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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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bin, fragt Ihr?“ Die dunkle Stimme hatte einen respektvoll-spöttischen Klang. „Das fragt Ihr doch nicht im Ernst, Athama?“
    Nein, das hatte ich wirklich nicht ernsthaft fragen können, denn nun wurde mir das Unwahrscheinliche klar: diese hoch gewachsene Gestalt, das schmale, dunkle Gesicht mit den schwarz bewimperten blauen Augen, das dunkle, fast schwarze Haar – das alles hatte ich doch in meiner Geschichte beschrieben. Nein, ich brauchte nicht zu fragen. Dieser Mann war Targil, der Held des soeben beendeten Romans, mein Geschöpf, das Kind meiner Phantasie!
    Wie hatten meine Freunde doch immer gesagt? ‚Irgendwann wirst du das alles einmal glauben, was du dir da zusammenspinnst. Manchmal denken wir, du lebst schon mehr mit deinen Helden als mit uns.‘ War es jetzt soweit? Hatte meine Phantasie die Herrschaft über meinen Verstand ergriffen? War ich verrückt geworden oder träumte ich?
    „Das ist doch alles nicht wahr!“ stammelte ich. „Ich sehe dich doch nicht wirklich!“ Und wie unter einem Bann ging ich auf ihn zu. Lächelnd streckte er mir die Hand entgegen. „Hier, Athama, faßt meine Hand!“ sagte er. „Dann werdet Ihr sehen, daß ich Wirklichkeit bin, so wie alles Wirklichkeit ist, was Ihr niedergeschrieben habt. Kommt, folgt mir! Der König erwartet Euch in Valamin, wo er in der Stadt Torlond herrscht, bis die Hauptstadt Varnhag wieder aufgebaut ist.“
    Ich ergriff die ausgestreckte Hand. Sie war warm und ihr Druck kräftig, und ich nahm einen Geruch von Leder und Pferden wahr, der von Targil ausging. Immer noch sah ich ungläubig zu ihm auf. Das konnte doch alles einfach nicht möglich sein! Und doch war das hier ein Wesen aus Fleisch und Blut, das meine Hand hielt und mich nun mit warmer Freundschaft und einer gewissen Ehrfurcht ansah.
    „Rowin erwartet mich ihm Torlond?“ fragte ich verblüfft. „Wie kann das, da er doch eben noch mit seinem Heer in Kawaria gestanden hat? Und wie soll ich dorthin gelangen? Und überhaupt, wie kommst du hierher?“
    „Fragt mich nicht, Herrin!“ antwortete Targil. „Ich weiß nicht, wie das möglich ist. Ihr müßt es wissen, denn Ihr seid Athama, die Schenkende. Und Rowin folgte nur Eurem Willen, als er mir befahl, Euch noch Torlond zu begleiten. Doch kommt jetzt, wenn Ihr gewillt seid, mir zu folgen, denn der Morgen naht und ich fühle, daß uns nicht viel Zeit bleibt, diesen seltsamen Ort hier zu verlassen.“
    Ein wahnwitziger Gedanke hatte mich erfaßt. Wenn ich nun schon verrückt geworden war, dann wollte ich es auch auskosten! Warum sollte ich also nicht mit Targil gehen? Immer schon hatte ich mir gewünscht, das alles einmal wirklich zu sehen, was die Bilder meiner Phantasie vor mein geistiges Auge brachten. Ich hätte immer schon gern in den Welten meine Geschichten gelebt, und hier – so schien es - bot sich eine Gelegenheit dafür.
    „Gut, ich komme mit!“ sagte ich daher, obwohl ich immer noch sicher war, daß plötzlich alles wie eine bunte Seifenblase platzen würde und sich das Ganze als Wahnvorstellung herausstellte.
    „Draußen stehen die Pferde“, sagte Targil und wies in die Dunkelheit des Gartens hinaus. Er wandte sich um und wollte  hinausgehen.
    „Halt, warte!“ sagte ich und sah an mir hinunter. „Ich kann doch unmöglich ist im Hausanzug und in Pantoffeln nach Valamin reiten!“
    „Kommt nur, Athama“, sagte Targil ruhig und ergriff meiner Hand. „Ich fühle, daß sich das ganz von allein regeln wird.“
    Zögernd und immer noch verstört folgte ich ihm in den Garten. Auf dem Rasen standen zwei gesattelte Pferde, und wieder war ich überrascht. Neben Targils Hengst Kor stand Sama, die dunkelbraune Stute Deinas, der Gemahlin von Targil.
    „Deina bittet Euch, Sama zum Geschenk zu nehmen, Herrin“, sagte Targil und half mir in den Sattel. „Sie ist voll Verlangen, Euch zu sehen, um Euch danken zu können.“
    Unbehaglich setzte ich mich in dem fremdartigen Sattel zurecht, während Targil sich auf Kors Rücken schwang. Ein Glück nur, daß ich reiten konnte, obwohl es mir schleierhaft war, wie ich mich barfuß und mit ungeschützten Waden im Sattel halten sollte. Aber dann war mir auf einmal alles gleichgültig. Das seltsame Abenteuer reizte mich und ich wurde von einer wachsenden Erregung erfaßt. Ich begann, dieses absurde Spiel zu genießen.
    Targil ritt an und trabte, ohne sich um meine Blumenbeete zu kümmern, quer durch den Garten auf das hintere Gartentor zu, das weit offen stand. Sama folgte ihm, und

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