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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bestand nur aus zwei Gepäckwagen hinter einer Locomotive, die schon volle Dampfspannung zu haben schien.
    »Meiner Treu, sagte Harris T. Kymbale für sich, das kommt mir gelegen, da die Strecke erst morgen eröffnet werden soll. Ein Güterzug… meinetwegen, wenn ich damit nur von Medary bis nach Sioux Falls komme. Kann ich mich in einen der Güterwagen unbemerkt einschleichen, so werde ich mich bei der Ankunft schon über die Sache erklären…«
    Der vertrauensselige Reporter bezweifelte gar nicht, daß man seine Erklärungen mit großer Zuvorkommenheit aufnehmen werde, wenn er sich unter Angabe seines Namens und Standes als einer der berühmten Partner des Matches Hypperbone entpuppte und sich erbot, den Fahrpreis für die reglementswidrige Beförderung zu erlegen.
    Harris T. Kymbale’s Absicht wurde nicht wenig dadurch begünstigt, daß der Bahnhof von Medary jetzt fast menschenleer war. Alle Reisenden schienen es eilig gehabt zu haben, ihn zu verlassen. Auf dem Perron befand sich nur ein einziger Beamter, und blos der Maschinenführer und Heizer schaufelten ruhig große Mengen von Steinkohle in die Feuerbüchse der Locomotive.
    Ohne bemerkt zu werden, konnte Harris T. Kymbale in den zweiten Güterwagen schlüpfen und sich in Erwartung der Abfahrt in einer Ecke verbergen.
    Um zwölf Uhr dreizehn setzte sich der Zug mit einem sehr starken Ruck in Bewegung.
    Zehn Minuten lang rollte der Zug, immer an Geschwindigkeit zunehmend, dahin und erlangte schließlich eine wahrhaft unheimliche Schnelligkeit.
    Merkwürdigerweise gab der Locomotivführer beim Passieren von Stationen nicht einmal ein Signal mit der Dampfpfeife.
    Harris T. Kymbale erhob sich und guckte vorsichtig durch ein kleines Fenster hinaus.
    Auf der Locomotive, die mächtige Rauch-und Dampfwolken ausstieß, sah er weder Führer noch Heizer.
    »Was hat denn das zu bedeuten? fragte er sich. Sollten beide gar heruntergestürzt sein… oder wäre die verwünschte Locomotive wie ein Pferd aus dem Stalle allein davongelaufen?«
    Plötzlich stieß der Reporter einen Schreckensruf aus.
    Auf dem nämlichen Geleise brauste, jetzt kaum noch eine Viertelmeile entfernt, ein anderer Zug mit gleicher entsetzlicher Schnelligkeit heran…
    Wenige Secunden später erfolgte ein fürchterlicher Zusammenstoß. Die beiden Locomotiven hatten sich mit unbeschreiblicher Gewalt ineinander eingekeilt, die Güterwagen waren zertrümmert, und sofort trat auch noch eine grauenerregende Explosion ein, die die Reste der beiden Dampfkessel in alle Winde verstreute.
    Das Krachen dieser Explosion begleiteten aber tausendstimmige Hipps und Hurrahs einer Menge von Personen, die zu beiden Seiten der Bahnlinie, doch in genügender Entfernung standen, um durch den furchtbaren Zusammenstoß nicht gefährdet zu werden.
    Es waren Neugierige, die sich das auf ihre Kosten veranstaltete Schauspiel des Zusammenprallens zweier in vollster Schnelligkeit dahinsausender Bahnzüge geleistet hatten… gewiß eine echt amerikanische Unterhaltung!
    Auf diese Weise also wurde die Theilstrecke der Bahnlinie zwischen Medary und Sioux Falls City, dem amerikanischen Ehescheidungsparadiese, mit einem Knalleffect ohnegleichen eingeweiht.
Fußnoten
    1 Dieser Fluß trägt denselben Namen wie der Nebenfluß des Unteren Mississippi, der schon früher erwähnt wurde.
     

Dreizehntes Capitel.
Die letzten Wechselfälle im Match Hypperbone.
    Wir brauchen wohl kaum die Gemüthsverfassung Lissy Wag’s zu schildern, als das junge Mädchen sich von Max Real verabschiedet hatte, um dessen Platz in Richmond einzunehmen. Als sie am Abend des 13. abgereist war, konnte sie ja nicht ahnen, daß schon am nächsten Tage das Schicksal für Max Real dasselbe wie für sie thun, das heißt, ihn schon befreien und ihm Gelegenheit geben sollte, auf dem weiten Rennfelde der Vereinigten Staaten »wieder in die Linie einzurücken«.
    Eine Beute ihrer quälenden Gefühle und in ihre Gedanken vertieft, saß Lissy Wag in einer Ecke des Coupés, und Jovita Foley, die dicht neben ihr Platz genommen hatte, unterließ es, ihre Gefährtin durch hier unangebrachtes Geplauder zu stören.
    Von Saint-Louis nach Richmond rechnet man nur siebenhundert Meilen (1120 Kilometer) durch Missouri, Kentucky und West-und Ostvirginien. Am Morgen des 14. erreichten die beiden jungen Mädchen also Richmond, wo sie das nächste Telegramm des Notar Tornbrock abwarten sollten. Andererseits wissen wir, daß Max Real beschlossen hatte, Saint-Louis nicht eher zu verlassen,

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