Das Traumschloss
Vorstellung, ihn wiederzusehen, lief ihr ein prickelnder Schauer über den Rücken. Ramon von dem Baby zu erzählen, stand ihr allerdings bevor. „Ich freue mich schon“, erwiderte sie. „Die Besprechung heute Nachmittag wird mir besonders lang vorkommen.“
Ramon musste sich eingestehen, dass er Lauren vermisst hatte. Er runzelte die Stirn. Keine Frau war ihm je so wichtig gewesen, dass sie ihm gefehlt hatte. Das würde er aber für sich behalten, denn Lauren sollte auf keinen Fall glauben, sie könnte je mehr für ihn sein als seine Geliebte.
Seine Miene verfinsterte sich, als er daran dachte, dass sein Vater einen Rückfall erlitten hatte. Dessen Krebserkrankung war unheilbar. Nun verstand Ramon auch, warum sein Vater in letzter Zeit so darauf gedrängt hatte, dass er sich endlich eine passende Frau suchte – mit Betonung auf dem Wort passend, überlegte Ramon grimmig, als er sich die letzte Unterhaltung mit seinem Vater ins Gedächtnis rief.
Dieser hatte Catalina Cortez erwähnt, ein bekanntes Model, das ständig die Titelseiten bestimmter Magazine geziert hatte und in das Ramon als Achtzehnjähriger unsterblich verliebt gewesen war. Und nun hatte sein Vater ihn fast zwei Jahrzehnte später daran erinnert, dass er damals fest entschlossen gewesen war, sie zu heiraten.
Ramon hatte damals seine Lektion gelernt und würde denselben Fehler nicht noch einmal begehen. Er hatte Catalina in flagranti mit ihrem Liebhaber erwischt und sich eingestehen müssen, dass sie ein Flittchen war und es nur auf das Vermögen seiner Familie abgesehen hatte. Bei dem Gedanken daran verspürte er noch immer einen Stich.
Viel schlimmer als ihre Untreue war allerdings die Erkenntnis gewesen, dass er seine Familie enttäuscht hatte, denn sein Vater hatte ihn von Anfang an vor Catalina gewarnt.
Aber das ist lange her, sagte Ramon sich wütend. Er hatte seinem Vater mehrfach versichert, dass er seine Pflicht erfüllen würde, indem er eine Frau heiratete, die zu ihm passte, und mit ihr einen Erben zeugte. Sein bloßes Versprechen schien seinem Vater jetzt allerdings nicht mehr zu genügen. Er lag im Sterben und wollte die Hochzeit seines einzigen Sohnes noch miterleben. Die Zeiten, in denen Ramon sich mit irgendwelchen Geliebten vergnügte, würden also bald vorbei sein, denn wenn er den Bund fürs Leben einging, wollte er seiner zukünftigen Frau auch treu sein.
„Bist du noch dran, Ramon?“, riss der Klang von Laurens Stimme Ramon aus seinen Gedanken. „Der Empfang ist anscheinend schlecht. Ich habe dich eben nicht gehört.“
„Ja, ich bin noch dran“, erwiderte er schnell. „Bis heute Abend.“ Nachdem er das Gespräch beendet hatte, blickte er starr aus dem Fenster. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr so gut wie noch vor wenigen Minuten.
Da Lauren zehn Minuten zu früh im Restaurant eintraf, ging sie zur Bar, um dort zu warten. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch, weil sie Ramon bald wiedersehen würde. In den letzten zwei Wochen hatte sie ihn schrecklich vermisst, außerdem war sie sehr nervös, da sie nicht wusste, wie er auf die Neuigkeiten reagieren würde.
Obwohl sie mit dem Rücken zur Tür stand, merkte sie es sofort, als er kam, denn plötzlich verstummten alle Gäste, um dann neugierig miteinander zu raunen. Sobald sie den Kopf wandte, bekam sie weiche Knie.
Mit einer Größe von eins neunzig, einem umwerfenden Äußeren und einem überwältigenden Sex-Appeal zog Ramon alle Blicke auf sich, vor allem die der Frauen. Lauren bemerkte, wie eine attraktive Brünette, die an der Bar saß, seine Aufmerksamkeit zu erregen versuchte, indem sie die Beine übereinanderschlug, sodass ihr Rock hochrutschte.
Aber wer konnte es ihr verdenken? Auch Laurens Herz pochte schneller, als er auf sie zukam. Er sah ihr in die Augen und schien die anderen Frauen überhaupt nicht wahrzunehmen. Sein maßgeschneiderter dunkler Anzug betonte seinen muskulösen Körper, und sein gebräuntes Gesicht wirkte im hellen Schein der Beleuchtung noch markanter, während sein schwarzes Haar wie Seide schimmerte. Als er näher kam, umspielte ein inniges Lächeln seine Lippen, das sie bis ins Innerste berührte, denn es war nur für sie bestimmt und vermittelte ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
Sie hatte nicht vorgehabt, sich in ihn zu verlieben. Bis sie ihm begegnet war, hatte sie in ihren Beziehungen immer die Bedingungen gestellt und auch noch nie mehr für einen Mann empfunden. Ramon hingegen war anders. Bei ihm hatte sie sich von
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