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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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kicherten.
    »Grüß dich, Tim!«, riefen sie.
    Und dann hatte ich Glück, dass Wuschel dabei war, sonst hätte es bestimmt wieder ein paar Sticheleien wegen meinen Klamotten gegeben, die finden die beiden nämlich wahnsinnig komisch, vor allem meinen Spiderman-Kapuzenpulli. Dabei ist der das Normalste von der Welt, nur eben für Burgfräulein in der Ritterzeit nicht.
    »Wuschel!«, rief Ingrid und fiel vor ihm auf die Knie, damit sie seinen Wuschelkopf in den Arm nehmen konnte.
    »Schön, dass du auch da bist, du Süßer!«, rief Irmtraud und umarmte ihn ein Stück weiter hinten.
    Ich fand das Getue ein bisschen übertrieben und Wuschel wahrscheinlich auch, aber von Mädchen lässt er sich so was trotzdem gern gefallen.
    (Falls es jemanden interessiert, warum die beiden Roberts Klamotten nicht komisch finden: weil er, wenn wir dort ankommen, immer Ritterzeitkleider anhat. Er hat dort auch seine Brille nicht mehr auf, ohne die er zu Hause blind wie ein Maulwurf wäre. Keine Ahnung, warum es bei ihm so ist und bei mir so. Vielleicht hängt es damit zusammen, wem das Zauberschwert gehört.)
    »Alles klar, Tim?«, fragte Robert.
    »Äh … ja«, sagte ich.
    »Glaub ich nicht«, sagte Rigobert.
    »Auch ein Dödel hat mal einen guten Tag«, sagte Dagobert.
    Aber Rigobert hatte leider recht: Ich blickte noch überhaupt nicht durch. Was war hier los? Warum hätten uns die Ritter beinahe aufgespießt? Und was wollten die ganzen Leute hier? Gab es ein Fest bei den Wackerburgern? Aber was für eins? Und wovon sollten sie es bezahlen? Die Wackerburger waren tapfere Ritter, aber bettelarm, obwohl unten im Tal die große Landstraße vorüberführte und alle Kauf leute, die sie benutzenwollten, den Wackerburgern Wegzoll bezahlen mussten. Die meisten Kauf leute konnten nur leider nichts bezahlen, weil ihnen die Raubritter von Wolfeck vorher alles abnahmen. Fürchterliche Kerle waren das, und den fürchterlichsten hatten wir sogar kennengelernt: den Ritter Kraft, ein rappeldürres Männchen, aber ein schrecklicher Wüterich. 2 Von mir aus brauchten wir keinem von denen wiederzubegegnen. Die Wilden Wölfe, ihre fiesen kleinen Söhne, reichten mir vollkommen.
    Die Burg der Raubritter stand groß und finster auf einem schwarzen Felsen auf der anderen Seite des Tals, und als ich jetzt hinüberschaute, ging es mir wie jedes Mal: Ich kriegte eine Gänsehaut.
    »Pass auf, Tim, ich erklär’s dir«, sagte Kuno, der meine Verwirrung bemerkte. Er ist der Sohn des Burgherrn und ein bisschen der Anführer der drei Wackerburger Freunde.
    »Danke«, sagte ich.
    Und genau da ging ein Heidenspektakel los: Erst hörte man Fanfaren, aber es klang nicht schön wie in den Ritterf ilmen immer, sondernnur laut und hässlich. Keine Ahnung, ob Fanfaren wütend werden können, aber so hörten sie sich an. Dann sah man Staubwolken, die sich von der Landstraße in Richtung Wackerburg bewegten, eine von links und eine von rechts, und schließlich hörte man Hufe schlagen. Da kamen Reiter im Höllengalopp den Hügel herauf !
    Die zwölf Ritter packten ihre Spieße wieder fester. Das waren doch nicht …
    Ich schaute Robert an und sah, dass er genau dasselbe dachte wie ich: die Raubritter! Die von Wolfeck witterten Beute und wollten sie sich holen!
    Dann sah ich nichts mehr. Die Reiter kamen näher, und die beiden Staubwolken wurden zu einer, die alles verschlang. Erst verschlingt uns die Wolke, dann holt uns der Teufel, dachte ich noch, dann ergab ich mich in mein Schicksal, wie es in den Ritterbüchern manchmal heißt. Vielleicht hatte ich Glück und durfte, wenn der Staub sich legte, wenigstens noch einmal die Sonne sehen.

Das vierte Kapitel, in dem die Schattenreiter kommen
    (Glaubt Tim!)
    Der Staub begann sich zu legen, und ich sah die Sonne als blasse Scheibe in einem gelblich grauen Nebel, aber es passierte nichts. Man hörte auch nichts, und ich drückte auf meine Ohren, ob sie vielleicht mit Staub verstopft oder von den Fanfarenstößen zugefallen waren. – Oder war es so, wenn man schon in einer anderen Welt aufwachte? War das Paradies voll gelblich grauem Nebel und totenstill? Oder war ich in der …
    Den Gedanken brauchte ich zum Glück nicht zu Ende zu denken, denn jetzt boxte mich Robert in die Seite.
    »Da!«, flüsterte er, aber ich sah nur seinen Arm in den Nebel ragen.
    »Wo?«, flüsterte ich zurück.
    »Blindf isch! Komm mit, wir gehen näher ran!«
    Ehrlich gesagt, hätte ich lieber noch abgewartet, bis ich wusste, an was wir näher

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