Das U-Boot-Phantom
Tiefen hervorgetaucht. Die Besatzung hatte irgend etwas vor.
Der Superintendent wartete noch einige Minuten, bis er sicher sein konnte, daß der Kahn auch nicht wieder verschwand. Dann eilte er dorthin, wo sich der Schalter des Motors befand. Er brauchte ihn hinter dem Vorhang nur nach rechts zu drehen.
Augenblicklich erklang ein leises Summen. Sir James schaute zu, wie die Scheibe langsam zur Seite rollte. Er öffnete sie nicht ganz, nur so weit, daß er sich durch die Öffnung schieben konnte. Der Wind schnitt in sein Gesicht. Er brachte die herbstliche Kälte mit, aber die Luft war klar. Selbst über dem Wasser lagen keine Nebelschwaden, für diese Jahreszeit an sich selten. An das Fenster war eine Terrasse angebaut worden. Zum Fluß hin lag sie noch erhöht. Um auf das Ufergelände zu gelangen, mußte der Superintendent die Stufen einer Treppe gehen. Sie waren feucht geworden. Er gab acht, daß er nicht ausrutschte.
Nach der fünften Stufe versanken seine Schuhe im weichen Gras der Uferlandschaft. Dieses Stück Land hatte der Club gekauft. Es konnte nicht bebaut werden.
Sir James ließ das U-Boot nicht aus den Augen, als er sich auf den Fluß zubewegte. Er befand sich mutterseelenallein unterwegs. Zurück blieb das Clubgebäude mit dem matt erleuchteten Fenster. Es schien in einer anderen Welt zu liegen.
Der Boden war feucht geworden. Am Tage hatte es noch geregnet, gegen Abend war die Bewölkung verschwunden, der Wind hatte den Himmel blankgefegt.
Im Clubhaus war es still gewesen. Jetzt trug der Wind das Rauschen der Wellen heran, und Sir James stemmte sein Gesicht gegen die heranwehende Kühle.
Er fühlte sich nicht gerade unwohl, aber er hatte trotzdem das Gefühl, sich in Gefahr zu begeben. Natürlieh wollte er das U-Boot nicht entern, die Möglichkeit hätte er gar nicht besessen, doch aus der Nähe wollte er es sich schon ansehen. Möglicherweise konnte er herausfinden, zu welcher Nationalität es gehörte.
Am anderen Ufer lief der nächtliche Verkehr entlang. An dieser Seite war es ruhig, fast unheimlich, denn das Rauschen des Wassers wirkte auf keinen Fall beruhigend.
Sir James Powell lief in die Mulde mit dem weichen Untergrund hinein. Zum Crcifen nahe kam ihm das Wasser des Flusses vor. Er sah die Wellen, den hellen Schaum, hörte das Rauschen, entdeckte den Schatten des U-Boots und brauchte nicht mehr lange zu laufen, um die Stelle zu erreichen, wo die Wellen am Ufer ausliefen. Dort blieb er stehen. Unter seinen Füßen befanden sich jetzt flache Kieselsteine, der Grasteppich lag zurück, und kleine Steinstreifen stießen auch wie lange Finger in die rollenden Wellen hinein.
Das U-Boot lag dort wie ein Klotz. Es war etwa in der Mitte des Flusses aufgetaucht und schaukelte leicht in der Strömung. Gern hätte Sir James jetzt einen Scheinwerfer gehabt, so aber konnte er nicht genau erkennen, was sich auf dem Boot tat. An Deck hatte er eine Bewegung gesehen.
Um besser sehen zu können, verließ er seinen Beobachtungsposten und schritt über die lange Zunge aus Steinen in den Fluß hinein. Zum Glück führte die Themse nicht viel Wasser, sonst wäre diese Zunge längst verschwunden gewesen.
Sir James blieb am Ende dieser Zunge stehen. Jetzt konnte er besser sehen. Sein Blick traf das Deck des U-Boots, und er stellte fest, daß es nicht mehr frei war.
Aus dem Bauch waren die Mitglieder der Besatzung geklettert. Sir James schaute genau hin. Er hatte damit gerechnet, Soldaten zu sehen. Im ersten Augenblick glaubte er auch daran, als er die dunklen Gestalten sah, bis er feststellte, daß die Kleidung der drei Leute an den Rändern flatterte.
Uniformen konnten das nicht sein!
Das Herz des Mannes schlug schneller. Sir James nahm noch seine Brille ab und putzte die Gläser. Er ahnte, daß er dicht vor einer entscheidenden Entdeckung stand, setzte die Brille wieder auf, schaute noch einmal nach und stellte fest, daß seine Vermutung zutraf. In der Brust verspürte er einen Stich. Er wollte eigentlich nicht glauben, was er da geboten bekam.
Drei vermummte Gestalten hatten das U-Boot verlassen, es waren keine Soldaten!
***
Unbeweglich blieb der Superintendent auf seinem einsamen Beobachtungsplatz stehen und ließ das Deck des Bootes nicht aus den Augen. Er spürte wederden Wind, noch hörte er das Rauschen der Wellen. Sein Interesse galt einzig und allein den drei Gestalten, die sich wie Zinnfiguren an Deck aufgebaut hatten.
Sie sahen in ihren langen Kutten aus wie Mönche. Zudem hatten sie noch
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