf oder sechs Männer. Die Security – sie haben die Macht hier oben übernommen. Und denken tatsächlich, was sie tun, macht irgendeinen Sinn. Solche Typen, die brauchen keinen Joint. Die schlucken kiloweise Anabolika, um Schultern zu bekommen, die in diese Uniformen passen. Und – sie fühlen sich sicher mit ihren Waffen. Vermutlich bilden sie sich ein, dann könnten sie sich das Denken sparen.
    Früher hätte ich mich darüber lustig gemacht.
    Aber jetzt sehe ich ihnen ruhig entgegen. Ich spüre keine Angst. Handele nicht wie damals bei der Sache mit Ronnie aus irgendeinem Gefühl heraus. Nein. Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen, will ich ihnen zurufen, also, was könnt ihr mir noch anhaben?
    Einer von ihnen baut sich vor uns auf. Nicht viel älter als wir, die Haare rasiert, Oberarme wie Baumstämme, spricht er mit uns, als seien wir ein Trupp Sträflinge.
    »Sie haben das Gelände ohne Erlaubnis verlassen. Wir waren gerade dabei, einen Suchtrupp zusammenzustellen. Wir werden Sie zum Parkplatz bringen. Das College ist bereits geräumt. Die Busse sind bereit zur Abfahrt.«
    Katie und Chris beginnen eine Auseinandersetzung, aber es ist von Anfang an klar, dass sie keine Chance haben. Was hat Rose gesagt? Wir müssen das Tal verlassen. So oder so. Wir haben überhaupt keine Wahl.
    Die Argumente, sie werden einfach weggewischt. Dass wir noch nicht gepackt haben, dass ich vor Schmutz nur so strotze und unter die Dusche muss, dass eine von uns fehlt – Debbie Wilder – und dass wir uns weigern, das Tal zu verlassen.
    Jeder Grund wird mit einer einfachen Handbewegung weggewischt.
    Katie und Chris geben alles, sie fluchen und schreien, aber

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