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Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Lang
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darauf programmiert hatte, viele menschliche Funktionen zu simulieren – Atmung, Blutkreislauf, sogar Verdauung –, doch er hatte noch nie Gelegenheit gefunden, darauf zu achten. Seit mehr als zehn Jahren kannte er Data und hielt ihn für einen Freund, doch nie hatten sie länger als einige wenige Sekunden schweigend zusammengesessen. Es war ein ernüchternder Gedanke.
      »Captain…«, sagte Data und blickte noch immer zu Boden.
      »Ich möchte den Gefühlschip deaktivieren.«
      Picard rutschte im Sessel zur Seite. »Glauben Sie, es könnte erneut zu einer automatischen Deaktivierung kommen? Befürchten Sie eine Gefahr für andere Systeme?«
      Data schüttelte den Kopf und sah auf. »Sie haben mich falsch verstanden. Ich möchte ihn ausschalten – für immer.«
      Picard runzelte die Stirn. »Data… Wir haben schon einmal darüber gesprochen. Sie selbst haben eben darauf Bezug genommen. Ich richte jetzt die gleichen Worte an Sie wie bei jener Gelegenheit: Sie können sich nicht immer dann vor Ihren Gefühlen verstecken, wenn sie unangenehm werden.«
      »Aber gaben Sie mir nicht eine entsprechende Anweisung, als die Borg in die Enterprise eindrangen?«
      Picard schauderte innerlich, als er daran dachte. Eine Zeitreise hatte die Enterprise ins einundzwanzigste Jahrhundert gebracht, um die Borg daran zu hindern, die Vergangenheit der Erde zu verändern. Den Borg war es gelungen, die Verteidigungssysteme des Schiffes zu überlisten und die unteren Decks zu übernehmen. Picard hatte einen Stoßtrupp geleitet, um die Stärke des Feindes in Erfahrung zu bringen, und unterwegs hatte Data ständig über die Fluktuationen seiner Gefühlslage berichtet.
      Der Stoßtrupp hatte zum größten Teil aus jungen Kadetten bestanden, die Datas Eigenarten nicht kannten und bereits verunsichert waren angesichts der Vorstellung, gegen Borg-Drohnen kämpfen zu müssen. Picard hatte sich nicht die Zeit nehmen können, den Kadetten oder Data die Dinge zu erklären, und deshalb war ihm nichts anderes übrig geblieben, als dem Androiden zu befehlen, seinen Gefühlschip zu deaktivieren. Die Sicherheit des Schiffes hatte Vorrang vor dem Wohlergehen eines einzelnen Crewmitglieds. So wenig es ihm auch gefiel: Picard wusste immer, wie er sich in einem solchen Fall entscheiden musste.
      »Vielleicht habe ich Ihnen damals ein Unrecht angetan, Data«, sagte Picard. »Wenn Sie wirklich verstehen wollen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, so müssen Sie lernen, über solche Perioden in Ihrem Leben hinauszuwachsen und innere Kraft zu finden. Hemingway schrieb: ›Die Welt bricht jeden, aber nachher sind viele stark an den Bruchstellen.‹«
      »Mir ist aufgefallen, dass meistens nur dieser eine Satz zitiert wird, nicht aber die nächsten«, sagte Data. »Sie lauten: ›Aber jene, die sie nicht bricht, bringt sie um. Unvoreingenommen tötet sie die sehr Guten, die sehr Freundlichen und die sehr Tapferen. Wer nicht zu ihnen zählt, kann sicher sein, ebenfalls getötet zu werden, ohne besondere Eile.‹« Data schwieg, um den Worten zusätzliches Gewicht zu verleihen. »Aber Hemingway wusste nichts von künstlichen Lebensformen.«
      »Nein, davon wusste er nichts«, pflichtete Picard dem Androiden bei. »Doch ich glaube, ihm war das erstaunliche Heilvermögen des menschlichen Herzens klar. Das ist ein weiterer Aspekt der menschlichen Natur, den Sie noch erleben müssen, Data. Ich will nicht in Counselor Trois Rolle schlüpfen – aber sie gäbe Ihnen vermutlich den Rat, sich Zeit für die Heilung zu nehmen.«
      Picard beobachtete, wie einige Falten aus Datas Mund-und Augenwinkeln verschwanden, und schließlich nickte der Androide. »Nun gut, Captain, ich werde mir Zeit nehmen.«
      Und mit einer Bitterkeit, die Picard nie zuvor in seiner Stimme gehört hatte, fügte er hinzu: »Davon steht mir jede Menge zur Verfügung.«
    Picard versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. »Gut«, sagte er unsicher. »Ausgezeichnet.« Er wollte sich zurücklehnen, doch dann fiel ihm der Tee ein und er griff nach der Tasse. »Dies scheint mir der richtige Augenblick zu sein, auf Angelegenheiten des Dienstes zu sprechen zu kommen und Ihnen von einer Nachricht zu erzählen, die ich vor kurzer Zeit bekommen habe. Sie steht in einem gewissen Zusammenhang mit den gerade besprochenen Dingen. Admiral Haftel vom Daystrom-Institut auf Galor IV hat mir Unerfreuliches mitgeteilt. Offenbar hat Commander Bruce Maddox während der letzten beiden Jahre

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