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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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jedoch bald zu groß sein würde.
    Nach diesem Großreinemachen hatte Bellona die Hände in die Hüften gestemmt und sich zufrieden umgesehen.
    »Alles ist bereit für dich, Melisande«, hatte sie gesagt. »Wir sind da.«
    In der Nacht hatte Bellona dann in der Hütte Wache gehalten. Wann immer er aus seinem unruhigen Schlaf erwachte, sah er sie auf der Seite liegen, die Augen auf die glühenden Kohlen geheftet, deren Licht sich in ihnen spiegelte.
    Heute Morgen hatte sie ihn zunächst zum Blumenpflücken geschickt. Er wusste, wie wichtig die Blumen ihr waren. Deshalb waren sie inzwischen auch für ihn wichtig. Sie gehörten zum Ritual dieses Tages, und er hatte bereits vorab nach Orten Ausschau gehalten, wo die wilden Frühlingsblumen blühten. Auch er wollte vorbereitet sein.
    So brachte er zwei Fäuste voll heller Blausterne mit, ein paar Hundsveilchen und Tränendes Herz. Das alles reichte er Bellona, welche die Blumen in eine der beiden Schalen steckte, die jetzt mit Wasser gefüllt waren. Dann stellte sie die Blumen auf den Tisch und setzte sich. Er hockte sich auf seinen Stuhl. Seine Krallen schabten nervös über den Boden, rissen die Binsen auf und erfüllten die Luft mit dem süßen Duft grüner, wachsender Dinge. Bellona schaute ihn an. Auch das war etwas Besonderes. An anderen Tagen warf sie ihm nur notfalls den einen oder anderen Blick zu. Sein Anblick war schmerzlich für sie. Früher einmal hatte er geglaubt zu wissen, warum sie ihn so ungern ansah, doch an seinem letzten Geburtstag war er eines Besseren belehrt worden.
    Heute sah sie ihn an, berührte ihn sogar. Ihr Blick und ihre Berührung machten den Tag doppelt bedeutsam. Angespannt wartete er auf den speziellen Moment.
    »Tritt ein, Melisande. Du bist willkommen«, rief Bellona. Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen durch die Ritzen zwischen den Bohlen und durch die offene Tür. »Du bist gekommen, um deinen Sohn zu sehen. Hier ist er. Er wird dir die Ehre erweisen. Nem!« Bellona sah ihm in die Augen. »Komm zu mir. Zeig deiner Mutter, wie groß du geworden bist.«
    Nems Mutter, Melisande, war tot. Sie war am Tag seiner Geburt gestorben. Ihr Tod und seine Geburt waren miteinander verstrickt, nur begriff Nem noch nicht, auf welche Weise. Aber er stellte keine Fragen. Dass Bellona für Fragen wenig Geduld hatte, wusste er schon seit langem.
    Nem stand auf. Seine Krallen kratzten über den gestampften Lehmboden, und er war sich dieses Geräusches in der Stille deutlich bewusst. Es duftete nach den Blüten und den aufgerissenen Binsen. Er nahm das Geräusch so bewusst wahr, weil er wusste, dass auch Bellona es sehr deutlich hörte. Jedenfalls an diesem einen Tag. Sonst konnte sie es durchaus ignorieren.
    Nem sah sich selbst in ihren dunklen Augen. Es war das einzige Mal im Jahr, wo er sich dort erblickte. Er sah ein Gesicht, das dem anderer Kinder glich. Nur hatte sein Gesicht vergessen, wie man lächelte. Er sah blaue Augen ohne Furcht, denn Bellona hatte ihn gelehrt, dass er jede Furcht zu beherrschen hatte. Er sah blonde Haare, die seine Mutter kurz hielt, indem sie wild mit dem Messer daran herumschnitt, als würde es sie verletzen. Er sah Kinderarme, die stärker waren als die anderer Kinder, denn irgendwann sollte er sich damit draußen in der Welt seinen Lebensunterhalt verdienen können. Er sah den Körper eines Kindes, der inzwischen allen Babyspeck verloren hatte. Unter der sonnengebräunten Haut waren seine Rippen zu sehen.
    Und er erblickte in ihren Augen seine Beine. Sie glichen nicht den Beinen eines ganz normalen Menschenkindes. Von den Lenden abwärts waren es Tierbeine, an den Knien gekrümmt und komplett von glitzernden blauen Schuppen überzogen. Seine langen Zehen endeten in scharfen Krallen.
    Nem ging auf Bellona zu. Sie legte ihm beide Hände auf die Schultern und kniff fest hinein, damit er sich so hoch wie möglich aufrichtete, so weit es seine krummen Beine gestatteten. Dann strich sie ihm mit ihrer rauen, schwieligen Hand die Haare aus den Augen. Als sie ihn lange anschaute, sah er den Schmerz, der ihren strengen Mund zum Zucken brachte und ihre Augen noch dunkler erscheinen ließ.
    »Hier ist dein Junge, Melisande. Hier ist Nem. Begrüße deine Mutter, Nem.«
    »Sei gegrüßt, Mutter«, sagte Nem mit leiser, feierlicher Stimme.
    »Heute vor sechs Jahren kamst du zur Welt, Nem«, erklärte Bellona. »Für dich begann der Tag mit Blut und endete mit Feuer. Für deine Mutter begann er mit Schmerzen und endete mit dem

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