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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fortpflanzten.
    »Erlauben Sie eine Frage, mein Herr, begann jetzt ein in den reiferen Jahren stehender Geistlicher, der, den Klemmer auf der Nase, den Journalisten mit den Blicken fast verzehrte, sind Sie befriedigt von dem ersten Fallen der Würfel für Sie?
    – Ja und nein, Hochehrwürden, antwortete Kymbale respectvoll. Ja… denn die vor mir abgereisten Partner haben das zweite, das achte und das elfte Feld noch nicht überschritten, während ich durch zwei und vier nach dem sechsten und damit gleichzeitig nach dem zwölften gewiesen bin. Nein… weil es der Staat New York ist, der als das sechste Feld gilt, ‘wo es eine Brücke giebt’, wird allgemein berichtet, und diese Brücke ist der Fußsteig des Niagara. Ach, und der ist ja schon mehr als zu viel bekannt; ich hab’ ihn mindestens schon zwanzigmal besucht! Der ist abgenutzt, sag’ ich Ihnen, ebenso wie der amerikanische und der canadische Fall, wie die Grotte der Winde und die Ziegeninsel! Außerdem ist es mir auch nicht weit genug von Chicago. Ich will vor allem das Land sehen, nach allen vier Ecken der Union verschlagen werden, will Tausende von Meilen durchmessen…
    – Immer unter Rücksicht darauf, fiel der Geistliche ein, daß Sie zur rechten Stunde am rechten Platze sind…
    – Wie es sich gebührt, Hochehrwürden; glauben Sie mir getrost, daß ich überall auf die Minute pünktlich eintreffen werde.
    – Indeß scheint es mir, Herr Kymbale, nahm ein Conservenhändler das Wort, ein Mann, dessen frisches Aussehen für die Güte seiner Waaren zeugte, daß Sie sich beglückwünschen dürfen, den Fuß auf den Boden des Staates New York zu setzen, da Sie sich von da aus ja sofort nach dem von Neumexiko zu begeben haben und diese beiden Staaten grenzen doch nicht grade aneinander…
    – Pah, rief der Reporter, ein paar hundert Meilen… mehr trennen sie doch nicht…
    – Und wenn man, fügte der Yankee hinzu, nicht gerade nach dem Südende von Florida oder dem letzten Dorfe von Washington zu gehen hat…
    – Das wäre gerade mein Fall, erklärte Harris T. Kymbale, so das Gebiet der Vereinigten Staaten von Nordwesten nach Südwesten zu durchfliegen..
    – Verpflichtet Sie aber, fragte der Geistliche weiter, Ihre Sendung nach diesem sechsten Felde, wo sich die Brücke befindet, nicht zur Erlegung eines Einsatzes?
    – Was ist dabei? Tausend Dollars… die werden die »Tribune« nicht zu Grunde richten! Von der Station der Niagarafälle werde ich der Zeitung ein Check-Telegramm zugehen lassen, und sie wird sich beeilen, es zu begleichen.
    – Ja, ließ sich der Yankee vernehmen, und um so lieber, als dieses Match Hypperbone für sie ein Geschäft ist…
    – Sogar ein ganz ausgezeichnetes, erklärte Harris T. Kymbale zuversichtlich.
    – Das ist so gewiß, rief der Chicagoer Kaufmann, daß ich, wenn ich’s überhaupt thäte, nur auf Sie wetten würde…
    – Und daran würden Sie gut thun!« versicherte der Reporter.
    Aus allen Antworten erkennt man leicht, daß sein gutes Selbstvertrauen dem, das Jovita Foley zu ihrer Freundin Lissy Wag hegte, mindestens gleichkam.
    »Haben Sie indeß, bemerkte der Geistliche, nicht noch einen Mitbewerber, der meiner Ansicht nach der gefährlichste sein dürfte?
    – Welchen meinen Sie, Herr Pfarrer?
    – Den siebenten, Herr Kymbale, den, der nur mit den Buchstaben X. K. Z. bezeichnet ist.
    – Ah ihn, der als letzter auf die Reise gehen wird! rief der Journalist. O, warum denn? Man überschätzt ihn doch nur wegen des Geheimnisses, das ihn umgiebt. Er ist der Mann mit der Maske, in den alle, die ihn sehen, vernarrt sind… Sein Incognito wird schon noch aufgeklärt werden, und wäre es der Präsident der Vereinigten Staaten in eigener Person, so wär’ er deshalb doch keinen Pfifferling mehr zu fürchten als jeder andere von den Sieben!«
    Uebrigens lag ja die Wahrscheinlichkeit nicht nahe, daß der Testator den Präsidenten der Vereinigten Staaten als siebenten Partner erkoren hätte, obwohl es in Amerika keinem Menschen aufgefallen wäre, wenn der erste Mann der Union sich mit anderen Bewerbern in den Wettstreit um sechzig Millionen Dollars eingelassen hätte.
    Ungefähr siebenhundert Meilen (1120 Kilometer) trennen Chicago von New York, und Harris T. Kymbale brauchte hiervon nur zwei Drittel zurückzulegen, um nach dem Niagara zu kommen, ohne daß er die große amerikanische Metropole berührte. Er hatte auch keine Lust, diese zu besuchen, einfach aus dem Grunde, weil er sie mindestens ebensogut kannte, wie

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