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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Schulhof sicherer sei als die Straße. Noch eine Leiche heute Nacht, und wir haben einen Hattrick. Wie praktisch für Seine Hoheit, den Bürgermeister. Man spricht von keiner Fremdeinwirkung, noch ehe man sie abgetrocknet, aufgetaut und obduziert hat.« Chapman schaltete das Radio aus, machte die Scheinwerfer an und bugsierte den Wagen aus dem Parkplatz, um mich nach Hause zu fahren.
     
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    Ich hörte, wie um halb sieben Uhr die New York Times gegen meine Wohnungstür knallte, dort hingeworfen von dem Portier, der die Zeitungen jeden Morgen im ganzen Haus verteilte. Mit tropfenden Haaren bückte ich mich, um die Zeitung aufzuheben und zu sehen, ob Lola Dakotas Tod Schlagzeilen gemacht hatte.
    Auf der dritten Seite des Lokalteils war ein Foto von Lola vor einem Podium, in akademischem Talar und mit einem Barett auf dem Kopf. Die Überschrift lautete, »Universitätsprofessorin stirbt bei einem bizarren Unfall«, und der Untertitel bezeichnete sie als »Zeugin der Anklage«. Dem Reporter war es gelungen, jedes nur erdenkliche Klischee in seine kurze Story hineinzupacken. Die Universitätsverwaltung war angesichts der Nachricht vom Tod der beliebten Professorin schockiert und zutiefst betrübt, die Studenten rätselten über die seltsamen Launen des Schicksals in Dakotas letzten Tagen, und die Familie ihres Ehemannes war entsetzt über die Behauptungen, er hätte etwas mit dem vereitelten Mordkomplott zu tun.
    Das Telefon klingelte, und Chapman gab mir den morgendlichen Wetterbericht durch. »Heute früh brauchst du einen Hundeschlitten, um in die Arbeit zu kommen. Die Straßen sind spiegelglatt, und wenn man den Wind mitrechnet, hat es ungefähr minus fünfzehn Grad. Ich bin auf dem Nachhauseweg, um ein paar Stunden zu schlafen.«
    »Irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Nein. Ich habe die üblichen Benachrichtigungen und den ganzen Papierkram erledigt und dafür gesorgt, dass die vorläufigen Berichte auf dem Schreibtisch des Chief of Detectives liegen, wenn er im Büro auftaucht. Heute kommt nur die U-Bahn in Frage, Kid, sosehr du sie auch hasst. Die Fahrerei ist zu gefährlich. Bis Mittag dann.«
    Ich zog mich fertig an und machte mich widerwillig auf den Weg zur U-Bahn-Haltestelle an der Ecke Sixty-eighth Street/Lexington Avenue, da ich unbedingt den Menschenmassen zur Stoßzeit zuvorkommen wollte. Sobald ich mich gesetzt hatte, musterte ich die anderen Fahrgäste und lehnte mich dann zurück, um den Rest der Zeitung zu lesen. Es war früh am Tag, sodass die meisten Mitfahrenden Leute auf dem Weg zur Arbeit zu sein schienen. Ein wenig später würden viele der Fahrgäste, die über die Forty-second Street hinausfuhren, unterwegs zum Justizgebäude sein, um dort in irgendeiner Angelegenheit vor Gericht zu erscheinen. An den seltenen Tagen, an denen ich um neun Uhr mit der U-Bahn fuhr, herrschte eine eigenartige Atmosphäre, wenn wir uns die letzten zehn Minuten der Fahrt vor der Canal-Street-Haltestelle gegenseitig beäugten und mit einem Blick Bescheid wussten, dass wir uns bald als gegnerische Parteien gegenüberstanden. Normalerweise zog ich es vor, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren.
    Die kalte Luft biss in meine Wangen, als ich aus der U-Bahn-Station kam und Richtung Süden die kurze Strecke zum Hogan Place ging, wobei ich gegen den kräftigen Wind ankämpfte und vorsichtig den glatten Stellen auf dem Gehsteig auswich. Der Verkäufer in dem kleinen Imbisswagen an der Ecke sah mich kommen und richtete meine Tüte mit zwei großen schwarzen Bechern Kaffee her.
    Ich steckte meinen Dienstausweis in den Scanner des Drehkreuzes, begrüßte den uniformierten Polizisten am Sicherheitsschalter und betrat mit ein paar Kollegen den Aufzug. Ich schob den Kopf durch die Tür der Pressestelle, die sich um die Ecke von meinem Büro befand, um die Angestellte daran zu erinnern, die Artikel und den Nachruf auf Dakota mit in die Pressemappe zu tun, die sie für den Bezirksstaatsanwalt vorbereitete. Jeden Morgen durchkämmte Brenda Whitneys Team die Times und die Boulevardblätter, die Lokal- und die überregionalen Zeitungen und schnitt alle Storys aus, die sich auf unsere Fälle bezogen oder auf Verbrechen, die für Paul Battaglia und seine leitenden Angestellten von Interesse sein könnten.
    Ich hatte noch nicht einmal meinen Mantel und meine Stiefel ausgezogen, da stand Pat McKinney in der Tür und stützte sich mit einer Hand auf die Rückenlehne des leeren Stuhls meiner Sekretärin Laura. »Gestern Nacht 'nen großen Fisch

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