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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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starrte mich an. Vielleicht wäre dies der richtige Moment für eine theatralische oder auch nur hämische Bemerkung gewesen, aber mir fiel einfach keine ein.
    Um so genauer wußte ich, was ich tun mußte. Es war eine verzweifelt geringe Hoffnung aber die einzige, die mir blieb.
    Ich fuhr herum, sprang auf das Fenster zu und riß beide Arme in die Höhe. Meine Lippen formten Worte, die ich vor Monaten auswendig gelernt und schon fast wieder vergessen hatte, und mein Geist tat Dinge, die ich selbst nicht richtig verstand und die ich im Grunde niemals hatte können wollen.
    Aber sie wirkten.
    Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, keinen Körper mehr zu haben, sondern nur noch aus pulsierender, berstender Kraft zu bestehen, aus Licht und Hitze und Energie. Ich spürte die knisternden Entladungen ungeheurer elektrischer Ströme, spürte das Wüten gigantischer Urgewalten wie etwas, das in mir war, und für einen Moment war ich eins mit dem tobenden Gewitter dort draußen, ein Teil jener entfesselten Schöpfungskräfte. Da ließ ein unglaublicher Donnerschlag das Gebäude erzittern.
    Die Kerzen in den Kandelabern an den Wänden flackerten und erloschen eine nach der anderen. Blaue, zischende Elmsfeuer rasten durch den Saal.
    Dann explodierten die Fensterscheiben, und Glassplitter hagelten in den Raum.
    Ein grellweißer Blitz zuckte durch eines der zerborstenen Fenster herein, schlug in den Boden und raste in irrsinnigem Zickzack durch die Halle, um die Maschinenmenschen zu treffen und zu weißglühendem Schrott zusammenzuschmelzen.
    Allmählich bekam ich Übung darin, das Bewußtsein zu verlieren. Das letzte, woran ich mich klar erinnerte, war der stachelbewehrte Arm einer von DeVries’ Höllenpuppen, der sich meinem Gesicht näherte, und ein weißglühendes, ungeheuer grelles Feuer, das ebendiesen Arm aufzehrte, dann hatte mein Geist unter der Belastung endgültig aufgegeben und einfach abgeschaltet.

    Ich erwachte davon, daß mir jemand eine widerhakenbesetzte Harpune in den rechten Arm stieß und sie kräftig herumdrehte.
    Stöhnend öffnete ich die Augen und versuchte vergeblich, den Arm zu bewegen. Der Schmerz war gräßlich. Ein weißes, schweißglänzendes Gesicht erschien über mir, und dann hörte ich Frans’ Stimme die mit Abstand dämlichste Frage stellen, die ich je gehört hatte: »Wie geht es dir, Robert?«
    Die pure Verblüffung über diese Unverschämtheit riß mich vollends in die Wirklichkeit zurück. Aus dem irrsinnigen Schmerz in meiner rechten Armbeuge wurde ein kaum spürbares Brennen, und der rotglühende Torpedo, der meinen Arm durchbohrte, schrumpfte zur Spitze einer Injektionsnadel zusammen, die ein Mann in weißem Kittel gerade aus meiner Vene zog. Ich erkannte, daß ich im Inneren eines Rettungswagens lag. Draußen heulten Sirenen. Der zuckende Widerschein von Blaulicht und roter Flammenschein drangen durch die Milchglasscheiben des Fahrzeugs.
    »Was ist passiert?« murmelte ich und wollte mich aufsetzen.
    Frans stieß mich unsanft auf die Liege zurück. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Du bist in Sicherheit. Und Priscilla auch«, fügte er mit einem sonderbaren Lächeln hinzu.
    Ich setzte mich abermals auf, Frans stieß mich abermals zurück, und der Sanitäter sagte etwas auf holländisch, das ich nicht verstand, sich aber irgendwie beunruhigend anhörte.
    »Was hat er gesagt?« fragte ich.
    »Daß er sich wundert, wieso du überhaupt noch lebst«, antwortete Frans vollkommen ernst. »Du hast genug Blut verloren, um eine ganze Krankenhausabteilung damit zu versorgen.«
    Ich verdrehte gequält die Augen, sagte aber nichts.
    »Bleib liegen«, fuhr Frans fort. »Du wirst gleich ins Krankenhaus gebracht.«
    »Ganz bestimmt nicht«, antwortete ich. »Ich habe genug von …«
    »Ich kann dich auch verhaften und ins Gefängnishospital bringen lassen«, sagte Frans gelassen. »Überleg es dir drei Tage freiwillig erster Klasse oder eine Woche auf Staatskosten.
    So lange dürfte es dauern, bis deine Anwälte dich rausgeholt haben. Die holländische Bürokratie ist sehr träge.«
    Einen Moment lang starrte ich ihn finster an, aber dann gab ich auf. »Was ist passiert?« fragte ich noch einmal.
    »DeVries’ kleines Gruselkabinett existiert nicht mehr«, antwortete Frans. »Du hast ganze Arbeit geleistet.« Er hob die Hand und winkte ab, als ich antworten wollte. »Nein, sag jetzt nichts. Ich will gar nicht wissen, wie du es gemacht hast. Von seinen Spielzeugpuppen ist jedenfalls

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