Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
Ausgleich für die entgangenen Arbeitstage eine beachtliche Menge Nahrung von Qadasch geschenkt werde.
    Der Gärtner verneigte sich vor dem Richter; in seinen Augen las Paser tiefe Dankbarkeit. »Die Entführung eines Bauern ist ein schlimmes Vergehen«, erinnerte er den Gebieter des Anwesens. Dem Zahnheilkundler stieg das Blut zu Kopf. »Ich bin nicht dafür verantwortlich! Ich wußte darüber nicht Bescheid; mein Verwalter möge bestraft werden, wie er es verdient.«
    »Ihr kennt den Umfang der Züchtigung: fünfzig Stockschläge und Verlust des Standes, um wieder zum einfachen Bauern zu werden.«
    »Gesetz ist Gesetz.«
    Vor das Gericht gebracht, stritt der Verwalter nichts ab; er wurde verurteilt und der Spruch unverzüglich vollstreckt.
    Als Richter Paser das Gut verließ, erschien Qadasch nicht, um ihn zu verabschieden.

5. Kapitel
    Brav schlief zu Füßen seines Herrn und träumte von einem Festschmaus, während Wind des Nordens, mit frischem Futter belohnt, vor der Tür der Amtsstube als Wächter diente, in der Paser seit der Morgendämmerung die laufenden Vorgänge bearbeitet hatte. Die Menge schwieriger Fälle entmutigte ihn nicht; im Gegenteil, er hatte beschlossen, den Rückstand aufzuholen und nichts beiseite zu schieben. Gerichtsschreiber Iarrot kam mit aufgelöster Miene in der Mitte des Morgens. »Ihr scheint niedergeschlagen«, bemerkte Paser. »Ein Streit. Meine Frau ist unerträglich; ich hatte sie geheiratet, damit sie mir köstliche Gerichte zubereitet, und sie weigert sich zu kochen! Das Dasein wird mir unerträglich.«
    »Sinnt Ihr über Scheidung nach?«
    »Nein, wegen meiner Tochter; ich möchte, daß sie Tänzerin wird. Meine Frau hat andere Vorhaben mit ihr, die ich nicht dulde. Weder sie noch ich sind bereit nachzugeben.«
    »Eine unentwirrbare Lage, so fürchte ich.«
    »Ich auch. Eure Untersuchung bei Qadasch ist gut verlaufen?«
    »Ich lege gerade letzte Hand an meinen Bericht: Der Ochse wurde aufgefunden, der Gärtner freigesprochen und der Verwalter bestraft. Meiner Meinung nach ist die Verantwortlichkeit des Zahnheilkundlers dabei berührt, doch ich kann es nicht beweisen.«
    »Wagt Euch an den nicht heran; er hat Verbindungen.«
    »Wohlhabende Kundschaft?«
    »Er hat die hochrühmlichsten Münder behandelt; die bösen Zungen behaupten, daß er seine Geschicklichkeit verloren hätte und es besser wäre, ihn zu meiden, wenn man gesunde Zähne behalten möchte.« Brav knurrte plötzlich; mit einem Streicheln besänftigte ihn sein Herr. Sein Verhalten deutete auf eine gemäßigte Feindseligkeit hin. Auf den ersten Blick schien er den Gerichtsdiener nicht sonderlich zu mögen.
    Paser setzte sein Petschaft unter den Papyrus, auf dem er seine Schlußbemerkungen über den Fall des gestohlenen Ochsen festgehalten hatte. Iarrot bewunderte die feine und gleichmäßige Schrift; der Richter zog die Hieroglyphen ohne das geringste Zögern, zeichnete seine Gedanken mit Entschlossenheit auf. »Ihr habt doch trotz alledem Qadasch nicht mit hineingezogen?«
    »Aber gewiß doch.«
    »Das ist gefährlich.«
    »Was befürchtet Ihr?«
    »Ich … ich weiß nicht.«
    »Werdet deutlicher, Iarrot.«
    »Die Gerechtigkeit ist derart vielschichtig …«
    »Der Meinung bin ich nicht: auf der einen Seite die Wahrheit, auf der anderen die Lüge. Wenn man letzterer nachgibt, und wäre es auch nur um die Breite eines Fingernagels, wird die Gerechtigkeit nicht länger herrschen.«
    »Ihr redet so, weil Ihr jung seid; wenn Ihr Erfahrung gesammelt habt, werden Eure Ansichten weniger entschieden sein.«
    »Ich hoffe nicht. Im Dorf haben viele mir Euren Einwand entgegengehalten; er erschien mir nie stichhaltig.«
    »Ihr möchtet das Gewicht der Hierarchie außer acht lassen.«
    »Sollte Qadasch über dem Gesetz stehen?« Iarrot stieß einen Seufzer aus. »Ihr scheint klug und mutig, Richter Paser; täuscht nicht vor, Ihr verstündet nicht, was ich meine.«
    »Wenn die Führung ungerecht ist, eilt das Land seinem Untergang zu.«
    »Sie wird Euch zermalmen wie die anderen; begnügt Euch damit, die Fragen und Fälle zu lösen, die Euch unterliegen, und vertraut die heiklen Angelegenheiten Euren Oberen an. Euer Vorgänger war ein verständiger Mann, der die Fallen zu meiden wußte. Man hat Euch eine hübsche Beförderung gewährt; verscherzt sie nicht.«
    »Wenn ich hierher berufen wurde, dann geschah dies wegen meiner Vorgehensweisen; weshalb sollte ich davon abrücken?«
    »Greift nach Eurem Glück, ohne die festgefügte

Weitere Kostenlose Bücher