Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
bekanntlich von Olympia nach Yankton geschickt, und schon am darauffolgenden Tage meldeten die Zeitungen, daß er die Hauptstadt Washingtons auf der Ueberlandlinie der Northern Pacific verlassen habe.
    Durch seine Versetzung vom dreißigsten nach dem neununddreißigsten Felde bedrohte er übrigens Lissy Wag, die das vierundvierzigste besetzt hatte, in keiner Weise.
    Am 20. endlich fand sich Jovita Foley, die ihre Freundin zum Mitgehen gezwungen hatte, schon vor acht Uhr im Postamte von Richmond ein. Eine halbe Stunde später kam auf dem Drahtwege die Meldung: zwölf, durch sechs und sechs, die höchste Augenzahl, die die Würfel ergeben konnten. Das bedeutete einen Fortschritt um zwölf Felder, durch den sie aus dem vierundvierzigsten nach dem sechsundfünfzigsten Felde, dem Staate Indiana, kamen.
    Die beiden Freundinnen kehrten eiligst in ihr Hôtel zurück, um den stürmischen Demonstrationen der Leute zu entgehen.
    »O, meine Beste! jubelte Jovita auf, Indiana und seine Hauptstadt Indianopolis!… Nein, kann man wirklich so viel Glück haben! Damit nähern wir uns unserem Illinois, jetzt stehst Du an der Spitze und hast diesen Eindringling, den X. K. Z., um fünf Felder überholt und die gelbe Flagge besiegt die rothe! Nur noch sieben Punkte sind nöthig, um zu triumphieren! Und warum sollte die Zahl sieben nicht herauskommen? Es ist doch die der Arme des biblischen Leuchters, die der Tage der Woche… die der Plejaden… (die der Todsünden, wagte sie nicht zu sagen)… und die der Partner, die um die Erbschaft kämpfen! O Gott, mache, daß für uns sieben Augen geworfen werden und daß wir die Partie gewinnen!… Wenn Du wüßtest – doch Du mußt es ja wissen – welch guten Gebrauch wir von den Millionen machen würden… wie wir zu Wohlthätern der ganzen Welt werden wollten!… Wir gründeten Pflegehäuser für Alte, Arbeitsstätten, ein Krankenhaus… ja, das Lissy Wag-Stift für die Kranken Chicagos, wie eine leuchtende Inschrift verkünden müßte. Und ich selbst, ich errichtete noch ein Stift für Mädchen, die aus Mangel an Mitgift nicht heirateten, und ich wäre die Leiterin darin… o, Du solltest sehen, wie ich mich als solche bewährte!… Du natürlich, Du würdest in das Stift nicht eintreten, Fräulein Milliardärin, da… nun ja… ich weiß schon!… Uebrigens werden sich Herzöge, Marquis und Prinzen um Deine Hand streiten!«
    Offenbar delirirte Jovita Foley nicht wenig. Sie preßte Lissy Wag in die Arme, die alle diese Zukunftsträume mit leichtem Lächeln hinnahm, und dann drehte sie sich um sich herum und wirbelte umher wie der Kreisel unter der Peitsche des Kindes.
    Jetzt galt es, darüber schlüssig zu werden, ob die fünfte Partnerin Richmond sofort verlassen solle, da sie ja doch bis zum 4. Juli Zeit hatte, in Indianopolis einzutreffen. Da sie sich aber schon seit sechs Tagen in der virginischen Stadt aufhielt, bestand Jovita Foley darauf, gleich am nächsten Tage nach dem neuen Bestimmungsort weiter zu fahren. Da Max Real nicht in Richmond war, warum sollten sie dann den Aufenthalt hier verlängern?… Diese letzte Begründung vertrat Jovita Foley mit einem Nachdruck, der Lissy Wag wohl gefallen mochte, so daß sie auf den Vorschlag nichts erwiderte.
    Am Morgen des 21. ließen sich beide also nach dem Bahnhofe fahren. Der Zug, der der Bahnlinie durch Ost-und Westvirginien und schließlich durch Ohio folgte, sollte sie – die Strecke beträgt nur vierhundert Meilen (640 Kilometer) – noch am nämlichen Abend in der Hauptstadt von Indiana absetzen.
    Da näherte sich ihnen auf dem Bahnhofe unerwarteter Weise ein Herr von recht seinem Aussehen.
    »Ich habe wohl die Ehre, sagte er mit höflicher Verbeugung, Miß Lissy Wag und Miß Jovita Foley vor mir zu sehen?
    – Zu Diensten, antwortete die Eiligste der beiden.
    – Ich bin der Haushofmeister der Mistreß Migglesy Bullen, und Mistreß Migglesy Bullen würde sich glücklich schätzen, wenn Miß Lissy Wag und Miß Jovita Foley das Anerbieten annähmen, sich des Zuges meiner Herrin bis Indianopolis zu bedienen…
    – Komm, komm!« sagte Jovita Foley, ohne Lissy Wag Zeit zum Ueberlegen zu lassen.
    Der Haushofmeister führte sie nach einem Nebenstrange, auf dem ein Zug wartete, der aus einer glitzernden und glänzenden Locomotive, einem Salon-, einem Speise-, einem Schlaf-, und am Schlusse – wie auch am Anfange – aus einem Gepäck-und Küchenwagen bestand, und der innerlich und äußerlich – ein wahrer Königs-, Kaiser-oder

Weitere Kostenlose Bücher