Das Tier
ist ja krank“, äußerte sich auch Doktor Lerome und stutzte. „Krank! Genau das ist es. Wir liefern ihn in die Anstalt ein. Ich stelle einfach einen entsprechenden ärztlichen Bericht aus, in dem ich ausdrücklich eine stationäre Aufnahme empfehle und dann können seine abartigen Neigungen in der Irrenanstalt kuriert werden.“
Die Idee begann Cyrian zu gefallen.
„Das können Sie nicht tun“, protestierte Kiros angesichts drohender Pistole und Säge schwach.
„Wie wunderbar“, sagte Cyrian und versuchte nicht einmal ansatzweise die Häme aus seiner Stimme herauszuhalten. „Was für eine vielversprechende Zukunft als sabbernder Idiot zwischen anderen sabbernden Idioten.“
„Ich habe einflussreiche Freunde“, drohte Kiros.
„Mit einflussreichen Freunden kann ich ebenfalls aufwarten. Außerdem mit einem hervorragenden Ruf als Arzt. Niemand wird einen Bericht aus meiner Feder anzweifeln.“
Doktor Lerome begann in den Regalen des baldigen Irren zu suchen, zog hier ein Fläschchen hervor, dort ein anderes. Endlich schien er gefunden zu haben, was er suchte. Mit einer Spritze zog er eine bestimmte Menge Flüssigkeit aus der braunen Flasche auf und näherte sich mit ihr Kiros.
„Was … was tun Sie da?“, wimmerte der feige.
„Ein Betäubungsmittel. Wir wollen schließlich nicht, dass Sie verschwinden oder Unfug anstellen, während wir Thars befreien und Sie hinterher zur Anstalt fahren.“
„Ich könnte ihn auch einfach k.o. schlagen?“, bot Cyrian an.
„Die Spritze wird länger vorhalten“, sagte Doktor Lerome nüchtern.
„Bitte, können Sie mich nicht einfach hier lassen?“, flehte Kiros.
„Zersägt?“, fragte Cyrian böse nach.
„Oder lieber erschossen?“, erkundigte sich Melva genauso freundlich.
„Doch bestimmt die Spritze?“ Doktor Lerome wartete eine Antwort erst gar nicht ab, sondern injizierte Kiros das Betäubungsmittel. Es dauerte nicht lange und der Wissenschaftler sackte am Boden zusammen. Nachdenklich wog Cyrian die Säge in der Hand.
„Darf ich ihm einen Zeh abtrennen?“, fragte er. „Nur, damit der Kerl mal weiß, wie das ist?“
„Möchtest du nicht lieber Thars befreien?“
„Ihr wisst, wo er ist?“ Achtlos ließ Cyrian die Säge fallen. Bedauerlicherweise traf sie Kiros am Kopf. Egal. Der Mann befand sich im Schlummerland und bekam das gar nicht mit.
„In Crimsons Haus“, antwortete Melva beinahe fröhlich und verstaute die Pistole in ihrer Handtasche. „Aber da hinein werden wir wohl nicht allzu leicht gelangen.“
„Ich“, sagte Cyrian leise. „Ich allein. Ihr habt euch bereits genügend in Gefahr gebracht. Wenn ihr Kiros in die Anstalt bringen könnt und damit aus dem Verkehr zieht, dann habt ihr mir schon sehr geholfen.“
„Du willst Thars alleine befreien?“ Melvas Miene drückte Besorgnis aus.
„Cyrian …“ Doktor Lerome trat auf ihn zu und legte ihm freundschaftlich einen Arm um die Schultern. „Bitte überlege dir das gut. Ich möchte nicht, dass dir etwas geschieht. Dafür bist du mir zu sehr ans Herz gewachsen. Nicht nur als …“ Er warf einen raschen Blick auf Melva, die aufmunternd nickte. „Nicht nur als Liebesdiener, Cyrian, sondern auch als ehrenhafter und aufrichtiger Mann. Ich möchte keinen Freund verlieren.“
Cyrian blinzelte verlegen. Diese guten Leute … Womit hatte er das bloß verdient?
„Ich werde auf mich aufpassen“, versprach er. „Ihr habt mich befreit, was ich euch hoch anrechne. Aber an mir liegt es nun, Thars den Klauen dieser verrückten Wissenschaftler zu entreißen.“
Akribisch überwachte Crimson sein Team, das sich eifrig Notizen machte. Sie hatten Thars wiederholt mit der Essigsäure eingesprüht, weil er herausfinden wollte, ob sich die Heilung bei zunehmender Erschöpfung des Versuchsobjekt verlangsamte und wie rasch das Objekt dabei abbaute. Thars’ Brust, Schultern und Gesicht waren daher im Moment regelrecht entstellt.
„Das Objekt zeigt erneut zuerst Rötungen, Entzündungen und dann Blasenbildung“, diktierte Harrit und warf ihm einen beifallheischenden Blick zu. „Das Objekt beginnt stark zu schwitzen und zu zittern. In diesem Stadium wäre es interessant zu erfahren, wie sich der Herzschlag beschleunigt, Herr Crimson.“
„Natürlich wäre das für unsere Forschung von Bedeutung. Aber möchten Sie jetzt zu ihm hineingehen und seinen Puls messen?“
Harrit schüttelte hastig den Kopf und fuhr eilig fort: „Die Augen des Objekts tränen stark.“
„Das sind die
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