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Mit einem Pferd durch dick und dünn

Mit einem Pferd durch dick und dünn

Titel: Mit einem Pferd durch dick und dünn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Abschied und neuer Anfang

    „Mist, jetzt habe ich ihm die Nase abgerissen!“
    „Wem?“
    „Deinem Schätzchen!“
    Karlchen wühlte in den Taschen seiner Jeans, förderte ein Stück Bindfaden, einen halben Kaugummi, zwei schmutzige Taschentücher, eine alte Kinokarte und seinen Schulbus-Ausweis zutage und fand endlich, was er suchte: sein Taschenmesser. Er ließ es aufschnappen und schob die Klinge vorsichtig unter die widerspenstigen Reißnägel, mit denen das Bild von Zottel an der Wand befestigt war.
    Bille trat stirnrunzelnd hinter ihn und betrachtete den häßlichen Riß im Foto, der Zottels Nase von dem übrigen Körper getrennt hatte.
    „Vielleicht kann man’s noch kleben“, versuchte Karlchen sie
    zu trösten. „Ich versuch’s mal mit einem Klebestreifen auf der Rückseite.“
    Auf der Treppe näherten sich polternde Schritte. Bettina, gefolgt von ihren Vettern Daniel, Simon und Florian stürmten ins Zimmer.
    „Wo steht das Klavier? Ich trag die Noten!“ sang Daniel in gefühlvollem Opernbaß , ergriff einen mit Büchern vollgepackten Karton und stiefelte zur Treppe zurück.
    Bettina hatte einen Waschkorb mitgebracht.
    „Pack deine Kleider und deine Wäsche hier rein, wir tragen inzwischen die anderen Sachen runter, okay? Komm, Flori , faß mal mit an!“
    Bettina hob den leergeräumten Nachttisch an, und Florian ergriff das altmodische Monstrum bei den Füßen.
    „Seid vorsichtig auf der Treppe, sie ist ekelhaft steil“, mahnte Bille, übertönt von einem wilden Schmerzensschrei aus der Tiefe. „Verdammt, jetzt hat Daniel sich den Kopf gestoßen! Ich hätte ihn warnen sollen. Für seine Länge sind die niedrigen Decken in unserer alten Kate einfach nicht geschaffen!“
    Simon, der mittlere der drei Henrich-Brüder, grinste breit.
    „Das Problem habe ich wenigstens nicht. Kleine Leute haben es eben doch leichter im Leben. Kann ich den schon mitnehmen?“ Er zeigte auf den Schreibtischstuhl.
    „Meinetwegen. Aber was deine Körperlänge betrifft, würde ich nicht zu früh jubilieren. Daniel ist schließlich fast erwachsen, während du mit deinen lächerlichen fünfzehn Jahren noch mitten im Entwicklungsalter bist. Du kannst deinem großen Bruder noch leicht über den Kopf wachsen.“
    „Das halte ich für ein Gerücht.“ Simon packte den Stuhl und steuerte auf die Treppe zu. „Ich werde immer zu den zarten durchgeistigten Typen gehören.“
    „Das merke ich mir“, brummte Karlchen, der sich heftig bemühte, Billes umfangreiche Sammlung von Fotos und Zeitungsausschnitten unbeschädigt von der Wand zu lösen. „Könnte ja sein, daß ich mal ein bißchen Geist benötige.“
    „Hm — zum Beispiel bei der nächsten Mathearbeit“, stichelte Bille. „He. sei vorsichtig mit Winkler auf Halla — den habe ich nur einmal. Hier hast du einen Karton. Pferde auf die eine Seite, Reiter auf die andere. Da — Feodora beim Reitturnier in Aachen, sieht sie nicht fabelhaft aus? Aber wo ist Herr Tiedjen ?“
    „Wahrscheinlich hat sie ihn abgeworfen. Schau mal unter dem Bett nach.“
    „Du lieber Himmel, ich habe die Gardinen vergessen! Und jetzt ist Simon mit dem Stuhl weg: Dieser Umzug bringt mich völlig durcheinander.“
    Bille sah sich suchend in dem halb leergeräumten Zimmer um, dann zerrte sie ihr Bett aus der Ecke bis vors Fenster, streifte die Schuhe ab und stieg auf die Matratze.
    „Ein Glück, daß hier alles so niedrig ist. Im neuen Haus braucht man ’ne Leiter, um die Gardinen aufzustecken.“
    Wieder näherten sich schwere Schritte auf der Treppe.
    „Da kommt Onkel Paul. Bei seinem Gewicht knarzen die Stufen immer drei Töne tiefer als sonst“, sagte Bille kichernd und sprang vom Bett, um ihren künftigen Stiefvater zu begrüßen.
    „Na, wie steht's denn hier? Alles abmarschbereit?“
    Onkel Paul sah aus wie der Nikolaus, der eine Schar verängstigter Kinder nach ihren guten und bösen Taten abfragt. Er besaß diese Mischung aus imponierendem Aussehen und Güte, bei der man sich beschützt fühlen konnte wie hinter einem warmen Ofen, wenn es draußen stürmt und schneit. Genauso hatte sich Bille ihren Stiefvater gewünscht, falls Mutsch jemals wieder heiraten sollte.
    „Alles klar, Onkel Paul. Ich nehm nur schnell noch die Gardinen ab und leg meine Kleider in den Wäschekorb.“
    „Gut. Stellt alles unten in der Küche zusammen, der Wagen muß gleich da sein. Den Kleinkram könnt ihr dann mit dem Ponywagen transportieren.“
    „Wo ist Mutsch ?“
    „Sie ist schon drüben und

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