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Das Todeshaus

Das Todeshaus

Titel: Das Todeshaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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geschaffen, die Püppchen, die von den versklavten Seelen Besitz ergriffen hatten.
    »Der Bildhauer hat sein Werk nicht vollendet«, sagte Miss Mamie zur Statue.
    Die Büste antwortete: »Er wird es tun.«
    Sylva kniete sich vor die Statue, faltete das Stück Stoff noch weiter auseinander und hielt die pulvrige Mischung in ihren faltigen Händen nach oben. »Hier hast du deinen Zauber, Ephram. Mächtiger als jedes Gebet. Wie du es mir befohlen hast.«
    Miss Mamie umklammerte die Statue, hielt sich an ihrem geliebten Ephram fest, der nach all der Zeit in Rauch und Asche, nach all den Jahren seines Schattendaseins endlich wieder zum Leben erweckt worden war. »Wovon redet sie, Ephram?«
    Die Statue schwang ihren Eichenarm und schubste Miss Mamie auf den Boden des Witwenstegs. Sie rappelte sich auf und kauerte wie ein Häufchen Elend auf dem Boden. Ihr wunderschönes Kleid, das sie extra für diese Nacht aufgehoben hatte, war zerrissen.
    »Ephram?« fragte sie leise.
    »Er braucht dich nicht«, meinte Sylva.
    Miss Mamie kroch zu Ephram, krallte sich an seinen zerspanten Beinen fest. »Ephram. Du liebst mich doch.«
    Die Statue trat sie mit dem Fuß von sich fort. »Sprich den Zauber, Sylva.«
    »Gib mir erst ihre Jugend«, verlangte Sylva. »Mach mich wieder jung. Wie du es versprochen hast.«
    »Sprich den Zauber.«
    »Du hast gesagt, du hältst stets dein Wort.« Sylva hielt den Stoff mit dem Zauberpulver hoch.
    »Wovon redet sie, Ephram?« fragte Miss Mamie erneut. Plötzlich war ihr kalt, als ob ein Gletscher ihr Herz entzwei gerissen hätte. Sie betrachtete ihre Hände. Ihre Haut wurde mit Narben überzogen, tiefe Furchen brannten sich in ihr Fleisch, der Zahn der Zeit nagte an ihrem Körper. Sie berührte ihr Gesicht und merkte, wie sehr die Haut über ihrem Schädel spannte, obwohl ihr Kinn erschlaffte und in sich zusammensackte.
    Oh mein Gott, sie wurde alt.
    »Du hast es mir versprochen, Ephram«, rief sie verzweifelt. »Bis in alle Ewigkeit zusammen.«
    Gemeinsam brachen Statue und Büste in Gelächter aus. Die Gäste rannten zur Falltür, aber Lilith kam ihnen zuvor, schloss die Tür und stellte sich darauf. »Niemand kann Korban Manor jemals verlassen«, sagte sie mit dem Grinsen eines Skeletts.

 
     
     
    66. KAPITEL
     
    Anna ging auf Rachel zu, schwerfällig, als ob sie sich unter Wasser bewegte, im Finstern tappte. »Was willst du hier?«
    »Ich habe versucht dich zu warnen. Aber du wolltest ja nicht hören.«
    »Wegen Sylva?«
    »Sie hat Korban immer geliebt. Deshalb hat sie mich getötet, um ihm einen Gefallen zu tun. Deshalb hat sie die Zauberkunst erlernt, um mit Sprüchen, Tränken und Pulvern seine Seele am Leben zu halten, bis sie ihn schließlich gänzlich ins Diesseits zurückholen kann.«
    »Das ist alles nur ein verrückter, verkorkster Traum«, meinte Mason.
    Anna schmunzelte. Konnte er das Offensichtliche nicht erkennen? Alles wäre so viel einfacher, wenn man erst einmal tot war. Denn die Toten müssen nicht mehr träumen.

 
     
     
    67. KAPITEL
     
    »Ich kann es sehen, aber ich glaube es nicht«, sagte Paul und neigte den Kopf zum Sucher seiner Videokamera. »Das ist großartiger Stoff.«
    Adam zerrte an seinem Arm. »Wir müssen von hier verschwinden.«
    »Schockumentation. Um nichts auf der Welt will ich das verpassen.«
    »Verdammt, Paul, das hier ist wie in meinem Traum. Merkst du das nicht? Jeder ist tot.«
    Paul blickte von der Kamera auf und grinste wie ein kleiner Junge. »Nicht jeder von uns, Prinzessin. Nur du.«
    »Hör auf damit«, erwiderte Adam.
    »Entweder arbeitest du für den Typen auf dieser Seite oder du dienst ihm auf der anderen Seite. Von mir aus kannst du gern tot sein, wenn du willst, aber ich für meinen Teil bin lieber der nächste Alfred Hitchcock, so wie Korban es mir versprochen hat.«
    »Ich bin nicht tot, du blöder Idiot.«
    Paul lachte. »Wie du meinst.«
    Adam betrachtete seine Hand, die sich an Pauls Ärmel klammerte.
    Die Finger gingen durch die Kleidung hindurch, krallten sich an einem Nichts fest. Er griff sich an die Brust. Wann hatte sein Herz aufgehört zu schlagen?
    Herrgott im Himmel, hab Erbarmen. Wann hat mein Herz aufgehört zu schlagen?
    Paul deutete über die Brüstung hinweg auf die betonierte Einfahrt unterhalb der Veranda. Adam konnte es sich nicht verkneifen, nach unten zu schauen.
    Er sah eine Gestalt auf dem Bauch liegen, zusammengekrümmt, verdreht, zerfetzt. Einen Meter zweiundachtzig groß, in einen grauen Pyjama gekleidet, der

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