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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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den Rücken geritzt. Was soll ich schon groß
davon halten? Da hat jemand seiner Phantasie freien Lauf gelassen
«, antwortete er emotionslos, als würde ihn das alles nicht
berühren.
    »Sie wurde aufgebahrt. Ich glaube nicht an einen religiösen
Fanatiker oder Spinner. Ich würde sie ja gerne umdrehen, aber
wir müssen warten, bis die Fotos im Kasten sind.«
    Sie hatte es kaum ausgesprochen, als die Tür aufging und Andrea
Sievers hereinkam. Sie hatte ihren Koffer in der Hand, in
dem sich alle Utensilien befanden, die sie für die erste vorläufige
Leichenschau benötigte, ehe sie in der Rechtsmedizin die Obduktion
vornehmen würde.
    »Hi, ihr beiden. Wie geht's?«, fragte sie gutgelaunt wie meist
und stellte den Koffer neben der Tür ab. Sie trug eine hellblaue
Jeans, einen Sweater und ebenfalls Handschuhe und blaue Plastikgamaschen
über den Schuhen.
    »Geht so«, antwortete Durant, während Hellmer nichts sagte,
sondern sich im Zimmer umsah.
    »Wie heißt die Werteste?«, fragte Sievers und warf einen langen
Blick auf die Tote.
    »Corinna Sittler, Anwältin. Von irgendwoher kommt mir der
Name bekannt vor, ich kann nur nicht sagen, woher. Ich meine
den Namen schon mal gehört zu haben.«
    »Ich nicht«, sagte Sievers, drückte ein paarmal auf den toten
Körper, nickte und runzelte die Stirn. »Es ist doch erstaunlich,
was sich die Leute so alles einfallen lassen, wenn sie jemanden
ins Jenseits befördern. Das ist kein normaler Mord, das war geplant.
«
    »Und was bringt dich zu dieser Vermutung?«
    »Ganz einfach, der Mörder hat sich Zeit gelassen. Ich meine,
das sieht ein Blinder mit Krückstock, dass das alles inszeniert ist
oder war. Ich tippe auf einen Ritualmord. Vielleicht hat sie sich
in Kreisen bewegt, die nicht zimperlich sind, wenn jemand aus
der Reihe tanzt.«
    »Willst du bei uns anfangen?« Durant sah Sievers vielsagend
von der Seite an.
    »Nein, danke, ich liebe meinen Job. Ist ja auch nur 'ne Vermutung.
«
    »Kannst du schon was sagen?«, fragte Durant.
    »Geduld, Geduld. Komm, gehen wir raus und lassen den Fotografen ran«, meinte sie, als sie die Männer und Frauen
von der Spurensicherung kommen hörte, ergriff ihren Koffer
und verließ mit Durant und Hellmer das Zimmer. Sie warteten
im Flur, während sie unten die Stimmen von zwei Frauen vernahmen.
    »Wer ist die junge Frau da unten?«, fragte Sievers, die sich an
die Wand lehnte.
    »Die Tochter.«
    »Hast du schon mit ihr gesprochen?«
    »Mach ich gleich. Ich will erst das hier hinter mich bringen
und dein erstes Urteil hören.«
    Hellmer hatte sich nach unten begeben, stand vor dem Haus,
rauchte eine Zigarette und unterhielt sich mit Fritsche.
»Was ist eigentlich mit Frank los? Der ist in letzter Zeit ziemlich
seltsam geworden«, sagte Andrea Sievers leise, so dass keiner
der andern es mitbekommen konnte. »Versteh mich nicht
falsch, aber irgendwas stimmt mit ihm doch nicht.«
    Durant zuckte mit den Schultern und schwindelte: »Keine Ahnung.
    Frag ihn selbst.«
    Sievers runzelte die Stirn. »Habt ihr Stress?«
    »Bitte, nicht jetzt. Wenn du Lust hast, kannst du ja mal zu mir
kommen, dann kannst du gleich meine neue Bude kennenlernen
und wir können ungestört ratschen. Oder wir gehen was essen.«
    »Du bist umgezogen?«
    »Quatsch, nur neu eingerichtet. Ich hab den ganzen alten Mist
rausgeschmissen.«
    »Wow, klingt nach Neuanfang. Hat das was mit deinem Verflossenen
zu tun?«
    »Schon möglich. Wie läuft's denn zwischen dir und meinem
Offenbacher Kollegen?«, fragte Durant grinsend.
    Es entstand eine winzige, aber bedeutungsvolle Pause, bevor
Andrea antwortete: »Geht so.«
    »Hör ich da einen Unterton?«
    »Julia, wir haben beide unsere Probleme, und deshalb mein
Vorschlag: Ich nehme dein Angebot an und komm zu dir. Dann
können wir quatschen, bis uns nichts mehr einfällt.«
    »Das würde Wochen dauern. Wann?«
    »Sag du.«
    »Freitag? So um sieben?«
    »Okay, ich hab's gespeichert. Wenn nichts dazwischenkommt
«, fügte Sievers schmunzelnd hinzu.
    »Es kommt was dazwischen«, murmelte Durant kaum hörbar
und betrachtete ihre Hände.
    »Warum so pessimistisch?«
    Sie zuckte mit den Schultern und antwortete: »Das ist so Gesetz
bei mir. Immer wenn ich mir was vornehme, passiert irgendwas.
    Aber wir halten den Termin trotzdem fest.«
    »He, so kenn ich dich gar nicht. Was ist los?«, fragte Sievers
und legte eine Hand auf Durants Schulter.
    »Nichts weiter. Ich hab's vielleicht einfach nur

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