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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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den Atlantik in erbärmliche Pelzfarmen gebracht; deren Nachkommen wurden wegen der Felle, die sie trugen, geschlachtet und abgezogen. Sie erhielten verschiedene Namen – Nerz, Sumpfotter, Mink –, und sie waren bekannt für ihre Wildheit. Unaufhörlich wehrten sie sich gegen ihre Gefangenschaft, begegneten der Grausamkeit mit bitterem Haß, liefen zähnefletschend und zischend in ihren Gefängnissen umher und verfluchten die trostlose Kuppel des fremdländischen Himmels. Einige, die so groß waren wie Katzen, nagten an den Netzwerken der Käfige, bis ihr Mund blutete.
    Die ersten, die entkamen, suchten das Wasser auf. Es handelte sich um kräftige Land-Wasser-Bewohner, die in den Flüssen und Kanälen vor der Verfolgung sicher waren. Mit ihren haiähnlichen Kiefern hatten sie keine Probleme, Fische zu fangen. In der Nacht überfielen sie Geflügelfarmen, unersättlich in ihrer Mordlust. Nur wenige in Freiheit lebende Tiere waren vor ihnen sicher. Bald zogen in mehreren Ländern Gruppen von Ausreißern umher. Wo sie auftauchten, an Seen und in der Marsch, war ihre Rache unerbittlich.
    Sie töteten wahllos. Am Thingvallavatn-See, in Island, rotteten sie die Wasservögel aus. In Norwegen und Schweden merzten sie den Fischbestand ganzer Wasserläufe aus und töteten wildlebende Säugetiere. In England plünderten sie Avon, Teign und andere Flüsse. Erbarmungslos zogen sie umher, die Rachsüchtigen, und suchten nach weiteren Tälern, die sie terrorisieren konnten.
    Die froststarrende Nacht verbreitete ein tiefes Schweigen. Ein runder Mond schien auf die Sträucher, seine Strahlen wurden vom Schnee reflektiert, so daß Äste, Zweige und auch die kleinsten Winterbeeren deutlich sichtbar waren. Die Feldwege lagen ruhig da. Im dichtesten Weißdorngeäst schliefen Finken: aufgebauschte, dunkle Federbälle mit bereiften Krallen. In Erdlöchern und Baumstämmen erschauerten Nagetiere. Es war eine stille Kälte, geräuschlos wie ein Spürhund, heimtückisch und grausam. Diese Kälte gefror den Saft in den Pflanzen, ergriff die geschwächten Tiere und ließ die Vögel dort, wo sie sich niedergelassen hatten, erstarren.
    Das Wiesel schritt munter voran, mit einer koboldhaften Energie. Sein Platz in dem Tal war traditionell, sein Name – Kine – seit Jahrhunderten ein englischer Wieselname. Die ganze Zeit hindurch hatte seine Familie hier gejagt. Er kannte jedes Versteck, den Unterschlupf des Maulwurfs und den Kaninchenbau. Hunderte von Zeichen konnte er deuten, von der Fährte eines Fuchses bis zu verwischten Rehspuren im Gras. Er war ebenso mit den Fußabdrücken des Hasen vertraut wie mit dem bernsteinfarbenen Fleck im Schnee, der sich dort bildete, wo sich diese Tiere niederließen, um die Blätter des harntreibenden Besenginsters anzuknabbern.
    Er kannte alle Geräusche des Tales: die Ansprache der Füchsin im Versteck und das Jickern der Dachse bei Vollmond, das Lachen der Spechte vor dem Regen und das Pfeifen der Schnepfen, wenn die Märzwinde aufgehört hatten zu wehen. Und wenn die Wildgänse, heisere Laute ausstoßend, in eindrucksvoller Harmonie über das Marschland hinwegflogen, dann würde er wissen, daß sein dritter Sommer angebrochen war, daß er nun wieder üppige Tage verleben könnte. Doch bis dahin mußte Kine weiterhin hungrig durch die Gegend streifen.
    Neben den Sträuchern wuchs ein dichtes Schwarzdorngebüsch. Er drang in das Dickicht, in die eisüberdachten Höhlungen ein. Nach einem kurzen Zögern hüpfte er weiter, dann blieb er wieder stehen. Ein Rotdrosselschwarm flatterte aufgeschreckt aus dem Gebüsch. Er fluchte. Alles, was er zwischen den Zweigen sehen konnte, war unberührter Schnee. Der Frost – und der Mond – hatten die Vögel verwirrt. Dadurch wurden sie unruhig, genauso wie die Hasen in der Marsch, wenn kaum Futter zu finden war.
    Lange Schatten deuteten auf die ersten Bäume hin. Es waren dünne, kahle Eschenstämme, zwischen denen sich genug Platz für eine umherstreifende Eule bot, sie wirkten jedoch völlig leblos. Keine Eule, keine vorbeiflatternde Fledermaus, kein einziges Tier zeigte sich am Waldrand. Einige hatten sich möglicherweise im Efeu verkrochen, das an Eichen oder auf umgestürzten Weiden wuchs. Andere, Zaunkönige und Spatzen, waren zu den Bauernhöfen, in die Wärme der Scheunen, geflohen. »Tchk – kkkk – chk«, keckerte Kine, als er in den Wald drang. »Ich bin klein«, sagte er, »aber furchterregend.«
    »Tchk – kkkk – chk.« Niemand, dachte er, war

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