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Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge

Titel: Die Terranauten 035 - Die Piraten-Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Abashe doNhor verharrte nur für einen Augenblick, um sich den Schweiß aus den Augen zu wischen.
    Unter ihren Stiefelsohlen knirschte Sand, und bei jedem Schritt wirbelte sie eine dünne Wolke pudrigen Staubes auf. Über ihr, am zitronengelben Himmel, flimmerten zwei Sonnen: die eine rot wie ein vertrockneter Blutstropfen, die andere von einem unschuldigen Rosa. In der Ferne wölbte sich die flache Sandwüste dem Himmel entgegen und ging in schroffe, verharschte Gletschergebirge über.
    Der Himmel, die Sonnen und die Berge waren nur eine Illusion.
    Nur der Sand war Realität.
    Und die Hitze, die ihr den Schweiß aus den Poren trieb.
    Extremwelten-Training …
    Unwillkürlich umklammerte die junge Frau mit den mattschwarzen, kurzgeschnittenen Haaren den Laserkarabiner fester. Wo verbarg sich der Feind?
    Sie roch förmlich die Gefahr, die ihr drohte, aber alles schien still und verlassen.
    Kein anderes Wesen hielt sich in der Illusionswüste auf.
    Dann ein Scharren in ihrem Rücken.
    Abashe doNhor reagierte wie ein Automat. Das monatelange Training begann Früchte zu tragen. Sie wirbelte herum, riß gleichzeitig den Karabiner in die Höhe und tippte mit dem Zeigefinger gegen den Feuerknopf.
    Der konzentrierte Strahl schlug fauchend in den Sand ein, verkochte die winzigen weißen Körner zu glasiger Schlacke.
    Verfehlt!
    Den Bruchteil einer Sekunde später erdröhnte der Boden, als der massige, gepanzerte Körper des Springkäfers ein Dutzend Meter weiter in einer gewaltigen Staubfontäne wieder auf dem Wüstensand aufprallte.
    Der Springkäfer war ein mannsgroßes, schlankes Geschöpf, dessen Rumpf die Elastizität einer Ziehharmonika besaß und dessen Panzerung aus Myriaden pfenniggroßer Chitinplättchen bestand. Mehrschichtig übereinander angebracht, vermochten die Chitinplättchen selbst einem Laserschuß für Sekunden standzuhalten. Der Rumpf ging in einen flachen, augenlosen Kopf über. An der Vorderseite des gleichfalls gepanzerten Schädels klapperten die armlangen Hornzangen, die so scharf und hart waren, daß sie Panzerprotop so mühelos zerschneiden konnten wie eine Schere ein Stück Papier.
    Der Springkäfer besaß keine Augen, keine Ohren, kein Gehirn.
    Sein gesamter Bewegungsapparat und seine animalischen Bedürfnisse wurden von einem System ultrakalter Nervenfasern gesteuert, in deren Genstruktur alle Geheimnisse des Lebens und Überlebens verschlüsselt waren.
    Er war ein perfekter Mörder, ein tödlicher Gegner.
    Und die Sonnen brannten unerbittlich heiß auf das Land nieder …
    Abashe doNhor bewegte sich geschmeidig rückwärts, als sie sah, wie der Rumpf des insektenhaften Wesens sich zusammenzog und die Hornscheren in die Beißstellung glitten. Erneut schoß sie, und der Laserstrahl wurde von den Chitinschuppen reflektiert. Wie farbige Gischt spritzte die Energie in alle Richtungen.
    Die Zeit schien gedehnt. Sekundenbruchteile wirkten wie Minuten.
    Die junge Frau wußte es nicht, aber ihr Gesicht war verzerrt vor Angst, glühte in dem unbeugsamen Willen, den gespenstischen Gegner zu besiegen.
    Der Springkäfer schnellte sich ab.
    Abashe doNhor glitt reflexartig zur Seite, unablässig weiterfeuernd, und der Lichtdruck des konzentrierten Laserstrahls warf den Springkäfer um Zentimeter aus seiner Bahn.
    Das rettete ihr das Leben.
    Sie fühlte einen dumpfen Schlag gegen ihre linke Seite, als der gepanzerte Rumpf der organischen Mordmaschine ihre Schulter streifte. Und sie schrie auf vor Schmerz, als es wie Feuer auf ihrer Haut brannte.
    Der Laserkarabiner wurde ihr aus den Händen geschlagen und wirbelte durch die Luft. Wieder das dumpfe Dröhnen, mit dem das Insekt auf dem Boden aufprallte, das mahlende Klicken der Beißzangen.
    Kurz wurde es Abashe doNhor schwarz vor Augen, doch ihr Instinkt zwang sie, sich zur Seite zu drehen und sich erneut dem Springkäfer entgegenzustellen.
    Zu lange, dachte sie benommen, es dauert alles viel zu lange, und es wird mich Punkte kosten, wenn nicht gar das Lehen.
    Der Karabiner … Sinnlos. Sie verdrängte den Gedanken. Bevor sie die Waffe erreichen konnte, würde der Springkäfer schon über ihr sein und sich als Grabstein auf ihren Körper legen.
    Das Schaben der Chitinplättchen kündigte einen neuen Angriff an.
    Abashe doNhor konzentrierte sich, riß mit einer eigentümlichen, fließenden Bewegung das Funkenmesser aus dem Gürtel und preßte kurz und heftig den isolierten Griff. Es prickelte in ihrer Hand.
    Der Sand war weiß, die Luft kochend heiß.
    Zu

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