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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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hatte ich es mir nur eingebildet? Schattenreiter machen keine Geräusche, hatte ich mal irgendwo gelesen. Aber wieso hörte man dann ihre Stimmen?
    Ich lauschte in die Stille und wusste überhaupt nichts mehr.
    Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, und jemand flüsterte:
    »Komm mit!«

Das fünfte Kapitel, in dem sich herausstellt, dass die Mädchen in der Ritterzeit auch nicht viel anders waren als die Mädchen heute
    (Aber Tim versteht sie trotzdem nicht!)
    Die Hand auf meiner Schulter lenkte mich mit sanftem Druck. Wohin sie mich führte, wusste ich nicht, aber die dazugehörige Stimme hatte ich natürlich erkannt.
    »Bist du’s, Rigobert?«, sagte ich.
    »Nein«, sagte die Stimme.
    »Dann Dagobert«, sagte ich.
    »Schnellmerker«, sagte genau die gleiche Stimme ein Stück entfernt.
    »Du meinst Schnarchnase«, sagte Dagobert neben mir.
    »Mann, könnt ihr nicht mal Ruhe geben?«, sagte Kuno, der zum Glück kein Zwilling ist.
    »Klar«, sagte Rigobert.
    »Wieso denn?«, motzte Dagobert.
    Die zwei können echte Nervbolzen sein, aber jetzt wusste ich wenigstens, dass wir alle zusammen waren. Robert und Wuschel sagten zwar nichts, aber wenn die beiden in der Nähe sind, kann ich es spüren.
    Wo wir hingingen, wurde mir klar, als unsere Schritte plötzlich hohl klangen und irgendwie dumpf: Wir überquerten die hölzerne Zugbrücke zur Burg, das heißt, eigentlich war es nur noch eine Brücke, die Ketten zum Ziehen waren längst eingerostet. Die ganze Wackerburg hätte dringend eine Renovierung gebraucht, aber ich hab’s ja schon erzählt: Die Wackerburger waren arm. »Wackelburg« sagten die Wilden Wölfe statt »Wackerburg«. Das war gemein, aber ganz unrecht hatten die miesen kleinen Raubritter nicht.
    Der Staub begann sich gerade wieder zu legen, aber man sah immer noch kaum die Hand vor Augen, und es war weiter totenstill. Nur unsere Schritte auf der Brücke polterten dumpf.
    »Das Tor ist auf, geht einfach durch!«, hörte ich Kuno sagen.
    Dann gab es einen Bums und kurz danach ein fieses Knarren. Das Tor war doch nicht auf gewesen. Als wir gleich darauf im gleißend hellen Burghof standen, sah ich, dass Robert sich die Nase hielt.
    »Tut mir leid«, sagte die Torwache. »Der Staub da draußen, ich wollte nur …«
    »Schon gut«, sagte Rigobert. »Ich hätte ihn bremsen müssen.«
    »Und warum hast du’s nicht getan?«, wollte Dagobert wissen.
    »Weil Wuschel mir dazwischengekommen ist.«
    Wuschel senkte den Kopf, als wollte er sagen: Ich geb’s zu.
    »Ift fon gut«, sagte Robert mit beiden Händen vor der Nase. »Fie haben ja beide daf Befte gefollt.«
    »Da wär ich mir nicht so sicher«, sagte Dagobert, der inzwischen meine Schulter losgelassen hatte.
    »Und wieso nicht, kleiner Klugscheißer?«, fragte Rigobert lauernd.
    » Klein ? – Hast du ›klein‹ gesagt, du aufgestellter Mäusepups?«
    » Mäusepups ? – Hast du ›Mäusepups‹ gesagt, du Rollmops auf Beinen?«
    » Rollmops ? – Hast du ›Rollmops‹ gesagt?«
    Falls jetzt jemand denkt, die beiden hätten doch einen Knall, kann ich’s ihm nicht verdenken. Oder okay: Sie haben einen. Einen kleinen. Aber dass sie schwer in Ordnung sind, dabei bleibt’s. Und Kuno brauchte auch nur kurz die Stirn zu runzeln und sie von den Zehen bis zum Scheitel zu mustern, dann kriegten sie sich wieder ein. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, sollte Kunos Blick wahrscheinlichheißen (falls es in der Ritterzeit schon Glashäuser gab, sonst eben so ähnlich). Für alle, die es nicht wissen: Kuno ist so eine lange dünne Bohnenstange, und Rigobert und Dagobert sind so kleine, kugelrunde Knubbel. Jetzt gerade waren sie sich ausnahmsweise mal einig.
    »Pöh!«, sagten sie wie aus einem Mund, und dann war Ruhe.
    »So«, sagte Kuno. »Und jetzt erklär ich unseren Freunden endlich, was hier …«
    Was hier los ist, wollte er wahrscheinlich sagen, aber er kam nicht so weit. Denn genau da ging draußen vor der Burg ein Lärm los, den ich in der Ritterzeit nie im Leben erwartet hätte: Da draußenkreischten Mädchen. Und wie! Laut! Und schrill!

    »Waf ift daf ?«, fragte Robert, immer noch mit den Händen vor der Nase. Wahrscheinlich wusste er es genauso gut wie ich und konnte es nur nicht glauben.
    »Mädchen«, sagte Kuno.
    »Und farum kreifen die fo?«
    »Wegen dem Weißen und dem Schwarzen Ritter«, sagte Kuno.
    »Die einen wegen dem Weißen«, sagte Rigobert.
    »Und die anderen wegen dem Schwarzen«, sagte Dagobert.

    »Verftehe«,

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