Sternenschweif 24 - Geheimnis der Nacht
1
Es war früh am Morgen und noch ziemlich frisch. Am Himmel hingen dunkle Wolken, die nach Regen aussahen. Laura seufzte, während sie frisches Stroh in Sternenschweifs Box verteilte. Regen hatten sie wirklich genug gehabt in letzter Zeit, dazwischen allerdings auch ein bisschen Sonne. Typisches Oktoberwetter, dachte Laura. Hoffentlich war es in den Herbstferien besser. Sie freute sich auf ein paar freie Tage. Dann war erst einmal Schluss mit der Lernerei derletzten Wochen. Sie ergriff eine Schaufel und schöpfte Futter aus dem Eimer.
„Hier, mein Freund“, sagte sie und füllte die Körner in den Trog. „Lass dir dein Frühstück schmecken. Ab morgen wirddir dann ja Lilamond beim Fressen Gesellschaft leisten.“
Sternenschweif blickte kurz auf und schnaubte. Laura wusste, dass er sich auf Lilamond freute. Genauso wie sie sich auf Jane freute. Sie würde eine Woche bei Laura wohnen, damit ihre Eltern sich um das neue Haus kümmern konnten, in das sie demnächst einzogen. Janes Eltern wurden von der Firma, für die sie arbeiteten, in eine andere Stadt versetzt und deswegen musste die ganze Familie jetzt umziehen. Dabei waren sie erst vor Kurzem hierhergezogen und Jane ging noch gar nicht so lange in Lauras Klasse.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass wir Jane bald nur noch selten sehen werden“, sagte Laura seufzend.
Sternenschweif nickte. Laura wusste, dass er jedes Wort verstand, genauso wie Lilamond jedes Wort von Jane verstand. Hinter den beiden Ponys verbarg sich nämlich ein Geheimnis. Mithilfe eines Zauberspruchs verwandelten sie sich in Einhörner! Solange Sternenschweif ein Einhorn war, konnte sich Laura mit ihm unterhalten und sogar mit ihm fliegen. Und das waren nur zwei seiner magischen Fähigkeiten. Nach und nach hatten sie bei ihren aufregenden Abenteuern noch viel mehr Zauberkräfte entdeckt.
„Zum Glück stehen jetzt erst einmal die Herbstferien vor der Tür“, versuchte Laura den Gedanken an Janes Umzug zu verdrängen. „Und da möchte ich mit Jane lauter tolle Sachen unternehmen. Wir werden auf jedenFall stundenlang ausreiten und vielleicht können wir nachts sogar endlich einmal gemeinsam fliegen?“
„Am allermeisten freue ich mich natürlich auf das Reitfest in Wellington am Sonntag“, fuhr Laura fort. „Das wird bestimmt super.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr.
„Oje, schon so spät“, stellte sie mit Erschrecken fest. „In einer halben Stunde beginnt die Schule.“ Rasch drückte sie Sternenschweif einen Kuss auf die Nase. „Tschüss, bis später“, sagte sie und eilte aus dem Stall. Als sie gerade aus der Tür trat, vernahm sie ein Geräusch, wie wenn ein Zweig brach. Laura fuhr herum. „Ist da jemand?“, fragte sie. Ein komisches Gefühl beschlich sie. Sie blickte sich nachallen Richtungen um, konnte aber nichts entdecken. Nachdenklich ging sie zurück in den Stall.
„Draußen war gerade ein Geräusch, als ob jemand auf einen Ast getreten wäre. Ich habe aber niemand gesehen. Ist dir etwas aufgefallen?“, fragte sie Sternenschweif. Er schüttelte den Kopf und warf ihr einen verschmitzten Blick zu.
„Meinst du etwa, ich höre schon Gespenster husten?“, fragte Laura entrüstet. „Das ist nicht wahr, da war ganz sicher etwas.“
Sternenschweif stupste Lauras Handgelenk an.
„Du hast recht, ich muss mich jetzt wirklich beeilen“, antwortete sie und sauste los.
Als sie in die Küche kam, war der Rest der Familie bereits um den großen Tisch versammelt. Lauras kleiner Terrier Walter kam ihr schwanzwedelnd entgegen. Sie beugte sich hinunter, um ihn zu streicheln. Der große Berner Sennenhund ihres Bruders Max ließ nur ein tiefes Bellen erklingen, bewegte sich jedoch keinen Zentimeter vom Tisch weg. Wie immer hoffte er, dass ein Leckerbissen für ihn abfiele.
„Du bist ganz schön spät dran“, bemerkte Max mit vollen Backen.
„In zehn Minuten müssen wir los“, sagte Mrs Foster, die gerade Sophie ihren Morgenbrei gab. Lauras kleine Schwester prustete, sodass der Brei nach allen Seiten spritzte. Sie war jetzt ein Dreivierteljahr alt und schien dauernd Hunger zu haben.
Laura schnappte sich eine Scheibe Brot und raste in ihr Zimmer. Sie zog sich die Stallklamotten aus und schlüpfte rasch in ein Paar Jeans und einen sauberen Pulli. Sie wusch sich Gesicht und Hände, kämmte sich die Haare und lief wieder nach unten. Ihre Mutter hatte Sophie bereits in den Kindersitz gesetzt und kramte in ihrer Tasche nach den Schlüsseln.
„Können wir?“,
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