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Das unsichtbare Buch

Das unsichtbare Buch

Titel: Das unsichtbare Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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möglich. Sie soll mich gefälligst in Ruhe lassen und für den Rest des Tages die Klappe halten.
    »Ist ja gut, du brauchst dich nicht gleich aufzuregen«, sagt sie. Anscheinend hat sie die Botschaft verstanden. »Du bist wirklich unausstehlich!«
    »Ich reg mich überhaupt nicht auf«, gifte ich sie an. »Kapiert?«
    Endlich ist sie still.
    Aber ich bin heute auf Krawall gebürstet.
    »Mein Vater hat ein neues Buch begonnen«, sage ich nach ein paar Minuten.
    »Ach ja?«, ruft sie interessiert. »Einen neuen Roman?«
    »Ja«, antworte ich, ohne sie anzusehen. »Er hat schon viele Seiten geschrieben.«
    »Wie cool! Wovon handelt er? Wann ist er damit fertig?«
    Ich tue geheimnisvoll und warte eine Weile, bevor ich antworte.
    »Na ja«, sage ich schließlich gedehnt, »du weißt ja, so was ist streng geheim.«
    »Ist die Hauptperson ein Mädchen?«
    »Darüber darf ich nicht sprechen«, flüstere ich. »Tut mir leid.«
    Wie gesagt, ich bin heute schlecht drauf. Deswegen behandle ich sie so. Vielleicht wird meine Laune dadurch besser.
    »Ich würde es so gerne lesen«, sagt sie beinahe flehend.
    »Dann musst du warten, bis es rauskommt«, erkläre ich bestimmt. »Musst dich wohl noch ein wenig gedulden.«
    »Ich würde es aber gerne gleich lesen …«
    »Bist du verrückt? Man darf eine Geschichte nicht lesen, während sie geschrieben wird«, weise ich sie zurecht. »Das bringt Unglück.«
    In diesem Augenblick trifft mich ein Papierkügelchen am Kopf.
    »Au!«, schreie ich.
    »Was ist da los?«, fragt der Lehrer und schaut zu mir herüber.
    Ich bin aufgesprungen, ohne es zu merken.
    »César … Hör bitte auf, deine Mitschüler vom Unterricht abzulenken.«
    »Ich …«
    »Setz dich wieder hin und verhalte dich still«, ermahnt mich der Lehrer und wendet sich wieder der Tafel zu.
    Ich setze mich hin und rühre mich nicht mehr.
    Doch da trifft mich ein zweites Papierkügelchen am Hals. Plopp!
    Diesmal springe ich auf, um zu sehen, wer es war.
    Leider fallen dabei meine Bücher und meine Tasche auf den Boden … Die ganze Klasse fängt an zu lachen.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, ruft der Lehrer und sieht mich böse an.
    »Lorenzo hat mir ein Papierkügelchen an den Hals geschossen«, sage ich und zeige auf den Übeltäter.
    »Er lügt, Señor González«, schreit Lorenzo und springt ebenfalls auf.
    »César! Du verlässt auf der Stelle die Klasse!«, befiehlt der Lehrer. »Nach der Pause kannst du wieder reinkommen.«
    Widerspruchslos gehe ich hinaus. Die anderen grinsen schadenfroh.
    Draußen setze ich mich auf die Steintreppe, die zum Schulhof führt. Ich versuche, mich zu beruhigen, aber es gelingt mir nicht. Ich bin stinksauer. Ich stehe auf und laufe ein paar Runden auf dem Schulhof, bis die anderen zur Pause herauskommen.
    Kaum erblickt mich Lucía, kommt sie auch schon angerannt.
    »Hey! Was machst du denn da?«
    »Ich laufe. Um mich abzuregen.«
    »Darf ich mitlaufen?«, fragt sie und kommt näher.
    »Von mir aus … Aber ich warne dich, ich bin ziemlich schlecht drauf.«
    »Ist mir egal. Ich muss mir dir reden.«
    »Beim Laufen redet man nicht«, erwidere ich.
    »Wird es ein richtiger Roman?«
    Ich gebe keine Antwort.
    »Der Roman deines Vaters«, fährt sie fort, »ist er sehr dick?«
    »Woher soll ich das wissen? … Hast du nicht zugehört? Er ist noch nicht fertig.«
    »Ja, aber wenn er fertig ist … wird das dann eine lange Geschichte, mit vielen Seiten?«
    »Geht dich das was an?«
    »Nein, aber es interessiert mich eben. Ich mag nämlich dicke Bücher, weißt du …«
    Ich laufe etwas schneller, um sie loszuwerden.
    »Renn doch nicht so!«, keucht sie hinter mir her.
    Ich kümmere mich nicht um sie und lege noch einen Gang zu.
    »Sieh an, wen haben wir denn da?«
    Lorenzo, der mit den Papierkügelchen, stellt sich mir in den Weg. Zwei weitere Jungen kommen dazu.
    »Wo willst du denn so schnell hin?«
    »Lasst mich in Ruhe«, entgegne ich. »Ich will keinen Streit.«
    »Ach nein? Eben in der Klasse warst du aber mutiger!«, sagt Lorenzo.
    »Er wollte wohl vor den Mädchen den Helden spielen«, lacht der zweite.
    »Und er ist ’ne Petze!«, setzt der dritte hinzu.
    Ich bin stehen geblieben. Mir zittern die Knie.
    »Und was jetzt?«, fragt Lorenzo herausfordernd.
    »Ich will keinen Streit«, wiederhole ich. »Ich will nur …«
    »Du bist ein Feigling!«, sagt Lorenzo und hält mich am Hemd fest.
    Plötzlich stürzt ein Schatten hinter meinem Rücken hervor und tritt Lorenzo gegen das Schienbein

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