Das unheimliche Schloss (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
bin sicher der Letzte, der ihr schweres Schicksal nicht anzuerkennen wüsste. Aber irgendwo gibt es eine Grenze... und ich finde, Christiane hat sie eindeutig überschritten."
Dann blickte Wilfried an seiner zukünftigen Frau herab.
Die Bewunderung, die er empfand, war ihm deutlich anzusehen.
"Dies ist also das Kleid aus Mailand..", murmelte er.
"Ja. Gefällt es dir?"
"Wie du schon in Mailand sagtest: Es ist ein Traum. Aber zu diesem Traum wird es erst, wenn du es trägst, Susanne..."
*
Am Abend suchte Wilfried von Eichenbach seinen Vater auf, der sich in der Schlossbibliothek aufhielt.
Fürst Friedrich war in die Lektüre eines ledergebundenen Bandes vertieft. Er war ein leidenschaftlicher Sammler von wertvollen Erstausgaben, die sich in großer Zahl in den langen Regalreihen befanden.
Im Kamin prasselte ein Feuer, denn es war etwas kühler geworden.
Der Fürst blickte von seiner Lektüre auf und sah seinen Sohn etwas erstaunt an.
"Hast du ein Anliegen?", erkundigte er sich. "Jedenfalls glaube ich kaum, dass es die alten Bücher sind, die dich heute hier her locken..."
Wilfried druckste etwas herum.
Einige Augenblicke lang blickte er dann nachdenklich in die prasselnde Kaminglut. Noch suchte er nach den richtigen Worten, um dem Fürsten sein Anliegen vorzutragen.
"Du hast recht", gestand er schließlich ein. "Es gibt da etwas, worüber ich unbedingt mit dir sprechen muss..."
"Nur zu", ermunterte Fürst Friedrich seinen Sohn. Dabei legte er das Buch nun endgültig zur Seite.
Wilfried atmete tief durch, nahm den gusseisernen Schürhaken und stocherte etwas in der Glut herum.
Dann drehte er sich herum und sagte: "Es geht um Komtess Christiane... So geht es einfach nicht weiter, Vater. Sie streut haltlose Verdächtigungen und macht meiner zukünftigen Verlobten das Leben hier zur Hölle..."
Fürst Friedrich hob die buschigen Augenbrauen.
"Übertreibst du nicht vielleicht ein wenig?", meinte er.
"Ich war immer sehr duldsam ihr gegenüber. Schließlich weiß ich nur zu gut, was für ein schweres Schicksal Christiane hinter sich hat. Ganz gewiss kann man es ihr nicht anlasten, dass sie seelisch krank geworden ist... Aber nun hat sie den Bogen entschieden überspannt!"
"Wilfried..."
Die Stimme Fürst Friedrichs klang ruhig und besonnen.
"Vater, es ist wie damals... bei Lisa!" Wilfried setzte sich in einen der großen Sessel und beugte sich etwas vor.
"Was meinst du damit?"
"Christiane versucht systematisch, mein Glück zu zerstören. Aber ich bin nicht gewillt, das hinzunehmen..."
Der Fürst machte ein nachdenkliches Gesicht. "Und was sollte deiner Meinung nach getan werden? Du weißt, dass deine Mutter es nicht zulassen würde, Christiane in einem Sanatorium unterbringen zu lassen..."
"Und wenn man ihr dort besser helfen könnte, als dies auf Schloss Eichenbach möglich ist?"
"Niemand kann ihr im Moment helfen, Wilfried. Das ist leider die traurige Wahrheit. Wenn es eine Heilung für sie gibt, dann dauert sie sehr lange. Du weißt doch, was die Ärzte darüber gesagt haben..."
"Aber es geht nicht an, dass diese Person versucht, mein Leben zu zerstören. Sei sie nun krank oder nicht!"
"Deine Mutter kann ja noch einmal mit ihr reden. Auf sie hört sie noch ehesten..."
Wilfried seufzte. "Gut", sagte er schließlich. "Man kann es ja wenigstens versuchen..." Die Schatten des lodernden Feuers tanzten auf dem Gesicht des Fürstensohnes. Er wirkte nachdenklich und in sich gekehrt. Sein Vater bemerkte die düstere Stimmung seines Sohnes sehr wohl. Er beugte sich etwas vor.
"Worüber denkst du nach, Wilfried?", fragte er schließlich vorsichtig.
Wilfried fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch das Haar.
Sein Gesicht bekam einen beinahe verzweifelten Ausdruck.
"Christianes Verhalten geht mir ziemlich an die Nieren", erklärte er dann. "Einerseits natürlich, weil es um das Wohlbefinden meiner zukünftigen Frau geht. Und das ist mir sehr wichtig. Aber andererseits..."
Er stockte und sprach nicht weiter.
"Was?", hakte Fürst Friedrich nach.
Er musterte seinen Sohn sehr aufmerksam.
"Jedesmal wenn Christiane ihre absurden Anschuldigungen ausstößt, dann reißt das alte Wunden wieder auf. Wunden, die ich längst vernarbt glaubte..."
"Ich verstehe dich gut, mein Sohn. Und ich kann auch nachvollziehen, dass du dir eher heute als morgen wünschen würdest, dass Christiane Schloss Eichenbach verlässt...."
"So habe ich das nie gesagt!", unterbrach Wilfried sogleich seinen Vater.
Dieser hob
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