Das Totenhaus
sie für die Anklage stimmten.
»Geben Sie Laura eine Kopie der Anklageschrift, wenn Sie sie zu den Akten nehmen.«
Ich emailte Maxine, meiner Anwaltsgehilfin, die Dakota-Unterlagen rauszusuchen, sobald sie ins Büro kam. Bald würden die ersten Reporter anrufen und alle öffentlich zugänglichen Fakten über den Fall erfragen, um die Hintergrundstory zu den gestrigen Ereignissen zu rekonstruieren. Ich schob die Notizen für die Anhörung, auf die ich mich vorzubereiten versuchte, zur Seite und machte mir auf einem gelben Haftzettel einen Vermerk, die Akte übers Wochenende mit nach Hause zu nehmen und daran zu arbeiten, wenn ich mich besser darauf konzentrieren konnte.
Battaglia hatte eine Durchwahlnummer, mit der er unsere jeweiligen Sekretärinnen umgehen und uns direkt anrufen konnte. Normalerweise sprang ich schier aus dem Stuhl, wenn ich das unverwechselbare Klingeln hörte, aber heute Morgen war ich durch Roses Vorwarnung darauf eingestellt. Ich begrüßte ihn und sagte ihm, dass ich unverzüglich in sein Büro kommen würde, um ihn über den Dakota-Fall zu informieren.
»Heben Sie es sich für heute Nachmittag auf. Der Gouverneur hat gerade angerufen. Er ist auf dem Weg ins Rathaus und schaut kurz vorbei, um über die Gesetzesvorschläge zu reden, die der Verband der Bezirksstaatsanwälte für die Sitzung im Januar unterbreitet hat. Gibt es etwas, was nicht warten kann, oder ist es so eindeutig, wie die Zeitungen schreiben?«
»Ich habe telefonisch versucht, alle Einzelheiten über die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden zu bekommen, und ich warte auf den Rückruf aus Jersey. Chapman und ich sind beide sehr skeptisch, was die Unfalltheorie angeht, aber ich habe noch nichts Ungewöhnliches für Sie.«
»So soll es, wenn möglich, auch bleiben. Das Letzte, was ich mir zu Weihnachten wünsche, ist ein skandalträchtiger Fall, der mich als Sinnelesis Prügelknaben hinstellt.«
»Kein Problem«, versprach ich ihm. Ich hielt mein Wort ungefähr zwei Stunden lang.
Chapman hörte sich verschlafen an, als Laura um elf Uhr seinen Anruf durchstellte. »Schlechte Neuigkeiten von beiden Seiten.«
»Hey, du sollst doch schlafen. Wie kann etwas Schlechtes passiert sein?«
»Peterson hat mich gerade aufgeweckt und mir das Ergebnis der Inventarisierung mitgeteilt. Du erinnerst dich doch an die vielen Schuhschachteln in Lolas Wohnung? Nun, sie teilte nicht deine Vorliebe für hohe Absätze, aufreizende Sandaletten und Samtslippers. Einige dieser Schachteln enthalten ausgetretene Lederpumps, die meisten sind voller Karteikarten mit Aufzeichnungen und Forschungsnotizen, und in zwei von den alten Schachteln war Bares.«
»Ein Notgroschen für schlechte Zeiten?«
»Eher ein halbes Vermögen für den Fall eines Weltuntergangs, Coop. Nicht sauber.«
»Gut, dass ich nicht dabei war, als ihr das entdeckt habt. Was noch?«
»Die neueste Meldung aus der Gerichtsmedizin. Die Autopsie findet erst heute am späten Nachmittag statt, aber Dr. Kestenbaum hat bereits ein paar Spuren bemerkt, die ihn nicht glücklich machen. Zum Beispiel einige Haare - nicht ihre eigenen -, die sie in ihrer Faust umklammert hielt, und, was wichtiger ist, haufenweise Petechien in ihren Augen.«
Ich kannte die Bedeutung des Befundes, noch bevor Chapman fortfuhr. Die winzigen punktförmigen Blutungen aus den Kapillaren waren die klassischen forensischen Kennzeichen einer Erdrosselung.
»Kestenbaum denkt, dass sie sich gewehrt hat. Der Angreifer erwürgte sie und rollte sie dann in den Aufzugsschacht, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Schnall dich an, Coop, während er sich Lola genauer ansieht. Er ist gerade dabei, diesen Fall als Mord zu deklarieren.«
5
Ich rief Sylvia Foote an. Sie war jemand, der nicht einfach zu erreichen war.
»Sie ist den ganzen Nachmittag in Meetings«, sagte ihre Sekretärin. »Ich glaube nicht, dass sie vor Anfang nächster Woche zurückrufen kann.«
»Sagen Sie ihr, dass es sich um Lola Dakota handelt. Um den Mord an Lola Dakota.«
»Mord?«, fragte sie und notierte sich meine Nummer.
Ich hatte kaum Rose Malone eine ähnliche Nachricht für Battaglia aufgetragen, als Sylvia Foote in der Leitung war.
»Miss Cooper, meine Sekretärin hat mir gerade den Wortlaut Ihrer Unterredung mitgeteilt.« Foote war Ende sechzig - humorlos, steif und einzig und allein der Wahrung der Interessen der Univerwaltung verpflichtet. »Ich muss den Präsidenten unverzüglich davon in Kenntnis setzen. Ich
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