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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hat?«
    »Was verbergt Ihr, Richter Paser?«
    »Nichts Wesentliches.«
    »Dieses Spiel langweilt mich, wie die Feste, wie die Höflinge! Ich habe nur einen Wunsch: in meine Heimat zurückzukehren. Es wäre belustigend, wenn die hethitischen Heere Eure Krieger zermalmen und in Ägypten einfallen würden. In Wahrheit wäre dies eine nette Vergeltung. Doch ich fürchte, hier zu sterben, als Gemahlin des mächtigsten aller Könige, eines Mannes, den ich bloß ein einziges Mal gesehen habe, nämlich am Tage unserer Hochzeit, die von Unterhändlern und Rechtspflegern besiegelt wurde, um den Frieden und das Glück unserer Völker zu sichern. Doch mein Glück, wer bekümmert sich darum?«
    »Habt Dank für Eure gnädige Mithilfe, Hoheit.«
    »Es ist an mir, die Unterredung abzubrechen, nicht an Euch.«
    »Ich trachtete nicht danach, Euch zu kränken.«
    »Geht!«
    Hattusas Palastverwalter erläuterte, er habe tatsächlich Brot bei einem ausgezeichneten Bäcker des Westufers in Auftrag gegeben; es sei jedoch keine Lieferung erfolgt.
    Verblüfft verließ Paser den Harem. Ohne sich zu scheuen, einer der höchsten Damen des Reiches lästig zu fallen, hatte er, seinen Gewohnheiten getreu, den kleinsten Hinweis auszubeuten versucht. War sie mittelbar oder unmittelbar in die Verschwörung verwickelt? Noch eine Frage ohne Antwort.
     
    Der Stellvertreter des Stadtvorstehers von Memphis öffnete ängstlich den Mund. »Entspannt Euch«, empfahl Qadasch. Der Zahnheilkundige hatte ihm die Wahrheit nicht verhohlen: Er mußte den Backenzahn ziehen. Trotz eingehender Behandlung hatte er ihn nicht retten können.
    »Öffnet weiter.«
    Gewiß, Qadaschs Hand war nicht mehr so sicher wie einst, doch sie würde noch lange seine ungewöhnliche Begabung beweisen können. Nach einer örtlichen Betäubung schritt er zum ersten Abschnitt des Ziehens und suchte mit seiner Zange auf beiden Seiten des Zahnes Halt. Ungenau und zitternd, verletzte er das Zahnfleisch.
    Dennoch fuhr er grimmig entschlossen fort. Aus Fahrigkeit beherrschte er den Eingriff nicht und löste eine starke Blutung aus, indem er die Wurzeln verletzte. Sogleich stürzte er zu einem Bohrer, dessen spitzes Ende er in das vorgebohrte Loch eines Holzklotzes steckte, versetzte diesen mittels eines Bogens in schnelle Drillbewegung und erzeugte einen Funken. Als die Flamme ausreichend war, erhitzte er darüber eine Lanzette und stillte damit die blutende Wunde. Mit schmerzendem und geschwollenem Unterkiefer verließ der Stellvertreter des Stadtoberen den Behandlungsraum, ohne dem Zahnheilkundigen zu danken. Qadasch verlor einen wichtigen Kunden, der nicht versäumen würde, ihn zu schmähen. Der Zahnheilkundige befand sich an einer Wegscheide. Er wollte weder sein Altern hinnehmen noch die Tatsache, daß er seine Kunst allmählich einbüßte. Gewiß, der Tanz mit den Libyern würde ihn wieder stärken und ihm vorübergehend neue Kraft einhauchen, doch diese genügte nicht mehr. So nahe und doch so fern lag die Lösung vor ihm! Qadasch mußte auf andere Waffen zurückgreifen, seine Fertigkeiten vervollkommnen, beweisen, daß er der Beste blieb. Ein anderes Metall! Das war es, was er benötigte!
     
    Der Fährkahn legte ab.
    Mit einem Sprung gelang es Paser, auf die lockeren Planken des Wasserfahrzeugs mit flachem Rumpf zu springen, auf dem Vieh und Menschen zusammengepfercht waren.
    Die Fähre versah ununterbrochen den Verkehr zwischen den beiden Ufern; trotz der Kürze der Überfahrt tauschte man hier Neuigkeiten aus und verhandelte sogar über Geschäfte. Im Gedränge wurde der Richter vom Hinterteil eines unruhigen Ochsen angeschubst und stieß gegen eine Frau, die ihm den Rücken zukehrte. »Verzeiht mir.«
    Sie antwortete nicht und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. Neugierig geworden, betrachtete Paser sie näher.
    »Könntet Ihr nicht Dame Sababu sein?«
    »Laßt mich in Frieden.«
    In ihrem braunen Kleid, mit einem kastanienbraunen Tuch über den Schultern und dem wirren Haar sah Sababu wie eine Bettlerin aus. »Sollten wir einander nicht einige Bekenntnisse ablegen?«
    »Ich kenne Euch nicht.«
    »Erinnert Euch an meinen Freund Sethi. Er hat Euch überredet, mich nicht zu verunglimpfen.« Völlig außer sich, beugte sie sich über den Fluß, der mit starker Strömung dahineilte. Paser hielt sie am Arm zurück.
    »Der Nil ist gefährlich an dieser Stelle. Ihr könntet ertrinken.«
    »Ich kann nicht schwimmen.« Ausgelassene Knaben sprangen schon ans Ufer, bevor der Fährkahn

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