Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Blick.
    »Und«, rief Boss McGinty endlich, »ist er da? Ist Birdy Edwards da?«
    »Ja«, antwortete McMurdo langsam. »Birdy Edwards ist da. Ich bin Birdy Edwards!«
    Nach dieser kurzen Auskunft verstrichen zehn Sekunden, in deren Verlauf der Raum hätte leer sein können, so tief war die Stille. Das Zischen eines Kessels auf dem Ofen hörte sich scharf und schrill an. Sieben weiße Gesichter, alle nach oben gewandt zu dem Mann, der sie beherrschte, waren vor Entsetzen absolut bewegungslos. Mit einem plötzlichen Schauer von Scherben barsten die Fenster und starrten alsbald von gleißenden Gewehrläufen, während die Vorhänge aus ihren Befestigungen gerissen wurden. Bei diesem Anblick stieß Boss McGinty das Gebrüll eines verwundeten Bären hervor und stürzte zur halbgeöffneten Tür. Dort empfing ihn die Mündung eines Revolvers; hinter dem Visier funkelten die strengen blauen Augen Captain Marvins von der Coal and Iron Police. Der Boss prallte zurück und fiel in seinen Stuhl.
    »Dort sind Sie sicherer, Councillor«, sagte der Mann, den sie als McMurdo gekannt hatten. »Und du, Baldwin, wenn du nicht deine Hand vom Revolver nimmst, betrügst du nur den Henker. Finger weg, oder, bei meinem Schöpfer … Na also, so ist’s recht. Rund ums Haus stehen vierzig bewaffnete Männer, ihr könnt euch selbst ausmalen, was für’ne. Chance ihr habt. Nehmen Sie ihnen die Waffen ab, Marvin!«
    Unter der Bedrohung der Gewehre war kein Widerstand möglich. Die Männer wurden entwaffnet. Dumpf, blöde und völlig fassungslos saßen sie immer noch um den Tisch.
    »Ich möchte euch gern noch etwas sagen, bevor wir auseinandergehen«, sagte der Mann, der sie in die Falle gelockt hatte. »Ich schätze, wir sehen uns wahrscheinlich erst wieder, wenn ich im Gerichtsgebäude auf dem Zeugenstand stehe. Hier habt ihr was zum Nachdenken in der Zwischenzeit. Jetzt wißt ihr, wer ich bin. Endlich kann ich meine Karten auf den Tisch legen. Ich bin Birdy Edwards von Pinkerton’s. Ich wurde dazu ausgewählt, eure Bande zur Strecke zu bringen. Ich mußte ein hartes und gefährliches Spiel spielen. Nicht eine Seele, nicht eine einzige Seele, nicht einmal meine Nächsten und Liebsten wußten von diesem Spiel, außer Captain Marvin hier und meinen Auftraggebern. Aber heute abend ist es Gott sei Dank vorbei, und ich bin der Sieger!«
    Die sieben bleichen, starren Gesichter sahen zu ihm auf Unversöhnlicher Haß lag in ihren Augen. Er las die starrsinnige Drohung darin.
    »Ihr glaubt vielleicht, das Spiel sei doch noch nicht zu Ende. Nun, darauf laß ich es ankommen. Jedenfalls sind einigen von euch die Karten aus der Hand genommen, und außer euch werden heute abend noch sechzig weitere ein Gefängnis von innen sehen. Ich muß euch noch sagen: Als mir dieser Auftrag erteilt wurde, da hätt ich nie geglaubt, daß es so eine Gesellschaft wie eure gibt. Ich hielt das für Zeitungsgeschwätz und hatte vor, das auch nachzuweisen. Man sagte mir, es habe mit den Freimaurern zu tun, und so bin ich nach Chicago gegangen und aufgenommen worden. Darauf war ich überzeugter denn je, daß es sich bloß um Zeitungsgeschwätz handelt, denn ich habe nichts Unrechtes in dem Bund entdeckt, wohl aber eine Menge Gutes. Trotzdem, ich mußte meinen Auftrag ausführen, und so machte ich mich auf in die Kohletäler. Als ich hier ankam, fand ich heraus, daß ich mich geirrt hatte und daß es doch nicht nur ein Schauermärchen war. Und so bin ich eben geblieben, um mich der Sache anzunehmen. Ich habe nie einen Mann getötet in Chicago. Ich habe nie in meinem Leben einen Dollar gemünzt. Die ich euch gegeben habe, waren so echt wie irgendeiner; aber noch nie habe ich mein Geld besser angelegt. Ich wußte, wie man bei euch Liebkind werden kann, darum hab ich euch vorgemacht, die Polizei sei hinter mir her. Alles lief genau nach meinem Plan.
    So bin ich also eurer teuflischen Loge beigetreten und habe an den Sitzungen teilgenommen. Man wird vielleicht behaupten, ich sei genauso schlimm wie ihr. Sollen die behaupten, was sie wollen – solange ich euch nur erwischt habe! Aber, was war denn nun in Tat und Wahrheit? In der Nacht meiner Aufnahme habt ihr den alten Stanger zusammengeschlagen. Ich konnte ihn nicht warnen, dazu war keine Zeit mehr; aber ich habe deine Hand festgehalten, Baldwin, als du ihn umbringen wolltest. Wenn ich selbst einmal etwas vorgeschlagen habe, um meinen Rang unter euch zu behaupten, dann nur Dinge, von denen ich wußte, daß ich sie verhindern

Weitere Kostenlose Bücher